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Freitag, 27. Dezember 2013

Ficken sag ich selten - Olaf Blumberg

224 Seiten
Biografie
Ullstein Verlag
Erschienen am 11. Oktober 2013
ISBN 9783550080128

Klappentext:

Olaf Blumberg flucht, bellt, zuckt heftig und unwillkürlich, und das meistens in den unpassendsten Situationen – in der Bahn, in der Uni, in der Kirche, bei der neuen Freundin. Olaf hat Tourette. Hier erzählt er, wie er gelernt hat, diesen Dämon zu akzeptieren. Ein tragikomisches, anrührendes Buch über ein Leben mit einer unberechenbaren Krankheit.

„Tourette ist ein Clown, ein Kind, ein Freund, ein Diktator und ein fluchender Philosph.“

Mein Umriss:

Olaf Blumberg wurde 1984 geboren und schon als Kind zeigten sich die Anfänge seiner lebenslangen Krankheit. In dieser Zeit wurden seine Tics, wie das ruckartige Bewegen des Kopfes und das Bellen, wie er es nennt, nicht als Krankheit, sondern eher als schlechte Angewohnheit gesehen. Diese „Angewohnheit“ brachte ihm einigen Tadel, wie auch Frotzeleien durch Gleichaltrige ein.
Er selbst erkannte die Tics auch nicht als solche, sondern wunderte sich nur immer wieder über die seltsamen Reaktionen seiner Mitmenschen in gewissen Situationen.
Mit zunehmendem Alter verstärkten sich seine Tics. Im Studentenalter tickte er laut und unflätig. Die Ausdrücke zielten meist unter die Gürtellinie seiner Mitmenschen oder gipfelten im verbalen Hitlergruß. Irgendwann sah er ein, dass er sich untersuchen lassen mußte und ein Ärztemarathon begann für ihn. Da viele Ärzte jedoch noch nie etwas mit dem Tourette-Syndrom zu tun hatten, konnten sie auch nicht qualifiziert helfen. Es wurde versucht, den jungen Mann mit Medikamenten ruhig zu stellen, was die Tics teilweise verstärkte oder ihn so dämpfte, dass er fast nicht mehr in der Lage war, am normalen Leben teilzunehmen. Eine betroffene junge Frau die er kennenlernte gab ihm den Rat, sich selbst in die Psychiatrie einzuweisen. Wobei die erst Klinik für ihn ein Flop war. Erst in der zweiten Klinik fühlte er sich gut aufgehoben und auch ernst genommen. Dort wurde ihm empfohlen, sich um ein Studium zu kümmern, das er besser mit seiner Krankheit in Einklang bringen kann. Somit wechselte vom Lehramtsstudium im Bereich Germanistik in den sozialen Bereich, in dem er seine Berufung fand.
Irgendwann war ihm klar, er muss den Rest seines Lebens mit Tourette klar kommen. Er hat keine andere Wahl….

Mein Eindruck:

Olaf Blumberg erzählt seinen langen Weg von der Erkenntnis, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmen kann, bis zur Diagnose Tourette, die ihm erstmal den Boden unter den Füssen wegzog. Seinen Leidensweg mit diversen Medikamenten läßt er ebenso wenig aus, wie das Gefühl aus einem normalen Leben von seinen Mitmenschen ausgeschlossen zu sein. Er schreibt offen und unverblümt über seine Tics und die Reaktionen seiner Mitmenschen, die unterschiedlicher nicht sein können. Seine Offenheit über die Krankheit zu schreiben, ohne mit ihr zu kokettieren macht ihn unwahrscheinlich sympathisch, auch wenn man als Leser sicherlich nicht sagen kann, wie man auf ihn reagieren würde, stünde er plötzlich vor einem und ticct.
Dass diese Krankheit eine Behinderung darstellt, erwähnt Blumberg eher am Rande.
Olaf Blumberg brachte zu Papier, was viele Betroffene wahrscheinlich totschweigen und dafür verdient er vollsten Respekt.

Mein Fazit:

Ein junger Mann von seiner Krankheit scheinbar ins Abseits gedrängt, schafft den Weg ins Leben.

Montag, 16. Dezember 2013

Dreikönigsmord - Bea Rauenthal

352 Seiten
List Taschenbuch
Erschienen am 2. Dezember 2013
ISBN 978-3548611808

Klappentext:

Zwei Kommissare von heute und eine Leiche aus dem Mittelalter – das wird der aufregendste Fall ihrer Karriere! Jo Weber und Lutz Jäger ermitteln quer durch Raum und Zeit.

Eine skelettierte, fünfhundert Jahre alte Leiche? Das ist ja wohl verjährt, denken Hauptkommissarin Jo Weber und ihr streitlustiger Kollege Lutz Jäger. Bis sie sich plötzlich im Mittelalter wiederfinden, als Kaufmannswitwe und Kneipenwirt. Um zurück in die Gegenwart zu können, müssen sie den Mordfall lösen! Ohne moderne Spurensicherung und Genanalyse scheint ihnen das zunächst unmöglich. Schnell ist ihr größtes Problem allerdings nicht mehr der Mörder, sondern die Inquisition: Jo und Lutz müssen aufpassen, dass sie nicht bald auf dem Scheiterhaufen brennen. Werden sie es schaffen – zurück in die Zukunft?

Mein Umriss:

Ein Leichenfund auf dem Gelände eines alten Klosters. Jo Weber und Lutz Jäger werden an den Fundort gerufen und stellen bei der Erstbeschau fest, dass das Skelett dort seit ca. 500 Jahren in der Erde lag und ziehen unverrichteter Dinge wieder ab. Dieser Fall ist nicht ihr Fall. Oder?
Auf der Rückfahrt haben sie einen Verkehrsunfall und kommen im Mittelalter wieder zu sich. Dort liegt ebendieses Mordopfer, das in der Gegenwart gefunden wurde, aufgebahrt im Kloster mit aufgeschlitzter Kehle. Beide wundern sie sich, wie sie in dieser Zeit landen konnten, zumal sie sich sehr gut an den Verkehrsunfall erinnern können. Nichts desto trotz erklärt ihnen die Oberin des Klosters, dass sie den Mordfall an dem jungen Mann aufklären und seinen Mörder stellen müssen, um wieder in ihre Zeit zurück zu können.
Sie sprechen anders als die Menschen im Mittelalter, was sie als seltsam erscheinen läßt. Dies jedoch können sie recht schnell überspielen und sie passen sich den damaligen Begebenheiten schnell an. Aber wie sollen sie diesen Mord so ganz ohne die technischen Hilfsmittel des einundzwanzigsten Jahrhunderts lösen?
Schon bald gibt es weitere Mordopfer und sie fühlen sich schon fast überfordert, hätten sie nicht die weise Oberin des Klosters an ihrer Seite, mit deren Hilfe einiges einfacher ist….

Mein Eindruck:

Das Thema Zeitreise an sich ist ein sehr faszinierendes Thema. Es in einen Kriminalfall einzubinden ist nicht ganz neu, aber doch äußerst interessant. In diesem Fall jedoch nicht so faszinierend wie ich mir erhofft hatte.
Sehr langatmig und teilweise langweilig zieht sich die Handlung dahin. Die Autorin übersah leider auch vieles, das für die heutige Zeit selbstverständlich erscheint und baut das ins Mittelalter mit ein, wo es einfach nicht paßt. Was super dargestellt ist, ist die Fahrt mit dem Heissluftballon, dessen Erfindung ja um einiges später erfolgte. Ob diese jedoch in dieser Form und Ausführung machbar wäre, entzieht sich auch meiner Kenntnis.
Wer sich durchquält und das Ende liest hat gewonnen. Und zwar die Erkenntnis, dass die Autorin über sehr viel Fantasie verfügt, dies alles in dieser Form aber schlicht unmöglich ist. Daher war das für mich die Krönung eines Romanes in negativem Sinne, den es so nicht geben dürfte.
Teilweise nicht schlecht im Mittelalter recherchiert, eine verkrampfte Handlung und ein Ende, das in anderer Form glaubwürdiger und nachvollziehbarer gewesen wäre.

Mein Fazit:

Ein Buch einer Reihe, das nicht Langeweile bekämpft, sondern diese hervorruft.

Sonntag, 15. Dezember 2013

Dampfnudelblues - Der Film



Klappentext des Buches:

In Niederkaltenkirchen geht wieder das Verbrechen um und Dorfpolizist Franz Eberhofer hat privat wie beruflich alle Hände voll zu tun.
›Stirb, du Sau!‹, prangt es in roter Farbe von Höpfls Haus. Der Dienststellenleiter von der PI Landshut ruft an: Realschulrektor Höpfl ist nicht zum Unterricht erschienen. Ich soll da jetzt mal hinfahren und nachsehen. ›Stirb, du Sau!‹, schießt es mir durch den Kopf. Und ich ahne nix Gutes.

Mein Umriss zum Buch:

Niederkaltenkirchen bei Landshut. Eine beschauliche Gegend, aber auch davor macht das Verbrechen nicht halt.
Als auf die Hauswand des Schulrektors Höpfl eines Tages "Stirb Du Sau" geschrieben steht, nimmt das Geschehen seinen Lauf. Erst verschwindet der unbeliebte Höpfl, taucht aber bald wieder auf. Doch dann wird er gefunden. Überfahren von einer Bahn und die Aussage des Zugführers läßt Franz Eberhofer, den Dorfpolizisten darauf schließen, dass es kein Selbstmord gewesen sein kann und beginnt mit den Ermittlungen, die ihn voll und ganz in Anspruch nehmen.
Susi sein Gspusi, mit der er mehr oder weniger, eher weniger zusammen ist läßt ihn unter Getöse in seinem zur Wohnung umgebauten Saustall zurück, nachdem er sie in seiner umwerfenden Art auf ihre "Dellen" an den Oberschenkeln aufmerksam machte. Diese Trennung macht ihm zu schaffen, was er aber niemals offen zugeben würde. Nachdem er dann sieben mal hintereinander zu jeweils 19,90 Euro sein Auto durch die Waschstraße fuhr, denkt er über sie hinweg zu sein, was er aber nur denkt.
Seine Oma, die mit seinem Vater unter einem Dach lebt, liebt er über alles. Besonders wegen ihrer Kochkünste. Er fühlt sich dafür zuständig, regelmäßig für die alte Dame die Sonderangebote der Geschäfte und Supermärkte zu durchforsten. Sonderangebote liebt seine Oma über alles und wo es was günstig gibt, muss sie einfach hin. Sein Vater hingegen liebt seinen Marihuanaanbau hinter dem Schuppen, gegen den Franz eigentlich vorgehen müßte.
Dann ist da noch sein Bruder, die Schleimsau Leopold, der mit einer Thailänderin die Tochter Uschi, von Opa und Franz Sushi genannt, hat und Panida die Mutter sobald er geschieden ist, heiraten will.

Mein Eindruck:

Natürlich musste ich mir die Verfilmung dieses Buches ansehen. Sowas läßt sich ein Eberhofer-Fan schließlich nicht entgehen.
Den Schriftzug auf Höpfls Haus hab ich mir beim Lesen genau so vorgestellt, wie er auch gezeigt wurde, ebenso dessen Verschwinden und Wiederauftauchen und sein Tod auf den Schienen. Das wars aber auch schon im Großen und Ganzen mit den Übereinstimmungen mit dem Buch.
Dargestellt wird Eberhofer wie ein Polizist aus den Siebzigern, der eine alte längst bei der Polizei ausgemusterte Karre als Streifenwagen fährt. Auch die Oma wird von einer viel zu jungen Frau dargestellt, sodass sie wenig glaubhaft erscheint. Die Liebe zu seiner Oma, die im Buch so schön dargestellt ist, kommt im Film nicht in dieser Form zur Geltung. Sein Bruder Leopold erscheint etwas glaubwürdiger, obwohl er im Buch schrulliger beschrieben wird. Es fehlte Ludwig sein Hund, der im Buch Eberhofers wichtiger Begleiter ist, wenn er wieder mal so richtig in Fahrt ist. Mit ihm die abendlichen, natürlich gestoppten Runden dreht und mit ihm so dann und wann beim Simmerl einkehrt. Dass Eberhofer im ehemaligen Saustall wohnt war mir aufgrund des Buches bekannt, wird im Film aber mit keiner Silbe erwähnt. Sodass es den Anschein hat, er würde in einer Bruchbude hausen, was ja nicht so ist.
Stattdessen wird der Marihuanaanbau des Vaters zu sehr in den Vordergrund geschoben. Der wird im Buch zwar erwähnt, aber ansonsten kein Aufhebens drum gemacht. Die Susi, seine Freundin ist gut dargestellt, allerdings gäbe es bestimmt Schauspielerinnen die besser dafür geeignet wären.

Mein Fazit:

Als Buch einfach klasse, aber als Film? - Andere Besetzung, besseres Drehbuch, mehr Liebe zum Detail und es hätte eine richtig gute Verfilmung werden können. So konnte man sich den Film zwar ansehen, aber ein zweitesmal muss nicht sein.

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Drowning - Rachel Ward

304 Seiten
Carlsen Verlag
Erschienen am 22. November 2013
ISBN 978-3551520524

Klappentext:

Einen Meter neben mir sehe ich ein Gesicht.
Die Haare kleben in glänzenden Strähnen an der Stirn. Schmale Lippen, leicht geöffnet, ein Wasserrinnsal läuft heraus. Bleiche Haut, von Schlamm überzogen. Augen geschlossen.

Wasser ist der Ursprung allen Lebens, sagt man.
Für Carl ist es nur eins: tödlich!

Mein Umriss:

Carl schlägt die Augen auf und sieht seinen Bruder Rob.
Robs Gesicht ist schlammverschmiert, seine Haut bleich und seine Augen sind geschlossen. Aber warum liegt er in einem Sack? Warum wird der Reissverschluss bis über sein Gesicht hochgezogen? Wer ist das Mädchen, das daneben sitzt und schreit?
Carl wird von seiner Mutter abgeholt. Warum war er im Krankenhaus und warum weint seine Mutter?
Auf der Taxifahrt nach hause erinnert sich Carl bruchstückhaft daran, dass er mit seinem Bruder schwimmen war, aber alle anderen Erinnerungen sind wie aus seinem Gedächtnis radiert. Immer wieder denkt er daran, wie der Reissverschluss über Robs Gesicht geschlossen wird. Ihm dämmert, dass Rob tot sein muss. Denn warum sollte seine Mutter sonst weinen?
Zu hause angekommen kommt ihm vieles fremd vor. Sogar das Zimmer, das er sich mit seinem Bruder teilte und auch die in die Tür geschlagenen faustgroßen Löcher.
Als er einen Wasserhahn tropfen hört, geht er ins Bad und versucht ihn zuzudrehen. Es gelingt ihm nicht und auf grauenvolle Weise erscheint ihm sein Bruder und verlangt unmögliches von ihm.
Warum?
Langsam beginnt sich sein Gedächtnis zu regenerieren und ihn an immer mehr Begebenheiten zu erinnern. Für ihn sind diese Erinnerungen wenig glaubhaft, aber Rob spricht mit ihm und damit kommt er den Geschehnissen immer mehr auf den Grund. Und je mehr er erfährt und sich dagegen wehrt, umso mehr bringt er sich und das Mädchen in Gefahr.

Mein Eindruck:

Nach einem etwas verwirrenden Einstieg ist man als Leser schnell von der Handlung gefesselt. Die Art und Weise wie Rachel Ward die Geschehnisse verpackt, kann dieses Buch locker in der oberen Riege der großen Psychothriller eingereiht werden.
Sie steigert die Spannung kontinuierlich bis zum großen Showdown, mit dem man in der Art nicht rechnet. Einzig die letzten 5-6 Seiten hätten so nicht sein müssen, denn die passen irgendwie nicht so perfekt dazu. Klar, ein Schlusspunkt mußte gesetzt werden, aber der von Ward gewählte ist einfach zu klischeebehaftet.
Die Personen um die sich die Handlung dreht, können realistischer nicht dargestellt werden. Da wäre die alkoholabhängige Mutter, die ihre Söhne, den Haushalt und ihr Leben vernachlässigt und nicht mitbekommt, wie unterschiedlich und in gewisser Weise verfeindet ihre Söhne sind. Das Mädchen Neisha die von Rob, ihrem Freund, unterdrückt und teilweise gequält wird, sich aber trotzdem nicht von ihm lösen kann und der kleine Bruder Carl, der mehr Angst statt Bruderliebe zu Rob empfindet, welcher das für seine Zwecke bis über alle Grenzen ausnutzt.
Als Jugendbuch herausgebracht, muss sich dieses Buch wirklich nicht als solches bezeichnen lassen, da es auch für Erwachsene eine fesselnde Lektüre ist.

Fazit:

Spannung die einen atemlos macht. Zu 100% empfehlenswert.