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Samstag, 15. September 2012

Das Schneemädchen - Eowyn Ivey

Seiten: 464
Verlag: Kindler
ISBN: 9783463406213
Erscheinungsdatum: 21.09.2012

Klappentext:

Alaska, in den 1920er Jahren: Mabel und Jack konnten keine Kinder bekommen. Um den Schmerz und die Enttäuschung hinter sich zu lassen, haben sie an der Zivilisationsgrenze Alaskas ein neues, einfaches Leben als Farmer begonnen. Doch Trauer und der harte Überlebenskampf in der erbarmungslosen Natur schaffen zwischen den beiden, die sich innig lieben, eine scheinbar unüberbrückbare Distanz.

Als der erste Schnee fällt, überkommt Mabel für kurze Zeit eine fast kindliche Leichtigkeit. Eine Schneeballschlacht mit Jack entspinnt sich, und sie bauen vor ihrer Hütte zusammen ein Kind aus Schnee. Am nächsten Tag entdecken sie zum ersten Mal das feenhafte blonde Mädchen in Begleitung eines Fuchses, das sie zwischen den Bäumen des Waldes hindurch beobachtet. Woher kommt das Kind? Wie kann es allein in der Wildnis überleben? Und was hat es mit den kleinen Fußspuren auf sich, die von Mabels und Jacks Blockhaus wegführen?

Mein Umriss:

Nach dem Verlust ihres Wunschkindes verschlägt es Mabel und Jack in die Einsamkeit Alaskas. Dort wollen sie leben und sich eine Farm aufbauen. Dieses Unterfangen stellt sich in den 20er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts als sehr schwierig heraus, aber sie wollen es schaffen. Allein und ohne fremde Hilfe. Als der Winter anbricht wissen sie nicht, wie sie diese lange, unwirtliche Jahreszeit überstehen sollen. Sie haben zu wenig Vorräte und dann verliert auch noch Mabel den Auftrag eines Hotels, für das sie regelmäßig ihren leckeren Kuchen buk.
An diesem Tag lernt Jack einen anderen Siedler kennen und bald vereinbaren sie ein Treffen bei Esther und George auf deren Farm.
Zwischenzeitlich machen Mabel und Jack das beste aus ihrer Situation und halten sich mehr recht als schlecht über Wasser. Als dann der Winter mit Schneefall kam, konnten sie sich trotz ihrer schlechten Lage über den Schneefall freuen wie kleine Kinder. Was als Schneeballschlacht begann, führte im Bau eines Schneemannes weiter. Aber nicht genug damit, Jack verfeinert den Schneemann und es entsteht ein Schneemädchen daraus. Mit blonden Haaren, feinen Gesichtszügen und Schal, Mütze und Handschuhen, die Mabel dann noch dazusteuert.
Am nächsten Morgen jedoch ist das Schneemädchen verschwunden. Von der Stelle an der es stand, führen kindliche Fußspuren in den nahen Wald. Sie rätseln um das Verschwinden des Schneemädchens, müssen sich aber um ihren Alltag kümmern, sodass sie erstmal nicht bemerken, was um sie herum geschieht. Immer öfter erscheint am Waldrand ein kleines Mädchen in Begleitung eines Fuchses. Sie lässt sich aber nicht durch Zurufe oder gutes Zureden anlocken. Allerdings finden Jack und Mabel immer wieder Dinge ums Haus, die ihnen dabei halfen, die Tage besser zu überstehen. Mal war es ein erlegter Schneeschuhhase, dann ein Körbchen mit leckeren Beeren…. Sie können sich keinen Reim darauf machen.
Als Jack für das Mädchen ein Püppchen kauft und dieses im Hof deponiert, fängt es an, Vertrauen zu fassen. Jedoch irritiert die Kleine die beiden Erwachsenen immer wieder mit ihrem eigentümlichen Verhalten. So erinnert sich Mabel plötzlich an ein Buch aus ihrer Kindheit, woraus sie immer wieder vorgelesen bekam. Sie schreibt ihre Schwester an, dass diese ihr dieses Buch schickt. Im beigelegten Brief erzählt ihre Schwester noch mal das russische Märchen über das Schneemädchen und erklärt ihr, dass es für jeden anders endet.
Immer mehr wird sich Mabel darüber bewusst, das Faina ihr Schneemädchen diese menschgewordene Märchenfigur ist….

Mein Eindruck:

Eowyn Ivey stellt mit dem Schneemädchen eine Verknüpfung von Märchen und realem Leben her. Dies bewerkstelligt sie mit einer Sanftheit, dass man sich als Leser fühlt, als würde man wie eine Schneeflocke ganz zart auf einer Wiese landen. Das soll nicht heissen, dass die Autorin sich in Kitsch und Melancholie verrennt, nein, eher findet sie für die damalige Zeit die richtigen Worte und die richtigen Ausdrucksweisen, wenn sie die Akteure miteinander sprechen lässt. Auch die Bezeichnungen der Verhaltensweisen der Tiere sind einer eher älteren Sprachweise entnommen. Da dieses Buch eine Geschichte zu Anfang des 20. Jahrhunderts erzählt, ist die Verwendung dieser Ausdrucksart das Tüpfelchen auf dem i. Als Leser tauchte ich sofort in die Handlung ein und ließ mich von ihr gefangen nehmen. Selten kommt es vor, dass ich mich ärgere, zwischendurch was anderes tun zu müssen, als einfach weiter zu lesen. Hier war es aber so. Ich hätte es gerne in einem Rutsch gelesen, aber dazu fehlte die Zeit und der Tag hat zu wenig Stunden. Ganz besonders gefiel mir das eher unentschlossene Ende des Buches. Ob sich die Autorin hier nicht ganz sicher war? Einerseits enthält es die Tragik eines Dramas, andererseits zeigt es, dass eine schöne Geschichte auch schön enden kann.
Selten kann ich so etwas behaupten, aber das ist ein Buch, das man lieben kann.

Mein Fazit:

Ein wunderschönes Buch über einen unerfüllten Kinderwunsch, der die besondere Erfüllung findet.

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