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Samstag, 25. Oktober 2008

Firmin ein Rattenleben - Sam Savage


Firmin – Ein Rattenleben von Sam Savage

Inhalt:

Firmin, das letzte und dreizehnte Junge eines Wurfes einer alkoholabhängigen Ratte, wurde im Keller einer Buchhandlung (Pembroke Books) in Boston geboren.

Klein und etwas schwächlich, kam er immer zu kurz, wenn seine Mutter ihren Wurf säugte. Also suchte er sich Ersatz für die fehlende Muttermilch… Am Anfang holte er sich im Keller gelagerte Bücher und fraß sich durch die Seiten.

Mit der Zeit brachte er sich selber das Lesen bei und fraß nur noch die weißen Ränder der Buchseiten, um sich durch die großen und kleinen Schriftsteller der Weltliteratur lesen zu können. Tagsüber beobachtete er den Besitzer des Buchladens und dachte, in ihm einen Freund gefunden zu haben. Jedoch irrte sich Firmin gewaltig. Der Besitzer legte Rattengift aus, das ihn aufgrund seiner Begabung zu lesen nicht viel anhaben konnte.

Langsam machte er sich auf den Weg nach draussen und fiel einem Menschen, der ihn mit seinem Spazierstock schwer verletzte, zum Opfer. Er wurde von Jerry Magoon gefunden, mit nach hause genommen und gesund gepflegt. Bei Jerry konnte er einfach Firmin sein, seiner Leselust nachgehen und wurde auch noch gut mit Brot und Erdnussbutter versorgt. Bis Jerry eines Tages einen Schlaganfall erleidet…

Die Handlung spielt zur Zeit des zweiten Weltkrieges, als Amerika, wie viele andere Länder auch, eine Umschwungphase durchmachte.

Zum Autoren:

Sam Savage hat eine angenehme, unaufdringliche Schreibweise, die den Leser dazu verleitet, bei der Handlung zu bleiben. Jedoch lässt er sich streckenweise dazu verleiten, etwas langatmig und verwirrend zu werden. Danach geht es wieder flüssig weiter.

Lustig beschreibt er, wie Firmin versucht, sich mangels eigener Stimme, die Zeichensprache beizubringen. Was jedoch aufgrund anatomischer Unterschiede zum Menschen nicht gelingen mag.

Savage hat gut über den Zeitabschnitt, den er beschreibt recherchiert, so dass man allein durch Nennung von Namen, die in dieser Zeit in aller Munde waren weiß, wann die Handlung stattfindet.

Meine Meinung:

Es war für Sam Savage sicher nicht einfach, sich in eine Ratte hinein zu versetzen, daher ist das Buch für mich so interessant gewesen. Eine Ratte, die sich quer durch die Weltliteratur liest, lässt für mich nur eine Schlussfolgerung zu: Jetzt ist klar, warum manche Menschen als "Leseratte" bezeichnet werden.
Aufgrund des Covers möchte man annehmen, dass dieses Buch eher für jüngere Leser geeignet ist, was sich aber schnell als Irrtum herausstellt.

Dienstag, 21. Oktober 2008

Schneemann - Jo Nesbo


Schneemann – Jo Nesbo

Er schlägt immer zu, wenn der erste Schnee des Winters fällt….. Der Schneemann.
Es hat erstmal den Anschein, dass er sich seine Opfer wahllos schnappt und dann bis zum nächsten Winterbeginn wieder spurlos zu verschwinden.
Ein Fall für Harry Hole, den etwas unkonventionellen Polizisten mit Alkohol- und Eheproblemen. Was anfangs undurchschaubar ist, lichtet sich im Laufe von Harrys Ermittlungen scheinbar immer mehr. Mit jedem neuen Verdächtigen, den Hole präsentiert, wird die Geschichte undurchsichtiger und spannender, denn die Verdachtsmomente passen immer wieder auf den jeweiligen Verdächtigen. Bis er endlich durch viele Zufälle an den richtigen gerät und er beinahe zu spät kommt und um Haaresbreite sein eigenes Leben und das seiner Familie zu zerstören droht.

Jo Nesbo hat die Gabe, den Leser von der ersten Seite an in seinen Bann zu ziehen. Der Schreibstil ist flüssig und trotzdem nie flach oder langweilig. Er versteht es, den Spannungslevel an einem Punkt zu jonglieren, der es dem Leser schwer macht, das Buch zur Seite zu legen.
Der spannungsgeladene Auftakt lässt einen erst vermuten, dass es eigentlich nichts mehr geben kann, um einen an dieses Buch zu fesseln. Aber Nesbo setzt immer wieder was oben drauf bis es zu einem Showdown kommt, der seinesgleichen sucht.

Bisher war ich nicht der große Krimifan, aber dass ich mir den einen oder anderen Nesbo noch zulegen werde, ist ganz sicher, denn er hat mich davon überzeugt, dass Krimi nicht gleich Krimi ist.

Dienstag, 14. Oktober 2008

Das Haus in den Wolken - Judith Lennox


Aufstrebender Geschäftsmann heiratet ehemalige Haushälterin (Richard und Isabel Finborough) da seine Frau ein Geheimnis hat, will sie ihn erst nicht heiraten, stimmt aber dann doch zu. Richard zieht in den 1. Weltkrieg, erlebt wirklich Schlimmes und kommt verletzt wieder zurück nach England. Er bekommt mit Isabel drei Kinder, welche „dem Stand entsprechend“ erzogen werden. In die Familie wird Ruby, die Tochter eines ehemaligen Kriegskameraden Richards aufgenommen, deren Mutter erkrankt und mittellos ist und der Vater spurlos verschwunden.
Isabel versnobt im Sinne Richards immer mehr und akzeptiert seine Einstellung, wenn es darum geht, mit welchen Partnern ihre Kinder ihr Leben verbringen sollen. Das reißt die Familie so auseinander, dass jeder irgendwann seine eigenen Wege geht und auch Isabel bemerkt, dass sie ein Leben führt, das sie nicht führen wollte. Somit steht Richard bald alleine da und verliert aufgrund des 2. Weltkrieges seine Firma. Erst dann rauft sich die Familie wieder zusammen...
Die Handlung lässt etwas zu wünschen übrig. Das Buch ist eher wie ein besserer Schulaufsatz geschrieben und lässt die wichtigen auf und abs vermissen. Leider plätschern die 588 Seiten auf einem Level dahin, den man eigentlich nur lahm nennen kann. Der Ansatz, über eine Familie und deren Leben in Zeiten von zwei Weltkriegen zu schreiben ist an sich nicht schlecht, allerdings sollte etwas intensiver auf die einzelnen Personen eingegangen werden. Auch die eingebrachten Kriegsgeschehnisse sind für jemanden, der sich noch nie damit befasst hat, etwas schwer nachzuvollziehen. Irgendwie schafft es Lennox nicht, den Leser an das Buch und die Handlung zu fesseln.
Ich habe mir ehrlich gesagt, etwas mehr erwartet...
Der Schreibstil ist einfach und flüssig, das Eingehen auf Landschaften, Personen der Handlung und Umfeld könnte sensibler und ausführlicher sein. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sich die Autorin nicht entscheiden konnte, was ihr an dem Buch wichtiger ist. Geschichtliches rüber zu bringen, auf die Charaktere einzugehen, oder einfach Werbung für die Landschaften Englands und Irlands zu machen. Es ist ein Buch für „Leseanfänger“, sofern sie auf Familiengeschichten mit übertriebenen Reaktionen eines Übervaters stehen, dem Standesdünkel und Ansehen in der Gesellschaft wichtiger sind, wie seine Familie.