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Dienstag, 30. September 2014

Königstöchter - Carla Berling

Kindle Edition
2583 KB
Print-Ausgabe 372 Seiten 

Graufisch
ASIN B00MYYU2NA

Klappentext:

Ein Geheimnis, das von vier Frauen über Jahrzehnte gehütet wurde.
Und ein Mörder, der mitten unter ihnen ist.

Eine idyllische Kleinstadt? Mitnichten.

Vier alte Damen kennen sich seit Kindertagen. Zwei von ihnen kommen innerhalb kurzer Zeit auf entsetzliche Weise um.
Reporterin Ira Wittekind findet heraus, dass sie durch ein grauenvolles Geheimnis untrennbar verbunden waren. Stück für Stück rollt sie Ereignisse aus der Vergangenheit auf und bringt Licht in eine unfassbare Tragödie, deren Folgen bis in die Gegenwart reichen.
Und dann: Der dritte Mord.
Die Polizei tappt im Dunkeln, der Mörder läuft frei herum.
Ira ermittelt auf eigene Faust weiter. Alle Fäden scheinen in der Stiftung Morgenstern zusammenzulaufen, und dort entdeckt sie hinter dem Geheimnis der Frauen ein noch viel schlimmeres Drama.

Ira Wittekind ermittelt in ihrem zweiten Fall.

Mein Umriss:

Ira Wittekind wird Zeugin, als eine alte Dame auf grauenhafte Weise unter den Bürsten einer Strassenkehrmaschine ums Leben kommt. Alles sieht nach einem tragischen Unfall aus, woran Ira nach ihrem Gespräch mit Tilly Jacobsen nicht mehr so recht glauben kann. Zumal ihr dann auch noch in der Stiftung Morgenstern, wo die Verbindungsfäden der Verunglückten und drei weiteren Frauen zusammenlaufen, eine scheinbar verwirrte Frau sagt, dass es ein Mord war.
Durch intensive Recherche und einer besprochenen Musikkassette, die ihr von Konstanze Deppendorf zugespielt wird, stößt Ira auf unsägliche Verbrechen, an Kindern. Begangen zur Zeit der Umsiedlungen nach dem zweiten Weltkrieg.
Diese Verbrechen schweißten die vier Frauen zusammen, die die Stiftung Morgenstern, die sich zum Ziel setzte, Frauen und Mädchen in Not zu helfen, gründeten.
Als die zweite dieses Kleeblattes auf tragische Weise ihr Leben verliert, setzt Ira sich zum Ziel, die Morde und die rätselhafte Vergangenheit der Frauen im Palais aufzuklären und rechnet nicht damit, dass es noch schlimmer kommen könnte….

Mein Eindruck:

Carla Berling lieferte hier einen spannungsgeladenen Kriminalroman ab, der ausgefeilter nicht sein kann. Sie befasst sich mit an Kindern begangenen Verbrechen, die leider zu keiner Zeit an Aktualität verlieren. Die Morde an den alten Damen stellt sie sehr realistisch dar, sodass man ihr glaubt, dass diese für die ermittelnden Beamten erstmal nicht nach Morden, sondern eher nach Unfällen aussehen.
Die Autorin bringt den Leser nicht mit unsinnigem Geplänkel oder langweiliges Um-den-Brei-Gerede zum Gähnen. Nein, sie zieht den roten Faden zielgerichtet durchs Geschehen, sodass man mit jeder gelesenen Seite gespannt zur nächsten blättert.
Sehr gut hat sie die Unterhaltungen zwischen Ira und den alten Tanten auf dem Hof ihres Freundes gestaltet. Hier zeigte sie, dass sie den Westfälischen Dialekt mit einem Augenzwinkern ins Geschehen einbauen kann, ohne den Ablauf ins Lächerliche zu rücken.
Die flüssige und zielgerichtete Schreibweise hält einen im Geschehen gefangen, sodass es fast unmöglich scheint, das Buch zur Seite legen zu können, bevor man die letzte Seite erreicht hat.

Auch wenn dies der zweite Ira-Wittekind-Fall ist, so war es für mich der erste und sicherlich nicht der letzte, den ich gelesen habe.

Mein Fazit:

Ein vollends gelungener Krimi aus deutscher Feder, den ich sehr guten Gewissens jedem Krimifan ans Herz lege


Danksagung

Mein besonderer Dank geht an Carla Berling, die mir für meine Rezension das Cover zur Verfügung stellte

Freitag, 26. September 2014

Die Mutter - Petra Hammesfahr

400 Seiten
Rororo
Erschienen am 3. März 2011
ISBN 978-3499257070

Klappentext:

Vera Zardiss lebt mit ihrem Mann Jürgen, einem erfolgreichen Gynäkologen, den Töchtern Anne und Rena sowie ihren Eltern auf einem ehemaligen Bauernhof. Die ländliche Idylle findet ein jähes Ende, als Rena kurz nach ihrem sechzehnjährigen Geburtstag plötzlich verschwindet. Nur ihr Fahrrad wird in der Nähe des Bahnhofs gefunden.
Bei der verzweifelten Suche nach ihrer Tochter kommt Vera Geheimnissen auf die Spur, an im Dorf niemand zu rühren wagt.

Mein Umriss:

Endlich hat Rena ihre aufmüpfige Phase überwunden, mit der sie ihren Eltern zeigen wollte, dass ihr der Umzug von der Stadt aufs Land überhaupt nicht gefallen hat. Aus dieser Phase halfen ihr ein Pferdehof und die Pferde, für die Rena alles geben würde.
Auf ihren sechzehnten Geburtstag freut sie sich ganz besonders, denn sie rechnet fest damit, dass die zu dieser Gelegenheit von ihren Eltern den halbwüchsigen Hengst Mattho bekommen wird. Sie rechnet nicht nur damit, sondern sie war felsenfest davon überzeugt und schafft es kaum, ihre Enttäuschung zu verbergen, als es dann letztendlich ein anderes, etwas ruhigeres Pferd wurde.
Kurz danach kommt Rena überraschend nicht vom Pferdehof nach hause. Mehrere Stunden machen sich ihre Eltern keine Sorgen, denn es herrscht ein heftiges Unwetter und sie nehmen an, dass der Inhaber des Pferdehofes, ihre Tochter mit dem Auto fahren wird.
Je weiter die Nacht voran schreitet, umso unruhiger wird ihre Mutter Vera. Diese ruft auf dem Pferdehof an und macht sich kurz darauf selbst auf den Weg. Sie trifft weder unterwegs noch im Pferdestall auf ihre Tochter. Auch der Pferdehofbesitzer weiß nicht, wo Rena abgeblieben ist, die unmittelbar nach dem Anruf ihrer Mutter den Hof fluchtartig verließ. Es beginnt eine Zeit zwischen Hoffen und Bangen, die  die Familie zu zerstören droht….

Mein Eindruck:

Petra Hammesfahr hat mit diesem Psychothriller um ein spurlos verschwundenes Mädchen und dessen verzweifelte Familie wohl genau das Empfinden Betroffener in Worte gefasst. Worte, die den Leser mit hoffen und bangen lassen, ihn aber auch teilweise in blankes Entsetzen stoßen. Entsetzen über das Verhalten scheinbar Außenstehender und nicht Betroffener ebenso, wie über die lasche und unbeholfene Arbeit der ermittelnden Polizeibehörde.
Die Autorin zeigt das seelische Leid der Familie und wie dieses jeden in eine andere Richtung triften lässt. In dieser Situation zeigt sich, wie unterschiedlich Menschen mit so einem Schicksal umgehen und in Trauer, Verzweiflung, Wut und Teilnahmslosigkeit versinken und wie leicht sie sich dadurch in Schuldzuweisungen anderen gegenüber ergehen.
Als Leser taucht man gleich zu Anfang tief in die Geschichte ein und vermag sich nicht mehr daraus zu lösen. Zumal Hammesfahr den Leser immer wieder auf falsche Fährten lockt und zeitweise auch das Gefühl, dass am Ende alles gut werden wird, schürt.
Sie zeigt die betroffenen Familienmitglieder von einer sehr verletzten und verletzlichen Seite. Insbesondere nachdem die Tagebücher von Rena auftauchen und sie feststellen, dass die wusste, dass sie kein Wunschkind war und eigentlich gar nicht zur Welt kommen sollte.
Gefangen in einem Strudel von Gefühlen hetzt die Autorin einen von Kapitel zu Kapitel und lässt die Hoffnung bis zuletzt mitschwingen.

Mein Fazit:

Ein Buch, das niemanden kalt lässt und das ich jedem Leser unbedingt empfehlen kann

Dienstag, 23. September 2014

Luftgrab - Ki und der Gott der Fliegen - Cornelia Lotter

Kindle Edition
2146 KB
Prinzausgabe 76 Seiten
ASIN B00NR1PEY6

Klappentext:

Ein Serienmörder mit einem Faible für bizarre Begräbnisriten treibt auf der Insel Rügen sein Unwesen.
Eigentlich wollten Privatdetektivin Kirsten Stein und KHK Martin Bender auf Rügen nur Urlaub machen. Doch dann findet Ki im Wald einen Menschenknochen und kurz darauf die seltsam drapierte Leiche einer jungen Frau.
Dieser Krimi ist nur etwa halb so lang wie seine drei Vorgänger um Ki und Bender aus Leipzig. Er soll den Fans der beiden die Wartezeit bis zum regulären 4. Band verkürzen und vielleicht neue Fans finden helfen.
Leser mit zart besaiteten Gemütern sollten vielleicht lieber die Finger davon lassen. Sage hinterher niemand, ich hätte ihn nicht gewarnt!

Mein Umriss:

Endlich Urlaub für Martin Bender und Kirsten Stein. Dieser Urlaub führt sie auf die Ostseeinsel Rügen. Es sollen zwei entspannte Wochen werden, aber es kommt anders als geplant.
Auf einer Führung findet Ki einen Knochen, den sie mit ins Hotel nimmt, fotografiert und an ihre Freundin mailt.
Schnell steht fest, dass es sich nicht wie angenommen um einen Knochen aus der Jungsteinzeit handelt, sondern um den Knochen eines Toten, der erst vor kurzer Zeit abgelegt wurde. Bei der Führung wurde auf verschiedene Begräbnisriten verwiesen, die Ki bisher fremd waren.
Erklärt wurde, dass an der Grabstätte zu der sie geführt wurden, früher die Toten abgelegt wurden, damit das Skelett von Insekten und anderen Tieren vom Fleisch befreit wurde. Erst danach wurden die Gebeine in einem Zweitbegräbnis bestattet.
Gefangen von dieser Geschichte recherchiert Ki über diverse Begräbnisriten und stößt auf Informationen, die sie nicht mehr los lassen. Ohne Führer will sie wieder an die Fundstelle, in deren Nähe sie und Martin eine weitestgehend verweste Leiche in einem Netz an einem Baum hängend finden.
Entgegen Martins Willen geht Ki der Sache intensiver nach und nachdem sie ihn allein nach hause reisen läßt, gerät sie in höchste Gefahr….

Mein Eindruck:

In der Kürze liegt die Würze trifft hier voll und ganz zu. Cornelia Lotter hält sich nicht mit langem Wortgeplänkel auf, sondern steigt von Anfang an sehr spannungsgeladen ein. Sie beschreibt den Leichenfund so detailgenau, dass einem nicht nur einmal ein kalter Schauer über den Rücken läuft.
Trotz der teils ekligen Szenen, die jedoch hier nicht fehlen dürfen, baut sie ihre Recherchen über die diversen Begräbnisriten der unterschiedlichen Völker sehr lehrreich ins Geschehen ein. Ebenso detailgenau beschreibt sie die Insel Rügen, sodass man das Gefühl hat, selbst vor Ort zu sein.
Kis Recherchearbeit ist realistisch und absolut glaubhaft dargestellt, ebenso ihr Zusammenspiel mit der Polizei.
Die Autorin setzt den Spannungslevel von Anfang an sehr hoch an und läßt ihn die ganze Zeit über nicht abflachen, bis es am Ende zum großen Knall kommt.

Mein Fazit:

Wortgewandtheit, aufwändige Recherche und sehr gute Ortskenntnisse vereint Cornelia Lotter zu einem absolut empfehlenswerten Thriller, den man so schnell nicht vergisst

Danksagung:

Mein herzlicher Dank geht an Cornelia Lotter, die mir das Cover zu diesem eBook zur Verfügung stellte und die Erlaubnis erteilte, es in Verbindung mit meiner Rezension zu veröffentlichen

Donnerstag, 18. September 2014

Das Kätzchen, das aus dem Regen kam - Deric Longden

223 Seiten
Econ & List
Erschienen 1999
ISBN 978-3612271297

Klappentext:

Das bekannte englische Schriftstellerehepaar Deric und Aileen Longden hatte sich nie besonders für Katzen interessiert, bis an einem regnerischen Tag plötzlich ein kleines, weißes Kätzchen tropfnass in ihrem Garten saß. Nach einem unfreiwilligen Ausflug in des Kühlschrank bekam es den Namen Thermal – und eroberte sich draufgängerisch und mit viel Schalk und Charme einen Platz in den Herzen seiner neuen Familie.
„Lesen Sie, und lachen Sie laut auf. Aber lesen Sie es nicht laut vor: die Geschichten könnten Ihre Katze zum Nachahmen animieren.“

Mein Umriss:

An einem verregneten Tag entdeckte Deric im Garten seines Nachbarn ein winziges, weißes Kätzchen, das auf einem umgedrehten Eimer spielte. Es beobachtete das Laub, das von den Bäumen fiel und ab und zu spielte es auch damit. Als Deric den Nachbarn fragte ob es sein Kätzchen wäre, bejahte dieser diese Frage zwar, aber als dieser zurück ins Haus ging, ließ er das Kätzchen draußen im Regen.
Am nächsten Morgen galt Derics erster Gedanke dem Kätzchen im Regen. Natürlich suchte er durch das Fenster den Garten ab und als er es entdeckte, machte er sich auf den Weg.
Nein, eine Katze wollten er und Aileen nie haben, sie sahen sich eher als Hundemenschen. Aber beim Anblick es tropfend nassen Kätzchens, konnte Deric nicht widerstehen.
Im Garten machte er sich trotz des Regens daran, das Laub zusammen zu fegen, mit dem Kätzchen zu sprechen und es so in seine Nähe zu locken. Als es sich auf seine Schaufel setzte nahm er es mit ins Haus.
Der Gedanke, dass er damit seinen Nachbarn bestohlen haben könnte, kam ihm erst hinterher. Aber da war es nun zu spät. Aileen hat sich sofort in das Kätzchen verliebt und auch das Kätzchen zeigte den beiden seine vollste Sympathie.
Also sollte es bleiben. Doch wie erzieht man eine Katze?
Man erzieht sie nicht, sondern wird erzogen…

Mein Eindruck:

Mit sehr viel Liebe und Feingefühl erzählt Deric Longden seine Erlebnisse ab dem Zeitpunkt, an dem er beschloss, den kleinen Thermal, der zu dem Zeitpunkt noch namenlos war, zu sich und seiner Frau zu holen. Wie sie feststellen mussten, dass sie eigentlich eher Hunde- als Katzenmenschen waren und dass so ein kleines Kätzchen hohe Ansprüche stellt. Schon auf den ersten Seiten bringt er den Leser dazu, herzhaft zu lachen. Er geht so detailliert auf die Erlebnisse des kleinen Katers ein, dass man ihn vor seinem geistigen Auge hat und alles miterlebt. Wenn Longden schreibt, der Kater würde lächeln, grinsen oder lachen, so ist es in dem Moment scheinbar wirklich so.
Auch seine Schuldgefühle dem Nachbarn gegenüber, der ursprünglich der Besitzer des Katers war, sind absolut glaubhaft beschrieben.  Auch dass Tiere den Menschen über ihren eigenen Schatten springen lassen und sie plötzlich Dinge tun, die für sie vorher unmöglich waren.
Auch wenn es den Anschein hat, dass vieles sehr überspitzt dargestellt ist, so sind die Handlungen und Reaktionen, absolut realistisch beschrieben und der sich in der Fantasie abspielende Monolog und Dialog der Katzen ist absolut vorstellbar.
Das Cover ist für dieses Buch perfekt gewählt, denn genau wie das Kätzchen auf dem Bild, stellt man sich den kleinen Thermal vor.

Fazit:

Wer Katzen liebt und gerne lacht, sollte dieses Buch auf keinen Fall ungelesen lassen

Dienstag, 16. September 2014

Prora - Cornelia Lotter

197 Seiten Printausgabe
Kindle Edition
3570 KB
ASIN B00MZCF2JU

Klappentext:

Prora auf Rügen im April 1993. Das einst von den Nazis geplante und nie fertiggestellte „Seebad der 20.000“ steht nach dem Abzug der Bundeswehr leer. Kilometerlange einförmige Blöcke mit tausenden Zimmern, steingewordenes Zeugnis der Gigantomanie der Nazis. Aus der Ostsee nähert sich ein Kampfschwimmer dem Objekt. Er hat einen geheimnisvollen Auftrag.
Auch Erwin Haube, ein ehemaliger Fallschirmjäger, schleicht täglich durch die endlosen Gänge der fünf, noch intakten Blöcke. Nach der Flucht seiner Tochter 1973 im Schlauchboot über die Ostsee, war er nur noch als Hausmeister im Objekt tragbar gewesen. Und er fühlt sich auch jetzt noch für die Anlage verantwortlich.
Der junge Christian leidet noch immer unter dem Verlust seines älteren Bruders, der sich den Schikanen, die er als Bausoldat im Block 5 erleiden musste, durch einen Sturz aus dem Fenster entzogen hat.
Auch der wortkarge Künstler Joachim, der einst als Soldat in Prora stationiert war, muss sich mit seiner eigenen Vergangenheit auseinandersetzen, als die junge Journalistin Ulrike auftaucht und unbequeme Fragen stellt.
Proras wechselvolle Geschichte ist ein Teil unserer kollektiven Erinnerung. Dieser spannende und informative Roman bietet dem Leser Gelegenheit, sich damit auseinanderzusetzen.

Mein Umriss:

Da der Klappentext alles aussagt, was auf mich wirkte gibt’s hier nur ein Zitat:

„Drei Worte genügen – nie wieder Rügen“

Mein Eindruck:

Die Nazizeit und die Zeit der DDR sind in diesem Buch so gegenwärtig, als würde beide Zeiten noch lange nicht abgeschlossen.
Cornelia Lotter reist mit dem Leser auf die Insel Rügen und zeigt ihm in einer sehr bildhaften, in eine spannende Handlung das Bauwerk Prora. Von den Nazis nicht fertiggestellt, von der Bundeswehr zweifelhaft genutzt, stellt dieses Bauwerk ein Mahnmal vergangener Zeiten dar.
Um dieses Mahnmal erzählt Lotter die Geschichte einer durch Flucht auseinandergerissenen, teilweise verbitterten Familie, die Geschichte eines jungen Mannes, den sein Leben als Soldat in den Tod getrieben hat und die seltsamen Handlungen eines Kampftauchers, der etwas sucht, was sich dem Leser nicht erschließt.
Durch die ineinander verwobenen Geschichten in der Geschichte hat man es mit fünf Handlungssträngen zu tun, die langsam aber stetig zueinander führen. Vorhersehbar aber keineswegs langweilig erzählt die Autorin über diverse Geschehnisse, erklärt das für viele unbekannte Bauwerk und läßt auch Gefühle zu.
Durch ihre angenehme Ausdruckweise ist dieses Buch sehr gut zu lesen und für jeden verständlich und gleichzeitig verleitet es dazu, sich über frühere Geschehnisse in dieser Gegend weiter zu informieren.

Mein Fazit:

Trotz Vergangenheitsbewältigung ein fesselndes Buch, das man gelesen haben muss

Mittwoch, 10. September 2014

Roberts Schwester - Petra Hammesfahr

254 Seiten
Wunderlich Verlag
Erschienen am 02.04.2002
ISBN 978-3499231568

Klappentext:

Mia lebt mit ihrem Bruder in einem herrschaftlichen Haus.
Vorbildlich kümmert sich Robert um seine Schwester, deren Karriere als Bildhauerin ein jähes Ende fand. Seit einem Autounfall, an dem Robert nicht unschuldig war, ist Mias Gesicht entstellt. Also Roberts Geliebte und zukünftige Ehefrau einzieht, kann die Schwester ihre Eifersucht kaum bändigen. Die Spannung zwischen den beiden Frauen wird unerträglich, und dann ist Robert tot.

Mein Umriss:

Durch einen von ihrem Bruder Robert verursachten Unfall ist Mias Gesicht durch Narben entstellt und der rechte Arm bewegungsunfähig. Dadurch kann sie nicht mehr als Bildhauerin arbeiten und leidet unter immer wiederkehrenden heftigen Kopfschmerzattacken. Aber sie macht ihrem Bruder keine Vorwürfe. Ist er doch schon genug damit gestraft, dass er bei diesem Unfall seine erste Frau Marlies verloren hat.
Als Robert Isabell ins gemeinsame Haus bringt, hat Mia ein schlechtes Gefühl. Schnell erkennt sie, dass es Isabell scheinbar nur auf das Geld der Familie abgesehen hat und als Isabell dann noch ihren Bruder Jonas ins Haus holt, der in Afrika einen schweren Unfall überlebte und seither im Rollstuhl sitzt, wird Mias Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmen kann, intensiver.
Bei Robert stößt sie jedoch auf taube Ohren.
Doch dann ich Robert tot. Auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen und Mia gerät in den Focus der Ermittlungen. Sie hat das Gefühl, dass ihr niemand glaubt und gerät schnell in den Strudel der Ermittlungen und Irrtümer….

Mein Eindruck:

Petra Hammesfahr hat mit Roberts Schwester einen sehr spannenden Roman um zwei wohlhabende Geschwister geschaffen, die sie fast wie ein Liebespaar darstellt. Schnell ist man im Geschehen gefangen und ermittelt im Geiste mit der Polizei um die Wette. Die Lösung des Falles verwirrt immer wieder aufs Neue und lässt den Leser Schlüsse ziehen, die Hammesfahr immer wieder widerlegt und ihn am Ende in staunen läßt.
Lange geht man von einem vorhersehbaren Ende aus. Ca. 20 Seiten vor Ende dachte ich, dass es das nicht sein kann und wollte das Buch schon abbrechen. Zu diesem zeitpunkt hatte ich das Gefühl, Hammesfahr hätte ihren roten Faden verloren und reimt sich nun ein Ende nach Schema F zusammen. Ich las aber weiter und staunte nicht schlecht, über den Ausgang der Ermittlungen und der überraschenden Lösung des Falles.
Kurz, die Autorin verstand es, mich an der Nase herum zu führen. Meine Enttäuschung aus Verdacht löste sich in blankes Erstaunen auf und ließ mich am Ende so richtig begeistert sein.
Der eingeschränkte Aktionsradius des Buches, der sich auf das Haus der Geschwister mit kurzen Abschweifungen in eine Bar und auf einen Parkplatz beschränkt, ist übersichtlich und eng gesteckt. Dies nimmt der Handlung aber keineswegs die Spannung.
Dieses Buch „nur“ als Roman einzustufen entspricht nicht dessen Qualität als Psychothriller, als den ich es sehe.

Mein Fazit:

Nervenkitzel um zwei Geschwister, wie er besser nicht sein könnte

Mittwoch, 3. September 2014

Liebeslügen - Ki und das Geschäft mit den Gefühlen - Cornelia Lotter

Kindle Edition
2185 KB
160 Seiten Printausgabe
Amazon Media EU

Klappentext:

In Leipzig wird Anna al-Hamid erwürgt aufgefunden. Ihr marokkanischer Ehemann, der mit dem gemeinsamen 2-jährigen Sohn in seine Heimat geflohen ist, steht unter dringendem Tatverdacht. Die Auslieferungsbestimmungen lassen jedoch keinen Zugriff der Strafverfolgungsbehörden zu. Für Hauptkommissar Martin Bender und sein Team ist dies zutiefst unbefriedigend. Bei ihren Ermittlungen im Umfeld des Verdächtigen und in der Familie des Opfers erfährt Bender zum ersten Mal von einem Geschäft, das unter dem Begriff Bezness bei den Betroffenen bekannt ist. Frauen aus Europa verlieben sich im Urlaub in afrikanischen Ländern in Einheimische, die durch Vorspielen von Gefühlen versuchen, an das Geld dieser Frauen zu kommen oder durch Heirat eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten.
Auch Ki hat es mit einem solchen Fall zu tun. Eine Mutter beauftragt sie, ihre in Ägypten verschwundene Tochter zu suchen. Es ist die Zeit des arabischen Frühlings. Ki fliegt Anfang März 2011 nach Hurghada, um dort nach Simone Rosenau zu suchen. Auch sie selbst gerät bei dieser Suche in Gefahr.
Ein Krimi um vorgetäuschte Gefühle, enttäuschte Erwartungen und Hoffnungen, und den verzweifelten Wunsch vieler Männer, aus Elend und Perspektivlosigkeit in ein scheinbar besseres Leben zu gelangen.

Mein Umriss:

Moufid al-Hamid ermordet seine deutsche Frau Anna und flieht mit dem Sohn Sab nach Marokko.
Schnell fällt der Tatverdacht auf ihn. In seiner Heimat angekommen, überfällt ihn das schlechte Gewissen. Das jedoch eher deshalb, weil ihm bewußt wird, dass er aufgrund seiner Tat nicht mehr in Deutschland einreisen kann, ohne verhaftet zu werden. Seine große Liebe seit Kindertagen jedoch macht eine gemeinsame Zukunft davon abhängig…
Ungefähr zur gleichen Zeit nimmt Waltraud Rosenau Kontakt zu Ki auf und bittet sie, ihre Tochter Simone in Ägypten ausfindig zu machen. Leichter als gedacht zeigt sich ihr dort eine Spur, die sie verfolgen kann. Als Ki tiefer in ihre Ermittlungen einsteigt, begibt sie sich in höchste Gefahr…

Mein Eindruck:

Nach Gottesgericht und Elstertränen ist dies nun der dritte Teil der Krimi-Reihe um Kirsten Stein, der Privatermittlerin. Wieder greift Cornelia Lotter ein heisses und aktuelles Eisen auf und verpackt es in eine spannende Story, die den Leser von der ersten Seite an gefangen hält. Auch hier geht es, wie schon in den Vorgängerbüchern um aktuelle Themen aus der Tagespresse, zu denen sie vorbildliche Recherche betrieb.
Gewohnt rasant steigt die Autorin in die Handlung ein und lässt den Spannungslevel langsam aber stetig bis zum teilweise überraschenden Ende ansteigen. Ihre Sprünge zu den einzelnen Personen in Marokko, Deutschland und Ägypten sind zu keinem Zeitpunkt verwirrend, sondern perfekt in den Ablauf eingewoben. Die Themen Bezness, unterschiedliche Einstellungen zu Partnerschaften und Glauben geht Lotter unvoreingenommen und sensibel an, indem sie den Leser darüber aufklärt, welche Unterschiede es zwischen Orientalen und Europäern in diesen Punkten gibt.
Zu einigen Handlungspunkten, hier speziell auf Marokko bezogen, bedient sich Lotter der Ausdrucksweise der dort lebenden Menschen und lässt auch deren Bezeichnungen für bestimmte Dinge mit einfließen. Auch wenn es dafür keine Übersetzung oder Erklärung gibt, sind diese Worte für einen aufmerksamen Leser gut verständlich.
Für das Cover wähle die Autorin ein perfektes Motiv. Es ist hintergründig und geheimnisvoll und macht dadurch neugierig auf diesen Krimi.

Fazit:

Wer einmal mit den Krimis um Ki Stein angefangen hat, kann nicht mehr von ihnen lassen und fiebert auf den nächsten hin.

Danke:

Herzlichen Dank an Cornelia Lotter, die mir dieses eBook per Mail zum Rezensieren zur Verfügung stellte. Ebenso ein Dankeschön für das zugesandte Bild des Covers und der Erlaubnis, dieses zu Veröffentlichen.