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Mittwoch, 8. Mai 2013

Die Zeit, die Zeit - Martin Suter

296 Seiten
Diogenes
Erschienen am 28. August 2012
ISBN 978-3257068306

Klappentext:

Ist es verrückt, wenn einer glaubt, die Zeit lasse sich "zurückdrehen"? Es ist verrückt, denkt Peter Taler anfangs, als er das Vorhaben des alten Knupp begreift, der ihm gegenüber wohnt. Denn der möchte etwas denkbar Unmögliches möglich machen.

Mein Umriss:

Als seine Frau Laura direkt vor der Haustüre einem Mord zum Opfer fällt, bleibt die Zeit für Peter Taler scheinbar stehen. Erst macht er sich Selbstvorwürfe und redet sich ein, dass er eine Mitverantwortung am Tod seiner Frau trägt, weil er nicht sofort den Türöffner betätigte, als sie klingelte. Dann quält er sich durch die Tage, Wochen und Monate. Er schafft es nicht, sich aus dem Geschehen zu befreien und wiederholt das am Mordtag begonnene immer wieder. Er geht mit wenig Lust seiner Arbeit bei einem Bauunternehmen in der Buchhaltung nach, kommt abends nach hause, kocht immer das gleiche Gericht, deckt den Esstisch immer für zwei und stellt sich danach mit einer Flasche Bier ans Wohnzimmerfenster hinter die Gardine und schaut auf die Nachbarhäuser. Nach dem dritten Bier wechselt er zu Wein. Ebenso betritt er jeden Tag das Arbeitszimmer seiner Frau, fährt den Computer hoch, zündet eine Zigarette an und legt diese auf den Aschenbecher.
Plötzlich jedoch bemerkt er eine Veränderung, die ihn total gefangen nimmt.
Auf der Suche nach der nicht klar ersichtlichen Veränderung kommt er dahinter, dass sein Nachbar von gegenüber, der alte Knupp, dessen Frau am 11. Oktober 1991 verstarb, mit ähnlichen Ritualen seine Zeit verbringt.
Als er ein Buch über Zeitverweigerer, die Kerbelianer an seine Frau adressiert bei ihm eintrifft, gerät er nicht ganz unfreiwillig in deren Sog. Zumal der alte Knupp das Ziel verfolgt, den Todestag seiner Frau noch mal erleben zu wollen, da er in dem Glauben lebt, dass er somit der Zeit ein Schnippchen schlagen und ihren Tod verhindern zu können.
Die Frage, ob es die Zeit gibt und wenn nicht, warum Veränderungen entstehen und wie es so zur Illusion der Zeit kommt, stellen sich die Protagonisten immer wieder.
Taler stellt sich dem alten Knupp zur Verfügung und hilft ihm, den Todestag dessen Frau wieder herzustellen. Nicht zuletzt in der Hoffnung, den Mord an seiner eigenen Frau damit aufklären zu können.

Mein Eindruck:

Über die Zeit zu philosophieren mag auf den ersten Blick etwas müßig erscheinen Hier baute Martin Suter ein bisschen Philosophie über die Zeit an sich ein, was faszinierend wirkt, da wir ja alle in irgendeiner Weise von der Zeit abhängig sind. Diese irgendwie stoppen oder zurückdrehen zu wollen, stellt Suter in diesem Buch neben den beiden Todesfällen als oberste Priorität dar. Er stellt Peter Taler immer wieder vor Rätsel, die für Knupp nur logische Schlussfolgerungen sind. Es ist faszinierend, wie Suter die beiden Männer, die unterschiedlicher nicht sein können, zusammen führt und sie am gleichen Ziel arbeiten lässt. Dass beide unterschiedliche Motive und doch so ähnliche dafür haben, steht von Anfang an ausser Frage. Hat es zwar erst den Anschein, dass Taler uneigennützig dem alten Mann bei der Erfüllung seines größten Wunsches zu helfen, so zeigt er dem Leser doch immer wieder, wie stark Taler mit der Aufklärung des Mordes an seiner Frau beschäftigt ist. Wie der Mord letztendlich geklärt wird, ist absolut unvorhersehbar und eine riesige Überraschung.
Suter hat mich von Anfang an mit der Geschichte der beiden unterschiedlichen Männer gefangen genommen. Ich fieberte mit ihnen zusammen einem schier unerreichbaren Ziel entgegen und fand immer mehr Spaß an diesem ungewöhnlichen, leicht philosophisch angehauchtem Buch.

Mein Fazit:

Wecke Deine kindliche Neugierde, lass dich fallen und dieses Buch wird Dich begeistern

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