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Mittwoch, 20. Mai 2015

Mr. Mercedes - Stephen King

592 Seiten
Heyne Verlag
Erschienen am 8. September 2014
ISBN 978-3453269415

Der erste Gedanke, der mir in den Sinn kam, als ich den Titel „Mr. Mercedes“ las, war einer an ein früheres Werk Stephen Kings. Es handelte sich um „Christine“, das faszinierende Auto, das eine persönliche Bindung zu seinem Besitzer aufbaute und ihn gegen seine Feinde verteidigte. Der zweite Gedanke schweift zu „Der Buick“, einem Auto, das ebenfalls ein schauriges Eigenleben entwickelt. Nachdem ich von beiden Büchern begeistert war, musste ich nun auch „Mr. Mercedes“ lesen und wurde, was meine Gedankengänge betrifft, eines Besseren belehrt.

Gleich zum Einstieg wird man als Leser Zeuge eines nächtlichen Anschlages auf Arbeitssuchende. Ein Unbekannter fuhr mit einem großen Mercedes mitten in die Warteschlange und tötete damit acht Menschen, die auf nichts anderes hofften, als auf einen Job für den nächsten Tag oder länger.

Der daraufhin ermittelnde Beamte Bill Hodges kann diesen Fall nicht vor seiner Pensionierung aufklären und muss diesen Job seinen Nachfolgern überlassen. Nach seiner Pensionierung fehlt Hodges jegliche Motivation. Er verbringt seine Tage vor dem Fernseher mit dümmlichen Sendungen und spielt mit dem Gedanken, sich irgendwann mit Hilfe der Schusswaffe seines Vaters, aus dem Leben zu verabschieden.
Bis ihn eine Nachricht erreicht, die seine Lebensgeister weckt. Diese Nachricht enthält Details zum Anschlag auf die Arbeitssuchenden vor dem Citycenter, die niemals an die Öffentlichkeit herausgegeben wurden und Andeutungen auf ein weiteres noch schwereres Verbrechen, das noch folgen sollte - Der Attentäter hat Kontakt zu ihm aufgenommen - Nun ermittelt der Ex-Polizist auf eigene Faust weiter und bringt dadurch nicht nur sich, sondern auch viele andere Menschen in höchste Gefahr…

Stephen King setzt mit „Mr. Mercedes“ nicht wie üblich auf Showeffekte, Horrorszenarien und fließendes Blut, sondern geht einen für seine Fans ungewohnten neuen, ruhigeren, aber nicht weniger spannenden Weg einer Geschichte die in Richtung Kriminalroman und Psychothriller zielt. Dieser sehr wandlungsfähige Autor brilliert hier in einem Stil, den er bisher nur am Rande in Anspruch nahm, was er ebenfalls wunderbar im Griff hat.
Der Autor spielt von Anfang an mit offenen Karten. Der Täter Bradie Hartsfield alias Mr. Mercedes ist dem Leser sehr schnell bekannt. Das Ziel Kings war es, den Leser an einem spannenden Katz-und-Maus-Spiel zwischen Ex-Polizist Hodges und Hartsfield, dem Attentäter teilhaben zu lassen. Unterschwellig baut King auch den in den USA noch weit verbreiteten Rassenhass in Bezug auf den Schüler Jerome mit ein und verzichtet auch nicht auf eine eher skurrile Person wie Holly, die psychisch angeschlagene, von ihrer Mutter dominierte fast fünfzigjährige, die wie Jerome Hodges hilfreich zur Seite steht.

Erstaunte mich King bereits mit „Joyland“, das ich einfach nur als wunderschönes, zu Herzen gehendes Buch bezeichne, so hat er mich mit „Mr. Mercedes“ wieder überrascht und keineswegs enttäuscht. Es ist faszinierend zu sehen, wie ein Autor, der scheinbar über Jahrzehnte in seinem Genre „gefangen“ war, plötzlich losprescht und auch andere Genres scheinbar mühelos bedient.

Klappentext:

Ein Mercedes S 600 – »zwei Tonnen deutsche Ingenieurskunst« – rast in eine Menschenmenge. Es gibt viele Todesopfer, der Fahrer entkommt. Der Wagen wird später gefunden. Auf dem Beifahrersitz liegt eine Clownsmaske, das Lenkrad ziert ein grinsender Smiley. Monate später meldet sich der Massenmörder und droht ein Inferno mit Tausenden Opfern an. Stephen King, der Meister des Schreckens, verschafft uns in Mr. Mercedes beunruhigende Einblicke in den Geist eines besessenen Mörders bar jeglichen Gewissens.

Eine wirtschaftlich geplagte Großstadt im Mittleren Westen der USA. In den frühen Morgenstunden haben sich auf dem Parkplatz vor der Stadthalle Hunderte verzweifelte Arbeitsuchende eingefunden. Jeder will der Erste sein, wenn die Jobbörse ihre Tore öffnet. Im Morgendunst blendet ein Autofahrer auf. Ohne Vorwarnung pflügt er mit einem gestohlenen Mercedes durch die wartende Menge, setzt zurück und nimmt erneut Anlauf. Es gibt viele Tote und Verletzte. Der Mörder entkommt. Noch Monate später quält den inzwischen pensionierten Detective Bill Hodges, dass er den Fall des Mercedes-Killers nicht aufklären konnte. Auf einmal bekommt er Post von jemand, der sich selbst der Tat bezichtigt und ein noch diabolischeres Verbrechen ankündigt. Hodges erwacht aus seiner Rentnerlethargie. Im Verein mit ein paar merkwürdigen Verbündeten setzt er alles daran, den geisteskranken Killer zu stoppen. Aber der ist seinen Verfolgern immer einen Schritt voraus.

Mein Fazit:

Mr. Mercedes ist ein Werk Stephen Kings, das ich jedem Fan von Kriminalromanen zu 100% empfehle

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