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Donnerstag, 17. März 2011

Blaue Augen - Joanne Harris


352 Seiten, € 19,99 (D)
List
ISBN: 9783471350539

Erscheint am 11. März 2011


Klappentext:

Es war einmal eine Witwe, die hatte drei Söhne. Sie hießen Schwarz, Braun und Blau. Schwarz war der älteste, er war launisch und streitsüchtig. Braun war der mittlere, er war furchtsam und einfältig. Blau jedoch war der Liebling seiner Mutter. Und er war ein Mörder.

Ein Mann gesteht einen Mord, den er nicht begangen haben kann. Joanne Harris erzählt die Geschichte eines Jungen, der durch die Grausamkeit seiner Mutter zum Verbrecher wird.


Mein Umriss:

B.B. postet im Internet unter dem Synonym Blauauge in seinem Webblog boesebuben. Gleich am Anfang geht es um den Unfalltod seines Bruders, welchen Blauauge als perfekten (?) Mord bezeichnet.

Er lebt mit seiner Mutter in Malbry. Diese Mutter hütet ihren Sohn wie ihre unzähligen Prozellanhunde, übersieht aber wohl die Machenschaften ihres Lieblingssohnes, der im realen Leben im Krankenhaus arbeitet. Was er dort macht, schreibt er aber nicht.

Auch sein zweiter Bruder starb unter mysteriösen Umständen.

Seine Gabe, Gerüche und Farben mit bestimmten Worten auszudrücken machten ihn einst zum Forschungsobjekt, bis ihm Emily die Show stahl und ebenso ums Leben kam. Oder vielleicht nicht?



Mein Eindruck:



Joanne Harris hat mit Chocolat ein wirklich traumhaftes Buch verfasst. Mit blaue Augen konnte ich persönlich nicht viel anfangen. Zu verworren und an den Haaren herbeigezogen erscheinen mir die Blogeinträge von Blauauge. Irgendwie erwartete ich Spannung, aber die fehlte mir hier leider total. Auch wenn die Blogeinträge teils brutal geschrieben sind, erinnern sie mich eher an kranke Fantasien.

In irgendeiner Weise sollte sich der Leser mit dem Geschehen und den Personen identifizieren können, oder zumindest mit ihnen leben, solange er sich mit dem Buch beschäftigt. Ich stand allerdings total daneben und zeitweise las ich kopfschüttelnd weiter und fragte mich die ganze Zeit über, was das denn soll.

Will Joanne Harris einfach rüberbringen, was wir als Eltern versuchen unseren Kindern beizubringen? Und zwar, dass nicht alles im Internet der Wahrheit entspricht und sie sich doch lieber Freunde im wahren Leben suchen sollen?



Fazit:



Mit diesem Buch machte mir Joanne Harris keine Freude, aber ich hoffe, dass sie irgendwann zu „ihrem“ Stil zurückfindet.

Donnerstag, 24. Februar 2011

Wir sind die Könige von Colorado - David E. Hilton


416 Seiten, € 19,90 (D) Gebunden
Arche Literatur Verlag Zürich-Hamburg
ISBN: 978-3-7160-2647-2

Erscheint am 28. Februar 2011


Klappentext:

David E. Hilton hat mit Wir sind die Könige von Colorado einen Roman geschrieben, der an William Goldings Herr der Fliegen erinnert: ein Werk, das auf schonungslose Weise Auskunft gibt über den Verlust der Unschuld, die Natur des Bösen und die Macht wahrer Freundschaft.

Während der Vater überlebt, wird Will – eigentlich noch ein Kind – zu einem zweijährigen Zwangsaufenthalt auf einer abgelegenen Erziehungsranch hoch in den Bergen von Colorado verurteilt. Gemeinsam mit anderen Jugendlichen muss er dort wilde Pferde zähmen. Die Arbeit ist hart, und schon bald muss Will erfahren, dass auf dieser Ranch nicht nur der Wille von Tieren gebrochen werden soll. Doch er findet auch Freunde: Coop, Benny und Mickey, die eine verschworene Gemeinschaft bilden. Während die Jungen der Willkür der sadistischen Aufseher und eines hinterhältigen Mitgefangenen ausgesetzt sind, machen sie sich immer wieder gegenseitig Mut: »Scheiß auf die Welt da draußen. Hier drinnen sind wir Könige. Wir sind die Könige von Colorado.«

Als eines Tages Pferde ausbrechen, soll ein Trupp von Gefangenen und Wärtern die Tiere wieder einfangen. Auch Will und seine Freunde nehmen an dieser Expedition teil – bei der es für die Jungen schon bald ums nackte Überleben geht.

Mein Umriss:

50 Jahre sind vergangen. 50 Jahre seit Colorado. Jetzt erzählt uns Will Sheppard seine Geschichte. Die Geschichte einer Kindheit, die kaum zu ertragen war. Seine Mutter wurde von seinem alkoholkranken Vater vergewaltigt und geschlagen. Auch Will entkam der Gewalt seines Vaters nicht immer.

Bis sich Will seinem Vater entgegenstellt. 13 Jahre alt. Er will nur seine Mutter schützen. Mit einem Messer, das ihm sein Vater zum Geburtstag schenkte.

Sein Vater überlebte und Will wird vom Gericht in das Erziehungscamp Swope in Colorado gesteckt. Hier muss er erleben, dass es noch schlimmer geht.

Er kennt niemanden, er fühlt sich einsam, nur ein Foto seiner Mutter ist ihm geblieben. Gleich am ersten Abend wird er in eine blutige Schlägerei verwickelt. Wie überall gibt es auch auf der Swope-Ranch Gruppenbildungen und schnell ist er in die Gruppe von Benny, Coop und Mickey aufgenommen. Sie erklären ihm, dass die Schlägerei geplant war. Immer wenn ein Neuer kommt, muss der letzte Aufgenommene mit dem eine Schlägerei anzetteln.

Die Aufgabe der jugendlichen Straftäter ist es, die Farm am Laufen zu halten, die Pferde zu pflegen und neu eingefangene Wildpferde abzurichten. Arbeit, die Will eigentlich viel Spaß bereitet, wäre da nicht Silas. Ein brutaler Jugendlicher, der keine Möglichkeit auslässt, die anderen physisch und psychisch zu quälen. Schutz finden sie keinen, denn schnell stellt sich raus, dass die Aufseher um keinen Deut besser sind. Deren Quälereien gehen bis zur sexuellen Misshandlung der Jugendlichen. Auch schrecken sie nicht davor zurück, die Jungs mit Waffen zu bedrohen, sie in einen Bunker zu sperren, oder im härtesten Fall sie auch zu töten.

Als Benny durch ein Pferd im Stall lebensgefährlich verletzt wird, nehmen seine Kumpel an, dass er das nicht überleben wird, aber eines Tages ist er wieder zurück. Er ist nicht mehr der Alte, aber versucht sich wieder zu integrieren, was ihm die Wärter nicht gerade leicht machen.

Als eine Gruppe Pferde ausbricht, sollen ein paar Wärter mit ein paar Jungen die Pferde wieder einfangen und zurück bringen. Da jedoch eskaliert die ganze Situation...


Mein Eindruck:

David E. Hilton hat hier ein Buch in einer Form geschrieben, als hätte er das alles tatsächlich erlebt. Er geht so intensiv auf die einzelnen Personen ein, dass der Leser das Gefühl hat, diese persönlich zu kennen. Schnell entwickelt man Sympathien und Antipathien, den einzelnen jugendlichen Straftätern und auch Aufsichtspersonen gegenüber. Besonders hebt Hilton die Krankenschwester Miss Little hervor, die als stiller Schutzengel von den Jungs angesehen wird. Schnell ist der Leser im Geschehen und gefesselt von der Geschichte, die einem im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut geht. Teilweise brutal, aber keineswegs unrealistisch stellt Hilton den Alltag des Erziehungscamps dar. Er stoppt aber nicht bei der Entlassung der Jugendlichen, sondern geht zusätzlich auf deren weiteres Leben ein, in dem es die einzelnen durch ihre Vergangenheit nicht gerade leicht haben.


Fazit:

Ein Buch das schockiert und teilweise zu Tränen rührt und das man nicht mehr zur Seite legen will. Ich kann es guten Gewissens jedem Leser empfehlen.

Sonntag, 13. Februar 2011

Das Schweigen der Toten - Todd Ritter


84 Seiten, € 9,99 (D)
rororo
ISBN:
978-3-499-25588-5
Erscheinungsdatum: 01. Februar 2011

Klappentext:

Seit Menschengedenken hat sich in Perry Hollow kein Gewaltverbrechen ereignet. Doch an diesem Morgen wird ein Bürger des kleinen Ortes gefunden: in einem Sarg, die Lippen zugenäht, der Körper ausgeblutet. Während sich Kat Campbell, Sheriff der kleinen Stadt, an die Ermittlungen macht, geht bei der Perry Hollow Gazette der Text für eine weitere Traueranzeige ein. Todeszeit: in einer halben Stunde.

Mein Umriss:

Perry Hollow, ein verschlafener Ort in Pensylvania. Kat Campbell versieht dort ihren Dienst als Polizeichefin. Nie gab es in diesem Ort Gewaltverbrechen. Aber jetzt....

Erst wird Kat ein Fahrzeugdiebstahl gemeldet und kurz darauf eine aufgefundene Kiste am Straßenrand. Bei ihrem Eintreffen am Fundort stellt Kat fest, dass es sich um einen einfach zusammengenagelten Sarg aus Fichtenbrettern handelt und öffnet ihn. Darin findet sie einen gefesselten Mann, dessen Mund zugenäht ist. Auch sonst ist die Leiche bestialisch zugerichtet. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn Henry der Nachlassschreiber der Gazette erhielt die Todesnachricht schon bevor das Opfer ermordet wurde und Kat rechnet mit weiteren Morden. Diese lassen nicht lange auf sich warten....Auch das nächste Opfer findet sich in diesem schrecklichen Zustand und auch diesmal erhält Henry die Todesnachricht schon vor dem Todeszeitpunkt.

Die Ermittlungen beginnen, nur eine Person bleibt davon unbehelligt, bis es auch Kats Sohn James treffen soll und sich die Ereignisse überschlagen......

Mein Eindruck:

Todd Ritter schafft es, den Leser gleich am Anfang mit einem heftigen Ruck ins Geschehen zu stoßen und ihn dort bis zum Ende gefangen zu halten. Er spielt nicht mit dem Leser, sondern kommt klar auf den Punkt, was das Geschehen noch härter ankommen läßt. Die Schreibweise und Handlung ist klar strukturiert, den roten Faden zu verlieren ist unmöglich. Es ist schwer, bei diesem Buch eine Lesepause einzulegen.

Schade fand ich, dass ich gleich zu Anfang des zweiten Drittels wußte, wer der Mörder ist. Ich hoffte, dass ich Unrecht habe, aber meine Vermutung wurde bestätigt. Was die Handlung aber nicht weniger spannend macht.

Mein Fazit:

Ein wahres Feuerwerk für Thriller-Liebhaber, das ich guten Gewissens weiter empfehlen kann.

Montag, 10. Januar 2011

Blutstein - Johan Theorin


396 Seiten, € 19,95 (D) Gebunden
Piper
ISBN:
9783492054188

Erscheint am 05. Januar 2011

Klappentext:

Unwiderstehliche Atmosphäre und psychologische Hochspannung machten seine ersten Kriminalromane »Öland« und »Nebelsturm« zu internationalen Bestsellern. Jetzt legt Johan Theorin sein neues Buch vor, »Blutstein« – ein Kriminalroman über die dunklen Mythen einer Insel und ein grausiges Familiengeheimnis.

Rot wie Blut schimmert die Gesteinsschicht im Steinbruch von Stenvik. Jeder auf Öland kennt die Legenden von den Bluttaten, die diesen Stein gefärbt haben sollen. Auch Per Mörner kennt sie, und dennoch beschließt er, mit seinen Töchtern im Frühjahr nach Stenvik zu ziehen. Nach einem gescheiterten Brandanschlag auf seinen Vater Jerry sieht Per sich gezwungen, auch ihn zu sich auf die Insel zu holen. Doch Per kann nicht verhindern, dass Jerry schon kurz darauf vor seinen Augen getötet wird. Der Vater schien seinen Mörder gekannt zu haben – wer aber könnte ihn so gehasst haben, dass er das Risiko einging, ihn in aller Öffentlichkeit zu töten? Per Mörner lässt die Frage keine Ruhe. Und was er herausfindet, erschüttert ihn zutiefst …

Mein Umriss:

Blutrot schimmert eine Gesteinsschicht im Steinbruch von Stenvik, um den sich viele Mythen über Elfen und Trolle drehen.

Per Mörner ist schwer verletzt und fühlt das Benzin, mit dem er übergossen wird. Er hört das Geräusch der Streichholzschachtel, in der sein Tod lauert. Er erinnert sich an so viele Namen....
Vendela, die es immer wieder zum Elfenstein zieht und deren dort geäußerten Wünsche in Erfüllung gehen, Gerlof Davidsson, der aus dem Altersheim zurück auf die Insel zieht, um seine letzten Tage, Wochen oder Monate in seinem Haus zu verbringen, um unter anderem die Tagebücher seiner verstorbenen Frau zu lesen. Wer ist der Troll, von dem seine Frau schrieb und der ihr immer wieder Schmuck an die Haustüre legte? Pers Tochter, die mit Krebs im Krankenhaus auf dem Festland liegt. Viele andere Bewohner von Stenvik, die sich um den Steinbruch ansiedelten und deren Lebensgeschichten ineinander verwoben sind. Eben auch mit der von Per und Jerry Mörner. Vater und Sohn, die sich schon seit Jahren nichts mehr zu sagen hatten und deren Leben sich nach einem Brandanschlag auf Jerrys Haus dramatisch ändern sollte, nachdem Per ihn auf die Insel holt....

Mein Eindruck:

Leider verirrt sich Johan Theorin zu sehr in die einzelnen Familiengeschichten der Inselbewohner, so dass das eigentliche Geschehen in den Hintergrund gedrängt wird. Teilweise sehr langatmig geht er auf die Vergangenheit der Personen ein und weicht so vom Geschehen ab.
Zeitweise steigert er sich so in die Lebensgeschichten hinein, dass man als Leser Gefahr läuft den Faden zu verlieren.Dass er erst auf den letzten zwanzig Seiten seine Linie findet und den Leser nun doch fesselt, ist eher schade.

Immer wieder überlegte ich, das Buch abzubrechen und als uninteressant ins Regal zu stellen. Es gibt schlechtere Bücher, aber mit Sicherheit unzählige bessere Bücher, die mehr Freude bereiten, wenn man sie liest.

Mein Fazit:

Wenn man als Leser die im Klappentext versprochene Spannung sucht, ist man mit diesem Buch leider nicht so gut bedient.

Freitag, 19. November 2010

Leila: Ein bosnisches Mädchen - Alexandra Cavelius



Erfahrungen, Schicksale

Klappentext:

Leila,24,überlebt einen Alptraum: zwei Jahre Vergewaltigungslager in Bosnien. Jetzt erzählt sie ihre Geschichte. Ihr sensibler und aufwühlender Bericht ist das authentische Zeugnis eines Mädchens, das lernen muß, mit einem Leid zu leben, das Tausende Frauen in ihrer Heimat traumatisiert hat. Ein bewegendes Frauenschicksal, das von den dunklen und verdrängten Seiten des Krieges erzählt.

Mein Kommentar:

Mit 16 gerät Leila im Jugoslawienkrieg in Gefangenschaft und erlebt die Hölle. Vergewaltigung, Folter, Hunger und Durst im Konzentrationslager. So lange, bis die Frauen und Mädchen gebrochen sind. Dann weitere Gefangenschaft in einem sogenannten Frauenhaus, das nur weiterhin den Soldaten dazu dient, die Frauen zu vergewaltigen, Foltern und in den Wahnsinn zu treiben. Ihre Mutter ist während des ganzen Krieges auf der Suche nach Leila, aber leider ohne Erfolg. Gerettet wird Leila schlußendlich von einem Soldaten, der nach hause unterwegs ist. Aber als dieser sie mit seinen Kollegen (Polizisten) allein läßt, soll das Ganze wieder von vorne losgehen. Leila flüchtet in ein Haus, in dem eine Feldküche untergebracht ist und findet dort endlich Menschen, die es nur gut mit ihr meinen. Aber durch ihr Mißtrauen verweigert sie die erste Zeit das Sprechen. Einer der Männer verliebt sich in sie und Leila bekommt mit ihm ein Kind. Sie liebt diesen Mann aber nicht. Das stellt sie fest, als sie von ihrer Mutter endlich gefunden wird.....

Ein Buch, das dem Leser mächtig an die Nieren geht. Zart besaitete sollten dieses Buch besser nicht lesen

Dienstag, 16. November 2010

Schattenblüte - Die Verborgenen - Nora Melling



Luisa trauert um ihren kleinen Bruder, der vor fünfeinhalb Monaten an Krebs gestorben ist.
Sie wird mit der Trauer nicht fertig. Auch weil ihre Eltern nach dem Tod des Sohnes alle Brücken hinter sich abgebrochen haben und mit Luisa nach Berlin gezogen sind. In der Wohnung erinnert nichts mehr an Luisas geliebten Bruder und Luisa hat auch keinen Ort, an dem sie um ihm trauern kann.
Sie sucht die für sie erträgliche Ruhe und findet sie im Grunewald. Dort verbringt sie ihre gesamte Zeit, als sie merkt, dass sie von einem Hund beobachtet wird.
Allein die Spaziergänge helfen ihr aber nicht und sie faßt den Entschluß, sich das Leben zu nehmen. Als sie diesen Plan in die Tat umsetzen will und schon zum Sprung von einem Turm im Grundewald ansetzt, wird sie von einem jungen Mann aufgehalten. Dieser nennt sich Thursen und nimmt ihr das Versprechen ab, das nie wieder zu versuchen. Sie stimmt zu und läßt sich von ihm wieder zum Wanderweg begleiten, um nach hause zu gehen.
Luisa findet nach dieser Begegnung jedoch keine Ruhe und möchte herausfinden, wer Thursen ist und wo er lebt und findet heraus, dass er ein Werwolf ist und er der "Hund" ist, der ihr immer wieder folgte. Sie möchte mehr über ihn und seine Lebensumstände erfahren und folgt ihm in sein Lager, wo sie auf weitere Werwölfe trifft und findet deren Geheimnis heraus. Nun möchte sie Thursen aus seinem Werwolfdasein befreien, denn sie weiß, dass es nicht mehr lange dauert, bis er sich nicht mehr in einen Menschen verwandeln kann und auf Dauer Wolf bleibt.

Mehr möchte ich hier nicht über dieses wunderschöne Buch und dessen Handlung verraten, denn jeder Leser soll selber herausfinden, wie es Luisa, Thusen und dessen Freunden ergeht.

Nach der Bis(s)-Reihe und ein paar Vampirromanen war das Thema Vampire und Werwölfe für mich abgschlossen. Ich wollte kein Buch mehr lesen, in dem es sich um eines dieser Themen dreht. Leider driften diese Romane meist in Richtung Pornografie ab, oder sind so übertrieben romatisch geschrieben, dass es einfach keine Lust macht, sie zu Ende zu lesen.
Genau auf diese Ausschweifungen verzichtet Nora Melling und das macht dieses Buch zu etwas besonderem. Sie verpackte die Geschichte von Luisa und Thursen in ein Thema, das sie sehr interessant aufbaute und das auch für den Leser leicht nachzuvollziehen ist. Sie braucht für ihr Buch auch keine Sexszenen und auch keine übertriebene Blutrünstigkeit. Sie behandelt das Thema Werwölfe auf eine für mich neue, aber angenehme Art und Weise.

Nora Mellings Schreibstil erinnert an gut verfaßte Jugendbücher, die leicht und flüssig zu lesen sind und bei denen sich der rote Faden ganz klar durch das Geschehen zieht. Sie driftet nicht in unwichtige Ausschmückungen ab, die das Buch nur unnötig aufblähen würden und bleibt konsequent beim Thema. Trotzdem verlor ich zu keinem Zeitpunkt die Lust am Weiterlesen, oder spielte gar mit dem Gedanken, das Buch abzubrechen.
Selten passiert es mir, dass ich es schade finde, wenn ich am Ende angelangt bin. Aber hier war das ganz klar der Fall.
Ich hoffe, dass es in Zukunft noch viele Bücher von Nora Melling geben wird, denn die werden ganz bestimmt nicht vor mir sicher sein.

Uneingeschränkt empfehlenswerte Literatur, auch für Menschen, die mit Werwölfen eigentlich nichts anfangen können.

Montag, 11. Oktober 2010

Die Landkarte der Zeit - Felix J. Palma



Langatmig und doch spannend

London 1896: Andrew hat die Liebe seines Lebens verloren. Zu lange zögerte er, seinem adligen Vater die Lieber zur Prostituierten marie zu gestehen. Als sich Andrew endlich dazu durchringt, ist es zu spät. Marie wurde auf grausame Weise von Jack the Ripper ermordet. Acht Jahre später will Andrew sich das Leben nehmen, geplagt von Schuldgefühlen und Sehnsucht. Doch sein Cousin hält ihn davon ab. Denn der hat von einer Möglichkeit erfahren, wie man Maries Leben retten kann. Die Agentur für Zeitreisen Murray organisiert Reisen in die vierte Dimension. Kann man in die Vergangenheit zurück und Fehler wiedergutmachen? Unterdessen findet Claire Haggerty mit ihren modernen Ansichten im viktorianischen London keine Freunde und verliebt sich in einen Mann aus der Zukunft. Zeitreisen Murray macht´s möglich.

Der Geliebte reist ihr nach in ihre Zeit und schreibt ihr mit Hilfe von H.G. Wells sehnsüchtige Liebesbriefe. Inspektor Garrett soll drei Morde aufklären, die mit Waffen begangen wurden, die es noch gar nicht gibt. Ein dämonischer Bibliothekar führt alle zur Landkarte der Zeit, in der die Geschichten zusammenfinden. Gibt es die Zeitreisenden wirklich? Was ist Wahrheit, was Erfindung? Was beweist es, dass man einen Brief von sich selbst aus der Zukunft erhält? Bis zur letzten Seite spielt Felix J. Palma in diesem atemberaubenden Roman mit unseren Erwartungen. In einem sich immer schneller drehenden Wirbel der Fantasie werden wir von einer Parallelwelt in die nächste geschleudert. Staunen und Erschrecken garantiert!

Mehr als der Klappentext sollte zu diesem genialen Buch nicht verraten werden, denn jeder Leser sollte mit Spannung in dieses Meisterwerk einsteigen.

Wer ein Buch wie „Die Zeitmaschine“ erwartet wir enttäuscht sein, oder wie ich, angenehm erstaunt.

Zeitreisen waren schon immer der Traum der Menschheit, um in die Zukunft blicken zu können und vielleicht auch die Vergangenheit zu ändern oder im positiven Sinne zu beeinflussen. Hier handelt es sich aber keineswegs um einen SciFi-Roman, sondern eher um die gekonnte Mischung aus Science Fiction, Abenteuerroman, Krimi und Liebesroman.

Der Schreibstil erinnerte mich an die Literatur aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts und war erstmal gewöhnungsbedürftig, aber durch ihre Einfachheit sehr leicht und flüssig zu lesen. Nach den ersten paar Seiten bemerkte ich diese Andersartigkeit schon gar nicht mehr.

Allerdings störte mich die teilweise auftretende Langatmigkeit, die mich dazu verführte, mehrere Seiten nur zu überfliegen. Ohne diese Passagen wäre das buch zwar erheblich kürzer, würde jedoch nichts von seiner Qualität verlieren.

Im großen und ganzen ein gelungenes Buch, das ich jederzeit guten Gewissens weiterempfehlen kann.

Montag, 13. September 2010

Apocalypsia - Andreas Izquierdo


Endzeitdrama mal anders

Der Untergang der Erde fantastisch verpackt in einen monumentalen Krieg der Engel.

Esther versucht sich das Leben zu nehmen und wird von einem Engel gerettet. Dadurch entwickelt sie ein Gespür für die Welt der Engel. Esther, die Krankenhausärztin lebt zurückgezogen mit ihrem ganz eigenen Geheimnis.

Die eine, eher gefühlvoll und sanft trifft auf die andere, eher kühle und Distanzierte.

Sie freunden sich an, erfahren viel übereinander und erleben mit, wie die Erde innerhalb kurzer Zeit dem Untergang nahe kommt.

Gott liegt im Sterben, Luzifer will an die Macht, aber die soll Nathanael erlangen.

Der Kampf beginnt und die Auswirkungen übertragen sich in die reale Welt.

Es kommt im wahrsten Sinne zu einer Apocalypse unvorstellbarem Ausmaßes.

Andreas Izquierdo war mir bisher total unbekannt. Als ich jedoch dieses Buch zu Ende gelesen hatte, war mir klar, dass er ab jetzt mit zu meinen Favoriten gehört.

Er hat die Begabung rasant, mitreissend, teilweise auch brutal, jedoch nie den Faden verlierend zu schreiben. Die Schreibweise ist zielgerichtet, auch wenn der Leser lange Zeit nicht weiß, worauf das Ganze hinauslaufen soll. Die stetige Steigerung der Spannung bis zum einfach genialen Showdown ist genau richtig dosiert, so dass einem nie langweilig wird.

Lange stellte sich mir die Frage, wo ich dieses Buch einordnen soll. Fantasy? Nein, zu wenig Magisches. Krimi? Nein, zu unrealistisch. Thriller? Jein. Jein aus dem Grund, weil ein solches Endzeitdrama einfach nicht irgendwo dazu geordnet werden kann.

Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der auch mal die andere Seite der süßen, pummeligen Engelchen kennen lernen will.

Was ich jedoch sehr schade finde, dass die Lektoren nicht sauber gearbeitet haben. Leider sind in dem Buch sehr viele Rechtschreibfehler und auch Satzzeichenstellungsfehler vorhanden, sodass die Sätze teilweise mehrmals gelesen werden müssen, damit man den Sinn versteht.

Montag, 9. August 2010

Die Zahlen der Toten - Linda Castillo


Geniales Erstlingswerk

Thriller

Eine schrecklich zugerichtete Frauenleiche wird nachts auf einem Feld gefunden. Die hinzugerufene Polizeichefin Kate Burkholder wird dadurch an ein schreckliches Erlebnis ihrer Jugend erinnert.
Durch das Verbrechen an der jungen Frau kommt alles wieder hoch und sie hat Angst, dass ihr gut gehütetes Geheimnis heraus kommt.
Als andere Dienststellen in die Ermittlungsarbeiten mit einbezogen werden, wird es für Kate immer enger. Weitere folgende Morde lassen die Polizistin zweifeln, so dass sie einen Plan fasst, bei dessen Durchführung sie von einem Kollegen beobachtet wird und nun endlich reinen Tisch machen muss. Dass ihr Geheimnis nichts mit den Morden zu tun hat, muss sie erst längere Zeit später schmerzlich erfahren….
Linda Castillo beginnt den Roman mit einer klar strukturierten, leicht zu verfolgenden Schreibweise. Ohne Schnörkel und unnütze Ausschmückungen wird der Leser ins Geschehen katapultiert. Leider verliert sie sich im zweiten Drittel dann doch eher an Nebensächlichkeiten und schweift teilweise weit vom Geschehen ab. Irgendwann schafft sie es dann doch wieder an die Geradlinigkeit des Anfangs anzuknüpfen, was dann an eine Maschinengewehrsalve die nicht enden will, erinnert. Schlag auf Schlag liefert sie Fakten, die aneinandergereiht zu einem Ende führen, mit dem man zu Anfang des Romanes so gar nicht rechnet.
Ein sehr gut geschriebener Thriller, der einem streckenweise eine Gänsehaut über den Rücken jagt. Linda Castillo arbeitet ja bereits an ihrem zweiten Roman über Kate Burkholder, den ich mir ganz bestimmt nicht entgehen lassen werde, nachdem mir ihr Erstlingswerk schon so unter die Haut ging.

Donnerstag, 5. August 2010

Headhunter - Jo Nesbo


Roger Brown ist Headhunter, aber nicht irgendein Headhunter, sondern der Beste seines Faches in Norwegen. Seine Quote bei den von ihm vermittelten Angestellten liegt bei hundert Prozent. Er vermittelt durchwegs nur Topmanager an Topfirmen.
So stößt er auch auf diverse Kunstliebhaber, die er aufgrund der hohen Ansprüche seiner Frau Diana bestiehlt. Er dringt mit Hilfe seines Freundes Ove in deren Wohnungen ein und tauscht dort die wertvollen Gemälde gegen Kunstdrucke aus. Ove verkauft diese dann in Oslo an einen Hehler.
Auf einer Ausstellung macht ihn seine Frau auf einen Kandidaten aufmerksam, der ihrer Meinung nach DER einzig Richtige als Geschäftsführer eines Unternehmens ist, das sich als das erfolgreichste in seinem Bereich bezeichnen kann.
Roger Brown ist der Beste, er findet nur die Besten, verliert aber im Falle der Empfehlung seiner Frau leider den Blick für die Realität und wird zum Opfer seiner Gier und der seiner Frau….

Das ist inzwischen der zweite Jo Nesbo, den ich mit Begeisterung verschlungen habe. Er hat die wunderbare Gabe, auch wenn der Leser glaubt, es mit einem eher durchschnittlichen Buch zu tun zu haben, nach wenigen Seiten die Spannung und Neugier langsam, aber stetig zu steigern. Das macht es einem schier unmöglich mit dem Lesen aufzuhören.
Sein schnörkelloser, direkter Schreibstil passt zur Handlung und könnte nicht besser gewählt sein. Immer wenn man als Leser denkt, dass er jetzt den Spannungshöhepunkt erreicht hat, setzt er noch einen oben drauf bis es schlussendlich zu einem grandiosen Showdown kommt und der Leser atemlos am Ende des Buches aus dem Geschehen aussteigt. Allerdings nicht, ohne sich auf den nächsten Jo Nesbo zu freuen.

Bei Jo Nesbo handelt es sich um einen Schriftsteller, bei dem man nicht das Gefühl hat, wenn man ein Buch kennt, dass man dann alle kennt. Er beherrscht das Schreiben so perfekt, dass man ihn immer wieder neu für sich entdeckt.

Wieder ein Thriller den ich bedenkenlos und uneingeschränkt empfehlen kann.