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Freitag, 27. Juli 2012

Mein Herz, das schlägt, gehört nicht mir - Aline Feuvrier-Boulanger

176 Seiten
Bastei Lübbe
Erschienen im November 2011
ISBN: 978-3404616756

Klappentext:

Aline ist achtzehn Jahre alt und hat ihr Leben noch vor sich. Doch ihr Herz ist schwach, kann nicht mehr mit ihr mithalten. Die junge Frau kämpft gegen den Tod. Ohne zu wissen, wie nah er wirklich ist. Als ihr Herz seinen Schlag dramatisch verlangsamt und sie keine Luft mehr bekommt, wird sie umgehend auf die Intensivstation eingeliefert. Sie hat nur eine einzige Chance: ein neues Herz. Eines, das passt und ihr das Leben zurückgeben kann. Das Herz eines Fremden, der erst sterben muss.

Mein Umriss:

Aline muss schon als Kind erfahren, dass gerade für sie eine regelmäßige Kontrolle des Herzens überlebenswichtig ist. Schon ihr Vater und ihr Großvater starben recht jung an einer Herzkrankheit, die im Volksmund Holzschuhherz genannt wird. Im Laufe dieser Erkrankung vergrößert sich die linke Herzkammer und das Herz nimmt die Form eines Holzschuhs an. Medizinisch korrekt wird diese Erkrankung dilative Kardiomyopathie genannt und früher wurde angenommen, dass dies eine erworbene Missbildung des Herzens ist.
Bereits ihr Vater und ihr Großvater starben recht jung an dieser Erkrankung. Mittlerweile ist klar, dass es sich um eine Erbkrankheit handelt, von der auch Aline betroffen ist.
Als sie dreizehn ist, werden die ersten schwachen Anzeichen der Erkrankung festgestellt. Die Symptome waren zu dem Zeitpunkt jedoch nicht besorgniserregend und bedurften nur der jährlichen Kontrolle. Mit 18, als Aline mitten in den Abiturvorbereitungen steckt, fühlt sie sich von Tag zu Tag kraftloser und müder. Sie ist nicht mehr belastbar. Schon die kleinsten körperlichen Anstrengungen rufen bei ihr Atemnot und Beklemmungsgefühle hervor. Sie schiebt es auf den Abiturstress und kämpft sich über Wochen durch. Tagsüber ist sie müde, nachts findet sie keinen Schlaf. Dazu kommen noch Magenprobleme, durch die sie nichts mehr bei sich behalten kann.
Als sie sich ihrer Mutter mitteilt ist es schon fast zu spät und die Ereignisse überschlagen sich. Aline muss in eine vier Autostunden entfernte Klinik in Paris. Dort wird der mittlerweile sehr schlimmer Zustand ihres Herzens festgestellt. Sie bekommt ein künstliches Herz und wird auf die Warteliste für eine Transplantation gesetzt. Schon ein paar Stunden später steht ein Transplantat zur Verfügung. Jetzt braucht Aline viel Geduld….

Mein Eindruck:

Recht nüchtern erzählt Aline die Geschichte ihrer Krankheit, die sie als solche schwer akzeptieren kann. Ihre Ungeduld mit sich und ihrem kranken Herzen und dann wiederum die Freude, als ein Spenderorgan zur Verfügung steht. Sie beschreibt sehr detailgetreu ihren Herzstillstand und ihre Reanimation, sowie die Gefühle, die im Nachhinein von ihr Besitz ergreifen. Immer wieder geht sie auf ihre Zukunftsträume und –wünsche ein und wie sie sich an ihre Ziele klammert. Zu keinem Zeitpunkt hat der Leser das Gefühl, dass das Mädchen in Selbstmitleid zerfließt. Sie versucht anderen Betroffenen mit diesem Buch Mut zuzusprechen und zeigt ihnen, dass das Leben zu schön ist, um es aufzugeben.
Auch heute, Jahre nach ihrer Transplantation leistet Aline Aufklärungsarbeit an Schulen und für diverse Institutionen um die Menschen davon zu überzeugen, wie wichtig es ist, der Organspende positiv gegenüber zu stehen.

Mein Fazit:

Nicht unbedingt leicht zu verdauen, wenn man bedenkt, dass es sich um keine erfundene Geschichte, sondern um das Schicksal einer jungen Frau handelt, die gerade eben den Kinderschuhen entwachsen ist. Aber ein Buch, das Mut machen soll. Mut, bei Erkrankung nicht aufzugeben und Mut, durch Organspende nach dem eigenen Tod  andere Menschen zu retten.

Donnerstag, 26. Juli 2012

Der 100jährige der aus dem Fenster stieg und verschwand - Jonas Jonasson

416 Seiten
carl's books
Erschienen August 2011
ISBN: 9783570585016

Klappentext:

Allan Karlsson hat Geburtstag. Er wird 100 Jahre alt. Eigentlich ein Grund zu feiern. Doch während sich der Bürgermeister und die lokale Presse auf das große Spektakel vorbereiten, hat der Hundertjährige ganz andere Pläne: er verschwindet einfach – und schon bald steht ganz Schweden wegen seiner Flucht auf dem Kopf. Doch mit solchen Dingen hat Allan seine Erfahrung, er hat schließlich in jungen Jahren die ganze Welt durcheinander gebracht.

Jonas Jonasson erzählt in seinem Bestseller von einer urkomischen Flucht und zugleich die irrwitzige Lebensgeschichte eines eigensinnigen Mannes, der sich zwar nicht für Politik interessiert, aber trotzdem irgendwie immer in die großen historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts verwickelt war.

Allan, der 100 Jahre alt wird, soll im Altenheim groß gefeiert werden. Das gefällt ihm gar nicht und er beschließt zu fliehen. In seinen Pantoffeln steigt er aus dem Fenster und marschiert in Richtung Busbahnhof, wo er ein Ticket für den nächsten Bus an ein für ihn unbekanntes Ziel löst. Während er auf die Abfahrt wartet, wird er von einem jungen, etwas zwielichtigen Mann angesprochen, ob er denn auf dessen Koffer aufpassen würde, während er das stille Örtchen aufsucht. Als es Zeit für die Abfahrt wird ist der junge Mann nicht zurück und Allen macht sich mitsamt dessen Koffer auf die Reise.
Inzwischen wurde seine Flucht auch im Altenheim bemerkt und die Polizei verständigt…..

Mein Eindruck:

Nach den Pressestimmen und dem was ich so über das Buch hörte, musste ich das einfach lesen. Allerdings schwand der Wille und die Lust es zu Ende zu lesen bis Seite 100 auf den absoluten Nullpunkt. Allan wird als rüstiger 100jähriger vorgestellt, aber kein 100jähriger mit entsprechender Erfahrung wird sich so unvorbereitet auf ein solches Abenteuer einlassen. Auch bedient sich ein Mensch in dem Alter einer anderen Sprache. Ja, Schlagfertig können mit Sicherheit auch 100jährige sein, sie bedienen sich aber nicht an irgendeinem Jugendslang.
Teils sehr humorig geschrieben, wenn man auch etwas derberen Humor mag, aber leider ganz weit an der Realität vorbei. Auch wenn es nur ein Roman ist der der Fantasie des Autoren entsprungen ist, sollte dieser doch auf die Menschen die er in seinem Roman spielen lässt, realitätsnäher eingehen. Auch die Rolle der Polizei ist sehr seltsam dargestellt, als wären dort nur Stümper am Werk, denen es zwar gefällt im Hotel zu nächtigen und ein gutes Frühstück zu bekommen, aber sich eher halbherzig mit dem Fall beschäftigen. Aber da ist ja der Polizeihund, der der einzige zu sein scheint, den es interessiert, wohin der 100jährige verschwunden ist.
Zwar locker-flockig geschrieben, aber leider nur Dahingeplätscher, bei dem mir oft der Sinn und der Hintergedanke des Schreibers fehlte.

Mein Fazit:

Es ist keine Bildungslücke, dieses Buch nicht gelesen zu haben.


Mittwoch, 25. Juli 2012

Ich tanze so schnell ich kann - Barbara Gordon

310 Seiten
Rowohlt
Erschienen im April 2001
ISBN: 978-3499150838

Klappentext:

Innerhalb weniger Wochen verlor ich alles: den Mann, den ich liebte, eine Karriere, die mir alles bedeutete, und mich selbst.
Die Frau, die dies von sich sagt, ist die preisgekrönte Fernsehproduzentin Barbara Gordon. Rückhaltlos offen beschreibt sie in diesem autobiographischen Roman ihren Weg in eine totale Valium-Abhängigkeit, die verzweifelten Versuche, sich von dieser Sucht zu befreien, verschiedene erfolglose Therapien und schliesslich den endgültigen Zusammenbruch, aus dem sich erst die Hoffnung für einen Neubeginn abzeichnet.
Eine Beichte, die erschüttert und betroffen macht. Dieser stark beachtete Roman ist inzwischen eindrucksvoll verfilmt worden.
Die >Bunte< schrieb: "Spannend wie ein Krimi liest sich das ganze Buch und soll vor allem diejenigen anregen, die glauben, dass die tägliche kleine Beruhigungstablette schon nichts ausmachen wird."
Und die Welt am Sonntag:"Ein Buch, das Mut und Kraft dokumentiert."

Mein Umriss:

Barbara Gordon steht mit Anfang 40 mitten in einem erfüllten Leben. Sie hat als Fernsehproduzentin einen Job, der sie ausfüllt, lebt mit ihrem Lebensgefährten Eric in einer glücklichen Beziehung und hat viele Freunde.
Seit Jahren ist sie in Therapie bei einem Psychiater, der ihr anstatt zuzuhören nur immer wieder Valium verschreibt. Valium macht nicht abhängig sagt er und sie glaubt ihm. Hat sie doch vor Jahren Valium zur Behandlung eines Rückenleidens bekommen, also kann es nicht falsch sein.
Barbara beginnt zu zweifeln und entschließt sich die Tabletten abzusetzen. Sie unterrichtet Dr. Allen von ihrem Plan. Dieser schlägt ihr vor, auf ein anderes Medikament umzusteigen. Barbara will das aber nicht. Sie will weg von den Tabletten.
Also setzt sie sie ab und gerät in den Strudel eines fürchterlichen Entzuges, bei der Eric ihr scheinbar hilfreich zur Seite steht, sie aber nur noch tiefer runter zieht. Erst gibt er den verständnisvollen Partner und verwöhnt sie nach Strich und Faden. Doch irgendwann zeigt er sein wahres Gesicht und schlägt und missbraucht sie. Durch einen Trick und mit Hilfe ihrer Freunde Edie und Jonathan kann sie aus der Wohnung fliehen und lässt sich in eine psychiatrische Klinik einweisen. Dies artet wiederum mangels wirklich qualifiziertem Personals in eine Katastrophe aus. Durch lange Suche mit Hilfe ihrer Freunde findet sie endlich eine Klinik der sie vertraut und lässt sich dort einweisen. Anfänglich empfindet sie diese Klinik als Qual, am Beispiel der anderen Patienten zieht sie Vergleiche mit sich selbst.
Eric bezeichnete sie als pathologisch schizophren, was ihr jedoch die Therapeuten in der Klinik nicht bestätigen. Zu einer jungen Psychologin fasst Barbara Vertrauen und lässt sich durch Gespräche therapieren. Immer wieder bettelt Barbara in der folgenden Zeit um Medikamente, die sie jedoch nicht bekommt. Ziel der Psychologin ist es, sie auf ein Leben ausserhalb der Klinik vorzubereiten. Als der Zeitpunkt der Entlassung bevorsteht erleidet Barbara einen extremen Rückfall und ihre Verweildauer wird verlängert.
Nach ihrer endgültigen Entlassung versucht sie wieder im Leben Fuß zu fassen. Dies gelingt ihr jedoch nur teilweise. Ein Teil ihrer Freunde wendet sich ab, ihre treuesten Freunde stehen hinter ihr und einige neue Freunde kommen hinzu. Doch ohne Arbeit kommt sich Barbara nicht vollkommen vor. Allerdings trägt sie nun den Stempel einer psychisch Kranken und damit wollen die Fernsehstationen nichts zu tun haben. Da helfen Barbara auch ihre drei Emmys nicht weiter.

Mein Eindruck:

Barbara Gordon zeigt dem Leser einen Ausschnitt ihres Lebens, der sicher nicht der Positivste war, aber der intensivste von dem es sich lohnte,  ihn niederzuschreiben. Nicht zuletzt um die Mängel in der Psychiatrie anzuprangern, in dessen Bereich sich immer wieder üble Scharlatane tummeln, denen die Krankheit der Patienten mehr als Ziel des Geldscheffelns dient, als zum Zwecke den Patienten von seinen psychischen Erkrankungen zu befreien.
Barbara Gordon zeigt auf, wie leicht ein Mensch in die Abhängigkeit rutschen kann und wie leichtsinnig sogar Ärzte mit Tranquilizern umgehen in dem Glauben, dass diese helfen und nicht schaden und erst recht nicht abhängig machen.
Auf beeindruckende Weise beschreibt die Autorin ihren Kampf während des Entzuges und den Kampf gegen ihren Lebensgefährten, dessen Ziel es war, sie von ihm abhängig zu machen.
Sehr gefühlvoll und intensiv geht sie auf die beiden psychiatrischen Kliniken und deren Behandlungsmethoden ein, in denen sie selbst Patientin war.
Auch zeigt sie sehr ausführlich wie schwer es ist, nach einem Entzug und Aufenthalt in der Psychiatrie wieder am normalen Leben teilzunehmen. Obwohl es in der heutigen schnelllebigen Zeit zur Normalität gehört, dass Depressionen und Neurosen vermehrt um sich greifen, so hat der Großteil der gesunden Menschen doch ein Problem mit den Betroffenen umzugehen.
Barbara Gordon bedient sich eines eher einfachen und flüssigen Schreibstils, sodass auch medizinische Laien bestens mit diesem Buch klar kommen.

Mein Fazit:

Ein Buch das unter die Haut geht und Eindruck hinterlässt und das ich auch Lesern, die sonst keine Biografien lesen, wärmstens empfehlen kann.

Dienstag, 17. Juli 2012

Sterbenswort - Siegfried Langer

336 Seiten
List
ISBN: 9783548610917
Erscheint am 13. Juli 2012

Klappentext:

Als ihr klar wird, dass in ihrer Abwesenheit regelmäßig jemand in ihre Wohnung eindringt, klettert Panik in der jungen Mutter Kathrin hoch. Als dann noch ihre Tochter im Kindergarten von Kathrins totgeglaubtem ehemaligen Mitbewohner angesprochen wird, weiß sie, dass etwas Schreckliches bevorsteht.
Wird die tragische Entscheidung, die sie und ihre Freunde damals in der WG getroffen haben, sie nun einholen? Getrieben von Schuld und Rache beginnt ein dramatischer Wettlauf mit der Zeit, und zum ersten Mal in ihrem Leben muss sie die Kontrolle abgeben…

Mein Umriss:

Irgend jemand nimmt in Kathrins Wohnung Veränderungen vor, für die sie erstmal ihre vierjährige Tochter Mia verantwortlich macht. Als Mia plötzlich mit einem Freundschaftsring nach hause kommt und ihr erklärt dass sie diesen von Erik hätte, dachte sie an ein Ereignis zu ihrer Studentenzeit und verfällt in Panik. Aus dem Fenster blickend entdeckt sie dann auch noch Erik auf der anderen Straßenseite, obwohl dieser seit fast 10 Jahren tot ist.
Sie setzt sich mit ihren ehemaligen WG-Mitbewohnern Amalie und Heinrich in Verbindung. Thomas schien spurlos verschwunden.
Am Todestag von Erik vor fast 10 Jahren feierten die sechs Studenten eine WG-Party, bei der reichlich Wodka floss und LSD genommen wurde. Als der Wodka zu Ende ging und Amalie noch welchen holte, überschlugen sich die Ereignisse und bei ihrer Rückkehr war Erik ihr Freund tot. Sie mussten die Leiche verschwinden lassen, um ihre künftigen Karrieren nicht zu gefährden.
Aber was lief damals falsch? Sollte Erik etwa doch noch leben?
Thomas erzählte Amelie, dass Erik bei der Beseitigung seiner Leiche plötzlich die augen aufgeschlagen hätte….

Mein Eindruck:

Wie bereits in Vater, Mutter, Tod, spielt Siegfried Langer auch hier mit der Phantasie seiner Leser. Anfangs hat es den Anschein, dass der Autor mit vielen Zeitsprüngen den Leser verwirren möchte. Diese Zeitsprünge hat er jedoch so perfekt integriert, dass ohne sie nie klar würde, um was es geht. Kurze prägnante Kapitel prägen diesen Thriller und lassen den Leser immer wieder darüber rätseln, worauf das alles hinausläuft. Auch packte Langer viele unvorhersehbare Überraschungen in diesen Thriller, der sich zum Ende hin in eine unerwartete Richtung wendet, jedoch logisch nachvollziehbar ist.
Eine leicht nachvollziehbare, verständliche Schreibweise und ein dicker roter Faden führen den Leser durchs Geschehen. Der Spannungsbogen ist von Anfang an recht hoch angesetzt und flacht auch im Laufe der Geschichte nicht ab, sondern steigert sich kontinuierlich bis zum zu keinem Zeitpunkt vorhersehbaren Ende.

Mein Fazit:

Wieder ein gelungener Thriller nach Langer-Manier, den sich kein Thriller-Liebhaber entgehen lassen sollte und dem ich meine absolute Lese- und Kaufempfehlung ausspreche.

Donnerstag, 12. Juli 2012

Stimmen in der Nacht - Laura Brodie

336 Seiten
Roman
dtv premium
ISBN: 978-3-423-24912-6
Erschienen am 01. Juni 2012

Klappentext:

Eine harmlose Studentenparty in einer kleinen amerikanischen Universitätsstadt endet mit einem Blutbad im Haus der Dozentin Emma. Ihre kleine Tochter Maggie hat alles mit angesehen.
Zehn Jahre später kommen die Erlebnisse von damals wieder hoch – Maggie, inzwischen fünfzehn, wird von den alten Albträumen gequält, hat Probleme in der Schule, schwänzt den Unterricht. Auf die Fragen ihres besorgten Vaters hat sie keine Antwort. Doch sie weiß, irgendetwas stimmt nicht mit ihrer neuen Mathelehrerin, die ihr nie ins Gesicht sieht. Warum löst Grace, die Lehrerin, die altbekannten Ängste in Maggie aus, die längst überwunden schienen? Und – was ist damals, vor zehn Jahren, wirklich geschehen?

Mein Umriss:

Emma die Professorin ist mit ihrer Tochter Maggie allein zu hause, als sie Stimmen hört. Sie ist der Meinung, dass diese Stimmen ihre Tochter am Schlafen hindern würden und geht nach draussen. Dort trifft sie auf drei Studenten der Universität, an der sie als Literaturprofessorin tätig ist. Sie bittet die Studenten, ihr Grundstück zu verlassen. Als sie von der Studentin Sandra gefragt wird, ob diese ihre Toilette benützen dürfe, weist sie sie nicht ab und erklärt ihr den Weg. In der Zwischenzeit geht auch Emma zurück zum Haus. Sie stellt fest, dass Sandra, die von ihrem Kommilitonen Kyle begleitet wurde, nicht nur die Toilette benutzte, sonder mit ihm auch in der oberen Etage war. Sie verlangt von den beiden, sofort ihr Haus zu verlassen. Dabei entdeckt Emma, dass sich Kyle Dinge ihrer Tochter in die Hosentaschen gesteckt hat und stellt ihn zur Rede. Als sie dann noch ihr Bettelarmband an Sandras Handgelenk entdeckt, das ihr vor kurzem gestohlen wurde, eskaliert die Situation.
Sandra und Kyle wollen sich aus dem Staub machen, aber Jacob der Dritte im Bunde der Studenten möchte die Sache mit der Professorin auf seine Weise regeln und hindert Emma daran, die Türe zu schließen. Diese gerät in Panik und greift zu einem in der Nähe stehenden Baseballschläger.
Ihre Tochter Maggie beobachtet die Szenerie durch den Spalt ihrer Zimmertüre und verfällt in Panik. Sie flieht über eine Strickleiter aus dem Haus in den naheliegenden Wald.

Neun Jahre später begegnet Maggie Sandra wieder und erkennt recht schnell in ihr die Studentin, die damals dabei war, als das Schreckliche in ihrem Elternhaus geschah und wegen dem sie die emotionale Basis zu ihrer Mutter verloren hat.
Hätte Sandra damals nicht gelogen, wäre das Leben von Emma, Maggie und Ron, Emmas Mann und Maggies Vater sicher anders verlaufen.

Mein Eindruck:

Stimmen in der Nacht ist keine Lektüre für mal eben so nebenher. Dazu ist das Buch zu tiefgründig und aufgeladen mit den Emotionen der einzelnen Personen. Es in einem Rutsch zu lesen ist unmöglich, da man als Leser immer wieder Momente braucht, um das eben aufgenommene zu verarbeiten. In besonderem Maße tiefgründig geht die Autorin auf die eigentliche Tat und die Folgen einer Lüge ein, die über Jahre hinweg die Protagonisten immer wieder einholt. Die Schreibweise ist flüssig und doch intensiv auf die Geschehnisse eingehend. Besonders gut nachvollziehbar sind die Emotionen der einzelnen Personen in Bezug auf die Geschehnisse von vor 9 Jahren, ebenso wie die in der Gegenwart. Laura Brodie zeigt, vieles verzeihlich ist, aber für manches Verzeihen eine fast übermenschliche Gegenleistung nötig ist.
Auf dem Cover steht Roman. Das Buch beginnt wie ein Thriller, wird dann zum Krimi und endet in einem Psychodrama, daher kann ich es nirgends so richtig einordnen.

Mein Fazit:

Keine leichte seichte Kost für nebenher, ein Buch das zum Nachdenken über die Abgründe der menschlichen Psyche anregt. Wem kann ich es empfehlen? Jedem der sich auch gerne mal von was anderem überraschen lässt.

Freitag, 6. Juli 2012

Der Knochenbrecher - Chris Carter

450 Seiten
Thriller
Ullstein
ISBN: 9783548284217
Erschienen am 11. Mai 2012

Klappentext:

Wenn es Nacht wird in Los Angeles gibt es einen Mann, der keinen Schlaf findet. Von Alpträumen geplagt, ist er auf der Suche nach seinem nächsten Opfer.
Er ist ein kaltblütiger Killer. Nur einer kann ihn aufhalten: Robert Hunter – Polizist, Profiler, Held des LAPD. Er weiß, wo ersuchen muss. Die Jagd hat längst begonnen. Schlaf schön, L.A.!

Mein Umriss:

Ein weiterer Fall für Robert Hunter und Carlos Garcia, das Dreamteam der Verbrechensaufklärung im LAPD.
Eine unbekannte Frauenleiche wird aufgefunden. Zugenäht an Mund und Geschlecht gibt sie den Gerichtsmedizinern Rätsel auf, als diese einen Metallgegenstand in ihrer Vagina finden. Beim Entfernen des Gegenstandes kommt es zu einer so heftigen Detonation, dass der Gerichtsmediziner und sein Gehilfe auf der Stelle tot sind und die weibliche Leiche nicht mehr identifizierbar. Hunter geht wie schon in den vorherigen Fällen seinen ganz eigenen Weg, um herauszufinden, welche Hintergründe hinter der grausigen Tat stecken.
Während dieser Recherchearbeiten wird eine zweite Frauenleiche aufgefunden, deren Zustand dieselbe Handschrift trägt wie der der ersten Leiche. In dieser Leiche findet sich zwar kein Sprengsatz, aber ein Mordinstrument, das an Brutalität kaum zu überbieten ist.

Mein Eindruck:

Nach dem „Kruzifix-Killer“ und dem „Vollstrecker“ der dritte Fall für Robert Hunder und Carlos Garcia. Auch diesmal bemerkt man den eigentlichen Beruf von Chris Carter. Denn nur ein Psychologe kann so perfekt mit den Gefühlen des Lesers spielen und Saiten an dessen Nerven zum klingen bringen, von denen der Leser niemals eine Ahnung hatte.
Geradlinig und direkt führt Carter durch das Geschehen. Diese Direktheit jagt einem ein ums andere Mal eine Gänsehaut des Grauens über den Rücken. Er lockt den Leser und dessen Kombinationsgabe, welche ihn aber immer wieder in die Irre führt, denn ein Verdächtiger tritt erst recht spät zu Tage. Wobei dieser erstmal einer der unwahrscheinlichsten ist, bis Carter das Rätsel um seine Vergangenheit löst. Zu keinem Zeitpunkt schleicht er wie die Katze um den heißen Brei, er findet gleich von Anfang an den direkten Weg in der Spannungskurve nach oben – Bis zum überraschenden Ende.
Nicht so gut fand ich den Klappentext, der so gar nichts aussagt und mit einem schlafenden LA nichts zu tun hat. Was aber kein Grund sein sollte, diesen Thriller nicht zu lesen.
Warum it is love oder is it love? Das sollte jeder Leser für sich selber herausfinden. Dies ist ebenso ein lösbares Rätsel wie jenes, vor denen Hunter und Garcia am Anfang standen.
Nicht so gut fand ich den Klappentext, der so gar nichts aussagt und mit einem schlafenden LA nichts zu tun hat.

Mein Fazit:

Gibt es noch eine Steigerung? Nach dem Kruzifix-Killer und dem Vollstrecker sah ich keine Möglichkeit einer Spannungssteigerung. Hier bewies Chris Carter, dass das sehr wohl möglich ist.
Ein absolut empfehlenswerter Thriller für Fans der Gänsehaut, aber nichts für schwache Nerven.