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Freitag, 26. Januar 2018

Marlenes Geheimnis - Brigitte Riebe


Roman

Als Eva Auberlin in Rickenbach gestorben ist, versammelt sich die ganze Familie, um Abschied zu nehmen. Christiane, ihre Enkelin, von ihrer Familie zeitlebens liebevoll Nane genannt, reist ebenfalls an. Unterwegs von einer verletzten, alleingelassenen Hündin aufgehalten, schafft sie es trotzdem noch rechtzeitig mit dieser anzukommen. 

Auch Nanes Mutter Vicky und deren Schwester Marlene wollen der Mutter die letzte Ehre erweisen. Schon kurz nach der Beisetzung flammt zwischen den beiden Schwestern erneut ein alter Streit auf, sodass Vicky Hals über Kopf wieder abreist. Marlene überreicht Nane im Laufe des weiteren Aufenthaltes Notizen von Eva, welche Nane so schnell wie möglich lesen möchte. Sie sucht sich jemanden, der in der Lage ist, ihr das Lesen der Sütterlinschrift beizubringen und dann kann sie einer mehr aufhalten.

Eva erzählt über den Krieg, ihre erste große Liebe Jan, der in Tschechien den Krieg nicht überlebte, noch bevor die beiden heiraten konnten. Flucht und Vertreibung, Konzentrationslager, Hunger und Angst. Aber sie hielt durch, sie wollte, dass die kleine Marlene an ihrer Seite ein besseres Leben haben wird. Kurz nachdem ihre Mutter starb, nahm ihr Vater wieder Kontakt zu ihr auf und erklärte ihr in einem Brief, wie sie nach Rickenbach kommt, wo er nun lebt. Eine abenteuerliche Reise begann, die Eva mit Marlene schaffte. Schnell fand sie auch in Rickenbach Unterkunft und Arbeit, somit war auch Marlenes Zukunft etwas rosiger, als es ihre eigene einmal war.

Nane war wie gefangen von der Vergangenheit ihrer Großmutter und schob ihre Abreise immer weiter hinaus. Weil sie erst die Notizen zu Ende lesen wollte, weil ihr der Aufenthalt sehr gut tat und nicht zuletzt, weil sie Menschen kennen lernte, denen sie vertrauen konnte. Jetzt war ihr der Job unwichtig und sie kündigte um in Rickenbach zu bleiben. Als sie dann noch auf Simon, ihre Jugendliebe traf, dessen Großvater ebenfalls vor kurzem verstarb und sie feststellte, dass die Vergangenheit ihrer Großmutter und Simons Großvater verbunden ist, wollte sie herausfinden, was es ist….

Brigitte Riebe zeigt mit diesem Roman einmal mehr, dass sie ein schriftstellerisches Chamäleon ist. Egal in welche Zeit, sie taucht ein und schreibt darüber, als hätte sie diese selbst erlebt. Jedes Wort ist glaubwürdig. Ihre lebendige Schreibweise nimmt einen mit und lässt einen in die beschriebene Welt eintauchen und mitleben. Es fällt unheimlich schwer, das Lesen zu unterbrechen, denn obwohl es nicht um Mord und Totschlag geht, so ist Brigitte Riebe trotzdem in der Lage, den Leser mitleben zu lassen und ihm das Gefühl zu geben, dass es nichts spannenderes gibt, als jede Person, jeden Ort und jede Begebenheit selbst zu kennen und auch diesem scheinbar nichtssagenden, normalen Leben, das Millionen von Menschen im Krieg und der Nachkriegsszeit führten, Spannung abzugewinnen.
Das Cover wurde perfekt gewählt. Eine Frau mit Kind, die sich vom Betrachter weg bewegen. Das Ganze ohne große Farbkontraste, sodass es etwas Schwermütiges und Trauriges übermittelt.


Marlenes Geheimnis ist wieder mal ein Buch von Brigitte Riebe, das ich guten Gewissens empfehlen kann.

432 Seiten
Diana Verlag
erschienen am 11. September 2014
ISBN 978-3453292055