Roman
Als Eva
Auberlin in Rickenbach gestorben ist, versammelt sich die ganze Familie, um
Abschied zu nehmen. Christiane, ihre Enkelin, von ihrer Familie zeitlebens
liebevoll Nane genannt, reist ebenfalls an. Unterwegs von einer verletzten, alleingelassenen
Hündin aufgehalten, schafft sie es trotzdem noch rechtzeitig mit dieser
anzukommen.
Auch Nanes
Mutter Vicky und deren Schwester Marlene wollen der Mutter die letzte Ehre
erweisen. Schon kurz nach der Beisetzung flammt zwischen den beiden Schwestern
erneut ein alter Streit auf, sodass Vicky Hals über Kopf wieder abreist.
Marlene überreicht Nane im Laufe des weiteren Aufenthaltes Notizen von Eva,
welche Nane so schnell wie möglich lesen möchte. Sie sucht sich jemanden, der
in der Lage ist, ihr das Lesen der Sütterlinschrift beizubringen und dann kann
sie einer mehr aufhalten.
Eva
erzählt über den Krieg, ihre erste große Liebe Jan, der in Tschechien den Krieg
nicht überlebte, noch bevor die beiden heiraten konnten. Flucht und
Vertreibung, Konzentrationslager, Hunger und Angst. Aber sie hielt durch, sie
wollte, dass die kleine Marlene an ihrer Seite ein besseres Leben haben wird.
Kurz nachdem ihre Mutter starb, nahm ihr Vater wieder Kontakt zu ihr auf und
erklärte ihr in einem Brief, wie sie nach Rickenbach kommt, wo er nun lebt.
Eine abenteuerliche Reise begann, die Eva mit Marlene schaffte. Schnell fand
sie auch in Rickenbach Unterkunft und Arbeit, somit war auch Marlenes Zukunft
etwas rosiger, als es ihre eigene einmal war.
Nane war
wie gefangen von der Vergangenheit ihrer Großmutter und schob ihre Abreise
immer weiter hinaus. Weil sie erst die Notizen zu Ende lesen wollte, weil ihr
der Aufenthalt sehr gut tat und nicht zuletzt, weil sie Menschen kennen lernte,
denen sie vertrauen konnte. Jetzt war ihr der Job unwichtig und sie kündigte um
in Rickenbach zu bleiben. Als sie dann noch auf Simon, ihre Jugendliebe traf,
dessen Großvater ebenfalls vor kurzem verstarb und sie feststellte, dass die
Vergangenheit ihrer Großmutter und Simons Großvater verbunden ist, wollte sie
herausfinden, was es ist….
Brigitte
Riebe zeigt mit diesem Roman einmal mehr, dass sie ein schriftstellerisches
Chamäleon ist. Egal in welche Zeit, sie taucht ein und schreibt darüber, als
hätte sie diese selbst erlebt. Jedes Wort ist glaubwürdig. Ihre lebendige
Schreibweise nimmt einen mit und lässt einen in die beschriebene Welt
eintauchen und mitleben. Es fällt unheimlich schwer, das Lesen zu unterbrechen,
denn obwohl es nicht um Mord und Totschlag geht, so ist Brigitte Riebe trotzdem
in der Lage, den Leser mitleben zu lassen und ihm das Gefühl zu geben, dass es
nichts spannenderes gibt, als jede Person, jeden Ort und jede Begebenheit
selbst zu kennen und auch diesem scheinbar nichtssagenden, normalen Leben, das
Millionen von Menschen im Krieg und der Nachkriegsszeit führten, Spannung
abzugewinnen.
Das Cover
wurde perfekt gewählt. Eine Frau mit Kind, die sich vom Betrachter weg bewegen.
Das Ganze ohne große Farbkontraste, sodass es etwas Schwermütiges und Trauriges
übermittelt.
Marlenes
Geheimnis ist wieder mal ein Buch von Brigitte Riebe, das ich guten Gewissens
empfehlen kann.
432 Seiten
Diana Verlag
erschienen am 11. September 2014
ISBN 978-3453292055