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Mittwoch, 28. Oktober 2015

Stiller Tod - Roger Smith




Hardcore-Thriller

Klappentext:

Als die kleine Sunny vor dem Haus ihrer Eltern ertrinkt, raucht ihr Vater gerade einen Joint, während ihre Mutter sich mit ihrem Liebhaber in der Küche vergnügt. Nur Vernon Saul, eine verwundete, aber gefährliche Seele, bekommt mit, was am Strand vor sich geht. Doch er greift nicht ein. Der ehemalige Polizist aus den Elendsvierteln von Kapstadt ist für seine Skrupellosigkeit und Brutalität bekannt. Inzwischen arbeitet er für eine Sicherheitsfirma und dreht in den Bezirken der Reichen seine Runden. Das Gefühl von Macht ist das Einzige, was Saul antreibt. Und er hat Macht - über Dawn, eine drogensüchtige Prostituierte, die er erpresst, über seine Mutter, die er in ihrem eigenen Haus wie eine Sklavin hält, und über Nick Exley, der kurz nach Sunnys Tod eine Tat begeht, die alles auf den Kopf stellt.

Mein Umriss:

Vernon Saul, der aufgrund seiner furchtbaren Kindheit nie in ein normales Leben fand, beobachtet den Ertrinkungstod der kleinen Sunny, deren Eltern sich auf andere Weise in der Nähe vergnügen. Die Mutter in der Küche mit ihrem Liebhaber und der Vater mit einem Kumpel beim Rauchen eines Joints. Erst als das Kind bereits tot ist, greift Saul ein. Somit hat er wieder ein Opfer an der Leine. Eines seiner vielen Opfer, Menschen denen er scheinbar Gutes getan hat und die nun mehr oder weniger von ihm abhängig sind.
Hier lernt der Leser seine Mutter, die er für seine Zwecke als Sklavin hält, Dawn, eine Stripteasetänzerin mit kleinem Kind und Nick Exley, den Vater der ertrunkenen Sunny.
Nachdem Exley seine eigene Frau tötet und Saul Dawn mit diesem Mann zusammen bringt, wendet sich das Blatt gegen ihn. Nicht scheint mehr so zu laufen, wie er es gerne hätte. Sogar Dawn, die ehemalige Prostituierte scheint sich von ihm abzuwenden. Dagegen muss er etwas unternehmen…

Mein Eindruck:

Roger Smith geht in diesem Buch über die Grenzen des Armenviertels von Johannisburg hinaus und zeigt, dass Südafrika nicht nur schön sein kann. Er zeigt, wie auch in seinem Buch „Staubige Hölle“, die Schattenseiten dieses Landes. Wie Armut die Menschen in Drogensucht und Prostitution treibt und sich korrupte Beamte dies zu Nutze machen. Und nicht nur Beamte, sondern auch Mitarbeiter der zahlreichen privaten Sicherheitsunternehmen. Smith entführt den Leser mit diesem Thriller in die Armenviertel ebenso, wie in die Reichviertel. Er zeigt die Gegensätze Südafrikas, die nirgends härter sein können als dort. Wie leicht und vor allem wie schnell Menschen in Abgründe von Drogensucht und Mord gezogen werden können wird gerade in einer solchen Gegend sehr deutlich.
Nach dem etwas verworrenen Einstieg in diesen Thriller kommt man mit den Gedankengängen den Autors leicht zurecht. Man erkennt sehr schnell, dass er den Zusatz Hardcore zurecht verdient hat. Hardcore einerseits in Bezug auf die Brutalität diverser Sequenzen und auch in Bezug auf die Passagen, in denen es um die Sexualität der Protagonisten geht. Dies ist sicher nicht jedermanns Sache, daher sollte gerade in diesem Fall die Bezeichnung Hardcore als Warnung stehen.
Leider bekommt dieses Buch einen Punktabzug, weil es mir in diversen Kapiteln zu langatmig und beifallheischend daher kommt. Hier wäre manchmal weniger mehr gewesen.

Mein Fazit:

Kein einfacher Thriller und wer zart besaitet ist, sollte besser die Finger davon lassen

Danksagung:

Mein Dank geht an die Randomhouse Verlagsgruppe und hier im Speziellen an den Heyne Verlag, die mir die Möglichkeit gaben, dieses Buch lesen und rezensieren zu können. Auch bedanke ich mich dafür, das Cover mit Erlaubnis von Randomhouse in Verbindung mit meiner Rezension veröffentlichen zu dürfen.

Taschenbuch - KLICK
384 Seiten
Heyne Verlag
Erschienen am 10. März 2014
ISBN 978-3453676558

Gebundene Ausgabe - KLICK
384 Seiten
Tropen Verlag
Erschienen am 24. Oktober 2012
ISBN 978-3608501322

Kindle Edition - KLICK
2339 KB
Tropen Verlag – Klett Kotta
ASIN B009H6K7YM

Samstag, 24. Oktober 2015

Vogelfrei - Felicitas Gruber


München-Krimi

Klappentext:

Manchmal muss man dem Herrgott eben a bissl ins Handwerk pfuschen…

Der Herbst hält Einzug in München und bringt mit kräftigen Böen gleich drei Leichen auf Dr. Sofie Rosenhuths Seziertisch: einen Selbstmörder, eine Frau mit Glasfeile im Brustkorb und einen Priester, der vom Kirchturm in den Tod gestürzt ist. Die Rechtsmedizinerin glaubt, eine Verbindung zwischen den Fällen zu erkennen, doch ihr Ex, Hauptkommissar Joe, schaltet zunächst auf stur. Und da Joe sein Madl immer noch liebt, aber leider nur selten auf Sofie hört, muss sie Kopf und Kragen riskieren, damit bei der Polizei was vorwärtsgeht…

Mein Umriss:

Normal werden Selbstmörder, bei denen wirklich davon auszugehen ist, dass sie wirklich selbst Hand an sich gelegt haben, nicht seziert. In diesem neuen Fall für Sofie Rosenhuth ist es etwas anders. Sie hat es hier zwar eher mit einer „lustigen Witwe“ zu tun, also eher mit einer, der der Tod ihres Mannes nicht ungelegen kommt. Aber eben diese möchte, dass eine Obduktion durchgeführt wird, weil sie das Gefühl hat, dass der „Selbstmord“ von ihrem Mann nicht gewollt war.
Dumm für die Ermittler nur, dass die Witwe eine sehr reinliche Hausfrau ist, die um keinen schlechten Eindruck auf die Damen und Herren der Polizei zu machen, schnell noch gründlich putzte, bevor diese eintrafen. Dies macht natürlich die Ermittlungen nicht einfacher. Aber Sofie wäre nicht die gute Rechtsmedizinerin, wenn sie da nicht stutzig würde.
Als eine ermordete Nageldesignerin in ihrem Studio gefunden wurde, standen Joe und Sofie vor einem weiteren Rätsel, weil es kein erkennbares Motiv gibt, die Mordwaffe zwar in der Brust der Ermordeten gefunden wird, aber die Waffe nicht vollständig und das fehlende Stück erstmal nicht auffindbar ist. Ausserdem vermuten sie einen Zusammenhang, kommen aber nicht sofort dahinter.
Als dann auch noch der Giesinger Pfarrer der Kirche Maria Hilf von einem Baukran stürzt, ist das Rätsel perfekt. Denn war hat der Herr Pfarrer mit einem Bauunternehmer und einer halbscharigen Nageltussi zu tun, die früher eigentlich andere Pläne für ihr Leben hatte.
Die Zusammenarbeit zwischen Sofie und Joe gestaltete sich auch nicht besonders leicht, weil ihr Exmann ihr zwar zu verstehen gibt, dass er ihre ehemalige Beziehung gerne nochmal aufleben lassen würde, aber sein Tun etwas anderes vermuten läßt. Sofie hat zwar Katzenjammer, aber könnte sich ja auch anderweitig trösten, denn da ist ja noch der Polizeireporter, der ihr nicht nur im Kopf herumgeistert. Und plötzlich wird sie auch noch von einem Mops, den sie kurzerhand Murmel tauft, adoptiert. Ihm allein schein ihr Herz in Zukunft zu gehören…

Mein Eindruck:

Gewohnt humorig und trotzdem gut recherchiert führt Felicitas Gruber ihre Fans wieder durch den Münchner Stadtteil Giesing und über dessen Grenzen hinaus. Liebevoll macht sie die Auer Dult, die regelmäßig vor der Stadtteilkirche Maria Hilf stattfindet, zu einem schönen Zusatzthema für Münchenkenner und solche, die es werden wollen.
Man muss aber nicht unbedingt Münchner sein, um dieses Buch einfach gern zu haben. Gruber zeigt die Rechtsmediziner, ebenso wie die Polizisten von ihrer menschlichen aber nicht weniger professionellen Seite, die im Beruf so wichtig ist. Sie zeigt, dass das Leben nicht nur aus Arbeit, sondern auch aus zwischenmenschlichen Begebenheiten besteht und dass Ermittler auch Menschen aus Fleisch und Blut sind, bei denen auch nicht immer alles glatt läuft, oder sogar noch perfekt ist.
Liebenswürdig geht sie auf die Hauptprotagonisten ein, sodass sie einem von Band zu Band mehr ans Herz wachsen. Sogar für George, dem Skelett in Sofies Kabuff in der Rechtsmedizin in der Nussbaumstrasse, hat sie gefühlvolle Worte, die einem so manches Schmunzeln ins Gesicht zaubern.
Ich würfelte die drei Teile über Sofie Rosenhuth zwar etwas durcheinander, aber das tat meiner Lesefreude keinen Abbruch. Nach den Teilen eins und drei las ich hiermit Teil zwei und hoffe, dass es schon bald einen vierten Teil geben wird.

Mein Fazit:

Spannende Krimiunterhaltung aus der Bayrischen Landeshauptstadt, die meine vollste Empfehlung verdient.

Danksagung:

Mein herzlicher Dank geht an die Randomhouse-Verlagsgruppe und hier im Speziellen an den Diana-Verlag, der mir „Vogelfrei“ als Printausgabe zum Zwecke der Rezension zur Verfügung stellte. Desweiteren bedanke ich mich ganz herzlich bei Brigitte Riebe, einer der beiden Autorinnen für das mir zugesandte Hörbuch von „Vogelfrei“, das ich demnächst natürlich auch noch hören werde.
Auch dafür, dass ich das Cover zu diesem Buch zur Veröffentlichung verwenden darf, bedanke ich mich bei Randomhouse.

304 Seiten - KLICK
Diana Verlag
Erschienen am 11. August 2014
ISBN 978-3453357938

Kindle Edition - KLICK
1089 KB
Amazon Media EU S.à.r.l.
ASIN B00IHDR6S6

6 Stunden, 12 Minuten - KLICK
Hörbuch Download
Gekürzte Ausgabe
Audio media Verlag
ASIN B00MI6GRLK

Audio-CDs - KLICK
5 Stück
ISBN 978-3868048513





Donnerstag, 15. Oktober 2015

Muffensausen - Christoph Dörr



Roman
Klappentext:

Wo die Liebe hinfällt…
wurde sie vielleicht geschubst?

Nina und Philipp sind seit drei Jahren ein Paar, gerade frisch zusammengezogen und lieben sich sehr. An einem romantischen Abend macht Nina ihm spontan einen Antrag: »Willst du mich heiraten?« Bamm! Eigentlich ist es für ihn keine Frage, schließlich ist sie seine Traumfrau. Dennoch fühlt Philipp sich nicht überwältigt, sondern überrumpelt. Er verpatzt den Moment komplett: »Warum heiraten? Es läuft doch gerade so gut.« Als Nina daraufhin abhaut, merkt er schnell, dass er sie nur mit dem weltallerbesten Heiratsantrag zurückgewinnen kann. Gesagt, getan – doch damit beginnt ein Albtraum in Weiß…

Mein Umriss:

Drei Jahre sind Nina und Philipp nun ein Paar. Da es Philipp scheinbar nicht eilig hat, Nägel mit Köpfen zu machen, nimmt Nina die Sache eben selbst in die Hand.
Nach einem Saunabesuch, ganz romantisch und verliebt zu zweit im Tauchbecken nimmt sie all ihren Mut zusammen und unterbreitet ihrem Liebsten einen Heiratsantrag. Philipp jedoch reagiert nicht in ihrem Sinne und prompt hängt der Haussegen gewaltig schief. Nina zieht aus. Zu ihrer Freundin Simone. Dort ist sie sicher vor Philipp, denn der kann ihre beste Freundin nicht ausstehen. Er jedoch hofft auf ihre baldige Rückkehr, also hält er seine Eltern, in deren Haus die beiden ihre Wohnung haben damit hin, dass seine Liebste mit einer heftigen Erkältung das Bett hüten muss.
Die geben sich erstmal mit dieser Ausrede ihres Sohnes zufrieden, der die Abwesenheit Ninas dazu nutzt, an einem Heiratsantrag seinerseits zu feilen.
Etwas Besonderes soll es werden und Chris sein bester Kumpel muss ihm dabei helfen. Hier erwähne ich nur den Kölner Dom und Philipps Höhenangst…
Klar kann ich an dieser Stelle verraten, dass Nina den Antrag annimmt und sich nun in typisch weiblichen Aktionismus stürzt. Ist ja nur noch ein Jahr Zeit bis zur Hochzeit…
Nina verwandelt sich immer mehr in Brautzilla mit hysterischen Phasen und Philipps Muffensausen verwandelt sich immer mehr in nackte Panik…

Mein Eindruck:

Christoph Dörr war mir bisher kein Begriff. Weder als Comedian, der mehrfach mit dem Deutschen Comedypreis ausgezeichnet wurde, noch als Redakteur oder Autor, war er mir bisher bekannt. Was mich aber nicht hinderte, sein Buch „Muffensausen“ zu lesen.
Besonders hat mich der Titel und an zweiter Stelle das Cover angesprochen, auf dem ein Straußenkopf und ein Sandhaufen zu sehen ist. Ich fand das insgesamt lustig und interessant. Als ich das Buch dann in Händen hielt, war ich angenehm überrascht. Glänzende Buchstaben auf mattem Untergrund zieren das Cover und der Sandhügel fühlt sich tatsächlich fast wie Sand an.
Dann gings ans Lesen. Sofort war ich mitten im Geschehen. Dörr hält sich nicht mit Geplänkel auf, sondern steigt direkt ins Geschehen ein. Er verfolgt konsequent seinen schnurgerade gelegten roten Faden und weicht nicht davon ab. Er muss auch kein Geplänkel links oder rechts zum Besten geben, denn durch seinen Humor schaffte er es, alle Missgeschicke, Fettnäpfchen und Unwägbarkeiten in gerader Linie aufzureihen und immer die richtigen Personen drin landen zu lassen.
Da wären in erster Linie die Hauptpersonen Nina und Philipp, deren künftige Trauzeugen Chris, der Chaot und Philipps bester Kumpel, auf den er sich zwar immer verlässt, aber auch schon oft verlassen wurde und Simone, Ninas beste Freundin, die von Philipp gehasst wird, wie das Weihwasser vom Teufel. Dann wären da noch die Eltern der beiden. Wo Philipps Eltern etwas zu bieder erscheinen, umso durchgeknallter ist Ninas leibliche Mutter, der der Vater und seine zweite Frau in nichts nachstehen so unkonventionell wie sie sind und nicht zu vergessen Hiller, der Aufpasser, Hausmeister und Tyrann im Haus mit seinem Dackel Bestie.
Von der ersten bis zur letzten Seite hält einen der Autor mit seinem unvergleichlichen Humor an seinem Buch. Und fast schon neigt man dazu, enttäuscht zu sein, als man die letzte Seite gelesen hat. Diese jedoch macht Hoffnung auf mehr.

Mein Fazit:

Köstliche Unterhaltung für regnerische Tage, die einem so manches Lächeln und auch herzhaftes Lachen entlockt und meine 100%ige Empfehlung erhält.

Danksagung:

Mein Dank geht an die Verlagsgruppe Randomhouse und hier im Speziellen an den Verlag blanvalet, der mir dieses Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte. Ebenso bedanke ich mich für das Cover, das ich in Verbindung mit meiner Rezension veröffentlichen darf.

Printversion - KLICK
400 Seiten
Blanvalet Verlag
Erschienen am 15. September 2014
ISBN 978-3764505011

Kindle Edition - KLICK
1315 KB
Verkauf durch Amazon
ASIN B00KG63UD2

Hörbuch-Download - KLICK
5 Stunden und 1 Minute
Gekürzte Ausgabe
audio media verlag
ASIN B00N343BV0

Hörbuch – Audio CD - KLICK
4 Stück
ISBN 978-3868048599

Montag, 5. Oktober 2015

Kleopatra: Ein Leben - Stacy Schiff


Biografie

448 Seiten
C. Bertelsmann Verlag
Erschienen am 08. Juli 2013
ISBN 978-3570101056

Klappentext:

Kleopatra VII., letzter weiblicher Pharao Ägyptens, ist heute hinter Mythen, übler Nachrede und märchenhafter Schönheit verborgen. Stacy Schiff , Pulitzer-Preisträgerin, zeigt in ihrer Biografie dank intensiver Recherche und neuer Auswertung antiker Quellen nicht nur die laszive Verführerin und das intrigante Machtweib, sondern enthüllt eine außerordentlich starke Herrscherin – selbstbewusst, versiert in politischem Kalkül, diplomatisch und visionär. Detailfülle und Mut zum zugespitzten historischen Urteil, sprachliche Eleganz und provokantspritzige Porträts der mächtigen Mit- und Gegenspieler an Kleopatras Seite versetzen den Leser ins alte Reich am Nil mit seinem weltläufigen Charme und seiner machtpolitischen Unerbittlichkeit.

Mein Umriss und Eindruck:

Kleopatra, eigentlich keine Ägypterin, wie oft erwähnt. Sie ist in Griechenland aufgewachsen und durchlebte die perfekte Erziehung zur Herrscherin. Mit 18 Jahren besteigt sie gemeinsam mit ihrem 13jährigen Bruder den ägyptischen Thron, um als Herrscherin das Land zurück an die vergangene Macht zu führen.
Sie ist der letzte weibliche Pharao, um den sich zahlreiche Mythen ranken und der laut Überlieferung über märchenhafte Schönheit verfügte. Sie war eine selbstbewußte Herrscherin, die diplomatisch zu handeln ebenso beherrschte, wie das Intrigenspiel und die berechnende, zweckmäßige Verführung.
Der Autorin Stacy Schiff, die für ihre Biografie „Vera“ über die Ehefrau Vladimit Nabokovs mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet wurde, gelang hier die Lebensgeschichte anhand relativ weniger Informationen über Kleopatra VII. Allerdings schaffte sie es, diese so ausgefeilt zu Papier zu bringen, dass man schnell feststellt, dass Schiff sich an Informationen bediente, die anderen Autoren nicht in der Form zur Verfügung standen. Genau dies zeichnet diese Autorin besonders aus und macht diese Biografie außerordentlich lesenswert.
Für Fans der Biografie mag das vorliegende Werk eher schwierig zu lesen sein, da Schiff überdurchschnittlich viele Querverweise und Quellenhinweise an den betreffenden Stellen angebracht hat, die am Ende des Buches nachzublättern sind. Das ist der Grund, warum man dieses Buch nicht mal eben so zwischendurch liest. Es erfordert volle Konzentration die jedoch voll und ganz belohnt wird.
Man bekommt alles geboten. Unterhaltung, geschichtliches Wissen über diese Pharaonin, sowie geografisches Wissen zur Zeit Kleopatras, die den Thron Ägyptens eine Generation vor der Geburt Christi bestieg.
Zu Anfang dieser Biografie hat man die Möglichkeit, sich auf einer Karte die Ländereinteilung zu Zeiten Kleopatras anzusehen, um sich die im Taxt vorhandenen Beschreibungen besser vorstellen und auch immer wieder zurück blättern zu können.
Stacy Schiff ist mit „Kleopatra: Ein Leben“ ein beeindruckendes Werk zum Leben und Wirken dieser einmaligen Herrscherin gelungen. Auch wenn sie vielleicht mangels Überlieferungen nicht in der Lage war, alle Unklarheiten zu beheben, so stellt sie damit doch eine hoch informelle Biografie zur Verfügung.

Mein Fazit:
Biografie- und Geschichtsliebhaber sollten sich dieses Buch über eine der rätselhaftesten Frauen der Geschichte nicht entgehen lassen.

Danksagung:

Mein Dank geht an die Randomhouse Verlagsgruppe und hier im Speziellen an den Verlag C. Bertelsmann, der mir dieses Buch zum Zwecke der Rezension zur Verfügung stellte und die Erlaubnis erteilte, bereitgestelltes Material zur Veröffentlichung in Verbindung mit dieser Rezension zu verwenden.

Sonntag, 4. Oktober 2015

Das ABC auf afrikanisch - Heidy Dennis-Schneider


Biografie

328 Seiten
Books on Demand
Erschienen am 27. Juli 2015
ISBN 978-3734783463

Klappentext:

In „Das ABC auf Afrikanisch“ erzählt die gebürtige Schweizerin Heidy Dennis-Schneider von zwanzig erlebnisreichen Jahren als Lehrerin und Missionarsgattin in Nigeria. Sie entführt in eine Welt, die fremd und oftmals unverständlich erscheint. Mit viel Charme und Witz blickt sie zurück auf einige Gegebenheiten, die sie den Kopf schütteln ließen, aber dennoch wertvolle Dinge fürs Leben gelehrt haben. Ihre Geschichtensammlung berührt und regt zum Nachdenken an, hinterlässt beim Leser aber zum Ende stets ein Lächeln. Die Reise in eine vergangene Zeit und eine ferne Welt, auf die Heidy Dennis ihre Leser mitnimmt, wird an niemandem spurlos vorbeigehen!

Mein Umriss:

In kurzen Kapiteln erzählt Heidy Dennis-Schneider von ihren Erlebnissen in 20 Jahren Afrikaaufenthalt als Lehrerin und Missionarsfrau in Nigeria.
In Afrika ticken die Uhren anders. Das muss die Autorin schnell lernen, um dort bestehen zu können. Ein Europäer mag die Nigerianer, so wie sie in diesem Buch beschrieben sind, vielleicht als disziplinlos bezeichnen, aber wer das Buch gelesen hat, hat schnell festgestellt, dass es sich nicht darum handelt. Diese Menschen machen einfach das Beste aus ihrem Leben. Sie werden tagtäglich auf harte Proben gestellt. Da bleibt keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, ob man gewisse Dinge besser zu einer anderen Zeit oder auf eine andere Art und Weise erledigt hätte.
Die Autorin zeigt, wie feindlich die Natur den Menschen gegenüber ist und wie pragmatisch diese vieles hinnehmen, was ein Europäer nicht so schnell überwinden würde. Hier geht es im Speziellen um das Fortbestehen der Menschen in Nigeria und den Bestand der Dörfer. Frauen im gebärfähigen Alter haben dafür zu sorgen, dass genügend Nachkommen zur Welt kommen und vor allem auch überleben. Diese Kinder werden auch in missionierten Dörfern nicht sofort getauft. Sie bekommen erst im Alter von etwa 3 Jahren einen Namen, denn bis dahin könnten sie an Unterernährung, Tetanus, Blutvergiftung oder Hirnhautentzündung sterben. Also sind diese Kinder erst als solche anerkannt, wenn sie die für sie kritischen Jahre überstanden haben.
Mit dem Erlernen der Sprache zeigte sich der Autorin, dass nicht Wort Wort ist, sondern jedes Wort viele Bedeutungen haben kann. Eben so, wie es ausgesprochen wird. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Betonungen. Hier tappte Heidy in so manches Fettnäpfchen, was sie aber keineswegs aufgeben ließ.
Sie ging ihren Weg. Sie lehrte die Frauen und Männer nicht nur lesen und schreiben, sie zeigte den Frauen den Umgang mit Nadel und Faden ebenso, wie sie ihnen Hygiene nahe brachte. Sie schloss die Menschen in ihr Herz und engagierte sich für jeden einzelnen.

Mein Eindruck:

In kurzen Kapiteln erzählt Heidy Dennis-Schneider über 20 Jahre ihres Lebens. Diese 20 Jahre verbrachte sie in Nigeria, zu einer Zeit, in der es die Menschen aufgrund vieler Unruhen sehr schwer hatten.
Die Autorin zeigt den Pragmatismus der dort geborenen Menschen, mit dem sie vieles zu erklären versucht. Angefangen bei der Begründung, warum immer wieder der Anschein erweckt wurde, die Mütter würden ihre Säuglinge und Kleinkinder nicht lieben, weil sie ihnen keine Namen gaben und sofort zur Tagesordnung übergingen, wenn eines dieser Kinder starb. Dabei bemerkt man an den Erzählungen der Autorin sehr schnell, dass es nicht so ist bzw. war, sondern sich die Menschen einfach mit ihrem kargen Leben abgefunden haben, in dem es keinen Platz für die Befindlichkeiten ähnlich derer in der ersten Welt gibt. Es geht rein um die Existenz und das Fortbestehen des Volkes.
Mich persönlich störten die kurzen, in sich abgeschlossenen Kapitel eher, weil dadurch kein richtiger Lesefluss entstand. Ebenso bin ich es von Biografien gewöhnt, dass die Autoren mehr Gefühl einbringen. Nein, es muss nicht schnulzig sein, aber als Leser sollte man das Herzblut spüren, das einen Menschen dazu bewog, ihr Leben zu Papier zu bringen.
Hier hatte ich eher das Gefühl, dass das Erlebte zwar Eindruck hinterließ, aber nicht so viel, dass die Autorin davon nach ihrer Rückkehr in die Schweiz noch lange zehren konnte.
Mir fehlten nähere Beschreibungen über das Land an sich, ebenso über das damalige Leben allgemein in diesem Land, zumal es sicherlich sehr viele Leser gibt, die den Biafrakrieg, die Bürgerkriege und Hungersnöte der damaligen Zeit aufgrund ihres jungen Alters nicht in den Nachrichten verfolgen konnten. Nur am Rande erwähnt werden Mann und Kinder, so, als wären sie nur „Mitläufer“ gewesen.
Sehr schön fand ich die Bebilderung mit Fotos aus der Zeit, in der die Autorin in Nigeria war. So konnte ich mir die Menschen über die sie schrieb, auch vorstellen, denn in den Texten stellte sich bei mir leider das Kopfkino nicht ein, anhand dessen ich mir die Personen bildlich hätte vorstellen können. So wie sie beschrieben sind, sind es eben Menschen… nur Menschen… irgendwie seelenlos, was ich sehr schade finde.
Ich kann dieses Buch leider nur mit viel Fantasie den Biografien zuordnen. Etwas ausgefeilter, wäre es sicherlich ein sehr gutes Sachbuch einer hoch gebildeten Frau geworden.

Mein Fazit:
Für eine Biografie zu sachlich verfasst, liest sich dieses Buch eher zäh. Aber einen Versuch ist es allemal wert.

Danksagung:

Ich wurde von der Tochter der Autorin gefragt, ob ich „Das ABC auf afrikanisch“ lesen und rezensieren würde, die dann auch veranlasste, dass mir das Printexemplar sofort nach dessen Erscheinen zugestellt wird. Dafür meinen herzlichen Dank. Es tut mir leid, keine bessere Rezension dazu verfassen zu können, aber das Buch wird sicherlich seine lesenden Freunde finden.