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Mittwoch, 20. Dezember 2017

One Night Stand to go - Millionär für eine Nacht - Melissa Stephens



Liebesroman

Klappentext:

Samuel Westwind hat alles, wovon ein Mann nur träumen kann.
Teure Sportwagen, Geld und hübsche Mädchen die ihm zu Füssen liegen. Doch genau das ärgert ihn. Nicht das Geld und die PS-starken Autos. Nein, es sind die Frauen, die ihn so wütend machen. Sie werden schnell langweilig und uninteressant. Sam ist nämlich auf der Suche nach einer Partnerin mit Charakter und Rückgrat.
Eines Tages begegnet er Lisa. Sie ist nicht sonderlich hübsch, aber attraktiv. Sie ist auch nicht reich und strebt nicht nach Ruhm. Sie arbeitet in einem Schnellrestaurant und möchte nur eines. Einen Mann fürs Leben finden.
Nach einem Gespräch und zwei Flaschen Scotch landen sie zusammen im Bett. Am Tag darauf können sich beide nicht mehr an den Abend davor erinnern.

Der Klappentext verrät schon einiges und wenn ich nun auf die Handlung einginge, würde ist spoilern, was nicht die feine Art wäre. Denn wer verdirbt schon anderen Lesern gern den Spaß.

Melissa Stephens bedient mit One Nightstand to go einige Klischees. Was aber nicht heißt, dass das Buch es nicht wert wäre, es zu lesen. Sie schreibt locker von der Seele weg. Mit viel Humor verleiht sie ihren Protagonisten teils eine große Klappe und Schlagfertigkeit, die ich nicht erwartet hätte.
Ich und Liebesromane…. Lange dachte ich, das wäre ein NoGo. Aber weit gefehlt. Dieses Buch las ich mit Freude fast in einem Rutsch.
Die Story könnte aus dem Leben gegriffen sein. Voller Vorurteile der Protagonisten, die sich zum Vorteil wandeln. Armes Aschenputtel trifft den Traumprinzen, hat erst Angst vor mehr, wie auch er. Es kommt zu Irrungen und Wirrungen, bei denen ich teilweise herzhaft lachen musste.
Stephens schreibt, als wären ihre beschriebenen Figuren ihre persönlichen Freunde, was diese umso sympathischer macht.

Über diverse Rechtschreib- und Satzstellungsfehler sollte der Leser hinwegsehen, denn die Story ist erfrischend und unterhaltsam, die perfekte Urlaubslektüre.


Mein Fazit:

Endlich mal wieder das Werk eines Selfpublishers, das ich nicht nach ein paar Seiten in die Ecke gepfeffert habe und daher Freunden der leichten Unterhaltung gerne ans Herz lege.

240 Seiten
Independently published
Erschienen am 16. November 2017
ISBN 978-1973320128

Sonntag, 17. Dezember 2017

Jagdtrip - Jack Ketchum



Roman

Lee Moravian ist Kriegsveteran. Der Vietam-Krieg hat ein Trauma in ihm hinterlassen, sodass er nunmehr die Einsamkeit tief im Wald der Gesellschaft der Menschen vorzieht. Nur dort findet er die Ruhe, die er braucht. Diese Ruhe wird jetzt von Campern gestört und als würde ein Schalter umgelegt, fühlt er sich wieder in den Krieg zurück versetzt. Er muss sich gegen die Fremden, die er als Bedrohung sieht, zur Wehr setzen.
Vergleichbar mit Rambo hat Jack Ketchum eine menschliche Waffe erschaffen, wie sie kaltblütiger nicht sein kann. Kaltblütig aus Angst vor der Vergangenheit ist Lee, der seinen Wald verteidigen muss…

Ketchumfans werden sich wundern, wie unblutig und trotzdem brutal und nahe an der Wirklichkeit sich der Autor mit diesem Roman bewegt. Gequält von seinem im Krieg entstandenen Verfolgungswahn bewegt sich Lee in „seinem“ Revier.
Schnell ist man als Leser mitten im Geschehen und kann sich nur sehr schwer davon lösen, um eine Lesepause einzulegen. Obwohl die Story vorhersehbar ist, so ist sie doch spannungsgeladen und hetzt den Leser von Seite zu Seite. Immer wieder schweifte ich in Gedanken ab, wie schrecklich dieser sinnlose Krieg gewesen ist und was er aus den Beteiligten machte. Ehemalige Soldaten kämpfen mit Erinnerungen, mit denen sich schon jemand, der nur davon liest, schwer fertig wird. Wie ungern möchte man in der Haut des Hauptprotagonisten stecken, der in harmlosen Campern Vietnamesen sieht, die ihm nach dem Leben trachten.

Wie von ihm gewohnt schrieb Jack Ketchum in einer leicht verständlichen Ausdrucksweise, packte mich von Anfang an und vergaß nie, dass es seinen Lesern auf Spannung und Thrill ankommt und nicht auf seichtes Geplänkel.
Er kritisiert den Vietnamkrieg und in gewisser Weise die Gesellschaft im Allgemeinen, was ihm sehr gut gelungen ist.

Das Cover dieses Buches ist nüchtern und kühl, aber im Hinblick auf den Inhalt sehr gelungen gewählt.


Mein Fazit:

Ein Ketchum, der einmal mehr relativ unblutig daher kommt, aber nichts an Spannung im Vergleich zu seinen anderen Büchern verloren hat. Daher erhält „Jagdtrip“ meine uneingeschränkte Leseempfehlung.

368 Seiten
Heyne Hard Core
Erschienen am 13. Juni 2016
ISBN 978-3453677067

Freitag, 15. Dezember 2017

Sonntags Tod - Carla Berling - Neuauflage


Klappentext:

Ein Achtjähriger erschießt versehentlich seinen Großvater. Kurz darauf verschwindet der jüngste Sohn des Toten spurlos. Niemand weiß, warum er ohne ein Wort geht und sich nie wieder bei seiner Familie meldet.
Vierzehn Jahre später: Die Welt im westfälischen Bad Oeynhausen scheint in Ordnung zu sein - bis der Hotelier Richard seine Frau Verena und sich selbst tötet.
Ira Wittekind kehrt zur Beerdigung an den Ort ihrer Kindheit zurück. Als Reporterin ist sie dabei, als eine halb verweste Leiche in einer verwahrlosten Wohnung gefunden wird.
Und dann entdeckt sie einen tragischen Zusammenhang zwischen dem Tod von Verena und Richard, dem Toten im Dreck und dem Unglück in der Vergangenheit.

Ira Wittekind fährt nach Bad Oeynhausen, um an einer Beerdigung teilzunehmen. Es ist die Beerdigung ihrer Kindheits- und Jugendfreundin Verena. Diese war ihre engste und einzige richtige Freundin, die sie durch Kinderzeit und Jugend begleitete. Erst später trennten sich ihre Wege aus beruflichen Gründen.
Jetzt ist Verena tot. Sie wurde von ihrem Ehemann getötet, der unmittelbar danach auch sich selbst tötete.
Auf der Trauerfeier, über die sie für ihre Zeitung bei der sie als Reporterin beschäftigt ist, berichten soll, trifft sie auf Bekannte aus ihrer Jugendzeit. Als es zu Unstimmigkeiten, die die Feier stören kommt, beschließt Ira auf eigene Faust weiter zu ermitteln, was auf Hof Eskendor im Argen liegt.
Da sie in der Gegend aufgewachsen ist, weiß sie, wie sie die Menschen zum sprechen bringen kann und stößt auf unsägliche Geschichten, die sich innerhalb eines Familienclans in den letzten Jahrzehnten abgespielt hatten und letztendlich durch 3 Tote nicht mehr geheim bleiben dürfen.
Mit ihrer Krimireihe die in und um Bad Oeynhausen spielt, hat Carla Berling einen Schritt in eine Richtung gewagt, aus der hoffentlich noch mehr von ihr kommen wird. Sie versteht es, den Leser ins Geschehen voll und ganz einzubinden, setzt Spannungsspitzen genau dort, wo sie hingehören und schreibt mal laut, aggressiv und dann wieder voller Leidenschaft, Gefühl und Sanftheit. In diesem Buch prangert sie in erster Linie die allgemeine, althergebrachte Intoleranz gegenüber Menschen an, die nicht ins Schema F der Allgemeinheit passen, ebenso zeigt sie, wie viel im Verborgenen einer Dorf- und auch Familiengemeinschaft passieren kann und welchen Schaden die davon betroffenen, meist minderjährigen und hilflosen Kinder tragen und wie sich deren Kindheitserlebnisse auf deren späteres Erwachsenenleben im Positiven, wie auch im Negativen auswirken können. Nein, Carla Berling schreibt nicht mit erhobenem Zeigefinger, sie schreibt so, wie die Geschichte millionenfach überall auf der Welt geschehen sein könnte und wie eine Reporterin durch geschickte Fragen und Feingefühl für Emotionen hinter die dunkelsten Geheimnisse kommt.
Auch wenn die Autorin zu Beginn darauf hinweist, dass außer den Örtlichkeiten alles frei erfunden ist, so ist es doch so realistisch dargestellt, als wäre man als Leser mitten im Geschehen und würde die Personen und Örtlichkeiten vor sich sehen und kennen.


Ein perfekt ausgearbeiteter Krimi einer deutschen Autorin, von der sicherlich noch viel in dieser Richtung zu erwarten sein wird. Ich persönlich freue mich darauf und spreche meine 100%ige Leseempfehlung für Sonntagstod aus.

272 Seiten
Heyne Verlag
Erschienen am 13. November 2017
ISBN 978-3453419933