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Mittwoch, 27. Februar 2013

Kein ganzes Halbes - Muriel Scheu

 
480 Seiten
Wunderlich
Erschienen am 16. Januar 2010
ISBN 978-3805208796

Klappentext:

«Dies ist ein Buch über die Gier, über Unersättlichkeit – nicht zur Nachahmung geeignet.» Muriel Scheu raucht mit 14 Jahren ihren ersten Joint und spritzt sich nur zwei Wochen darauf das erste Mal Heroin – und von diesem Moment an dominieren die Drogen ihr turbulentes Leben. Sie feiert mit Bob Marley, arbeitet für den Regisseur Peter Bogdanovich in Malaysia, teilt ihr Apartment mit den Toten Hosen, setzt Billy Idol seinen ersten Schuss und konsumiert jede verfügbare Droge, von Haschisch über Kokain bis hin zu Heroin. Muriel Scheu erzählt ohne Scham: von LSD-Trips in der Hitze Singapurs, von der Liebe mit einem Unbekannten in einer Opiumhöhle im malaysischen Dschungel, von den Höhen des Rausches und den Tiefen der Abhängigkeit – und vom qualvollen Entzug. Auch als sie längst ein bürgerliches Leben führt, bestimmt Heroin ihren Alltag. Erst nach Jahrzehnten schafft sie es, Abstand zu den Drogen zu bekommen.

Mein Umriss:

Muriel Scheu ist im biederen Sauerland aufgewachsen. Mit einer Mutter, die eher geheiratet wurde, als dass sie eine andere Wahl hätte und einem Vater, dem seine Kinder zwar wichtig waren, der aber doch niemals in irgendeiner Weise aus der Rolle oder dem Raster der Normbürger fallen wollte.
Als älteste von drei Geschwistern sollte Muriel ihrer Schwester und dem Bruder ein Vorbild sein, was sie aber nie wollte. Zum ersten mal in ihrem Leben fühlte sie sich in Niger, in Westafrika wohl, wohin es die Familie aus beruflichen Belangen des Vaters verschlug. Leider wurde der Vater krank und die Familie mußte wieder zurück ins Sauerland. Dort griff Muriel mit 14 zu ersten Zigarette, nicht lange danach dann auch zu Hasch. Sie wollte sein wie eine Minderheit im ländlichen Sauerland. Sie wollte ein Gammler sein, oder ein Hippie. Wollte sich so kleiden wie sie, wollte so cool sein wie sie und wollte vor allem dazu gehören.
Sie erprobte damals nicht nur sich selber und die Nerven ihrer Eltern. Sie versuchte härtere Drogen und bald auch Heroin.
Nach einiger Zeit ging die Familie wieder zurück nach Afrika. Dort war es für Muriel ein Leichtes an ihre Drogenrationen zu kommen, zumal sie die „richtigen“ Leute kennenlernte.
Nach einiger Zeit wieder zurück in Deutschland, brach sie aus allem aus. Aus ihrem Elternhaus, aus dem bisherigen Leben und vor allem aus einem behüteten Umfeld.
Amsterdam war für sie bald kein Traum mehr, sondern ihre eigene schöne Realität. Bis sie verhaftet und ihrem Vater übergeben wurde. Das hinderte Muriel aber nicht, wieder zu fliehen.
In die Drogen, in die Arme der Männer, hier bevorzugt sie die Arme prominenter Männer. Anerkennung und Geld für immer mehr Drogen waren ihr das wichtigste. Zumal sie recht schnell auf Heroin umstieg. Vom Sauerland nach Hollywood, über die Kontinente, bis sie glaubte ihr Leben in München in der Schickeria der 80er Jahre gefunden zu haben. Die Liste ihrer damaligen Freunde liest sich wie das Who-is-who der Musikszene. Einige gerieten durch sie an Drogen, andere nutzten sie sexuell aus und ebenso einige wurden von ihr sexuell ausgenutzt.
Durch ihre Sucht verlor sie das Gespür für wahre Freunde….

Mein Eindruck:

Wie werde ich schnell und effektiv zum Junkie? Oder Wegweiser in den Drogensumpf?
Zwei Fragen, die ich mir bei diesem Buch mehrfach stellte. Muriel Scheu steigt in ihrer Biografie mit einem Erlebnis in Malysia ein, wo sie jederzeit verhaftet und zum Tode verurteilt werden hätte können.
Sie verfasste dieses Buch in Zeitsprüngen, zwischen ihrer Zeit als Junkie, der alles einwarf was ihm in die Finger kam, in ihrer Kindheit, die sie mit Unterbrechungen im Sauerland und in Afrika verbrachte, sowie in den späten 90er-Jahren, als sie eine mehrwöchige Entgiftung durchzog, der eine halbjährige stationäre Therapie folgte.
Offen erzählt sie, wie sie immer versuchte so wie andere zu sein. Sich selber konnte die Autorin so wie sie war nicht akzeptieren. Sie fühlte sich zu dick, zu dumm, zu weinerlich….. Dass sie sich da der Clique zuwandte, die sie am ehesten akzeptierte, war abzusehen. Nur nicht für ihre Eltern, denen das Ansehen der Familie nach aussen wichtiger war. In Muriels Clique machte Hasch die Runde und schon bald wurden ihr Medikamente und Heroin angeboten. Egal, für sie war es wichtig dazu zu gehören.
Muriel Scheu erzählt ihren Aufstieg in der Drogen- und Promiszene ebenso wie ihren tiefen Fall und kommt spät zur Erkenntnis, dass sie erst tief fallen mußte, um wieder aufzustehen.
Lange Zeit hat man als Leser das Gefühl, dass es nichts Schöneres gibt, als drogensüchtig zu sein und mit jedem ins Bett zu springen.
Das kommt zwar erstmal so rüber, aber ziemlich am Ende ihrer Biografie rückt Muriel Scheu diesen Eindruck zurecht und zeigt einen kleinen Einblick, wie schmerzhaft ihr Weg in der Sucht und danach bis zum endgültigen Entzug ist.

Ich würde es meiner Tochter nicht zum Lesen geben, denn wenn sie in der Mitte des Buches aufhören würde, wäre alles von Muriel Scheu erlebte schön und überhaupt nicht gefährlich. Diese Einsicht trifft Scheu erst am Ende des Buches, welche meiner Meinung nach an den Anfang gehörte.

Fazit:

Ein Buch, das ungefestigte Menschen zur Nachahmung animieren könnte, anderen mit Sicherheit aber als Abschreckung dient. Lesenswert auf jeden Fall, auch wenn Jugendliche besser bei der Lektüre begleitet werden. Ich würde es meiner Tochter nicht zum Lesen geben, denn wenn sie in der Mitte des Buches aufhören würde, wäre alles von Muriel Scheu erlebte schön und überhaupt nicht gefährlich.

Sonntag, 24. Februar 2013

Ich war Jack Falcone - Joaquin "Jack" Garcia

270 Seiten
riva
Erschienen am 16.04.2009
ISBN 9783868830187

Klappentext:

Lange bevor Joaquin "Jack" Garcia mit einigen der mächtigsten Capos der New Yorker Mafia verkehrte, war er einer der untypischsten Neuzugänge im Agentenstab des FBI. Unter falscher Identität sollte der gebürtige Kubaner in Mafiakreisen ermitteln und erhielt dafür als erster Geheimagent in der Geschichte des FBI eine fundierte "Gangsterausbildung". In unzähligen Unterrichtsstunden lernte er zu essen, reden und denken wie sein fiktives Alias, der Unterweltler Jack Falcone.
Mit einer Größe von 1 Meter 93 und einem Körpergewicht von 170 Kilogramm sah Jack Garcia wahrlich aus wie ein Gangster, und er spielte seine Rolle so gut, dass die Mafiabosse, mit denen er bald schon Kontakt pflegte, nicht ahnen konnten, dass er als Geheimagent für das FBI im Einsatz war. So erfuhr "Big Jack Falcone", wie er innerhalb der Cosa Nostra genannt wurde, nach und nach alles über die kriminellen Machenschaften des New Yorker Gambino-Clans und dessen Capo Greg DePalma - von Schutzgelderpressungen bis zum kaltblütigen Mord. Der ungewöhnliche Einsatz führte schließlich zu einer Reihe von Razzien und Verhaftungen und zur Zerschlagung des Gambino-Clans - aber auch zu einem Kopfgeld in Höhe von einer viertel Million Dollar, das auf Garcia ausgesetzt wurde.

Mein Umriss:

Als Joaquin „Jack“ Garcia mit seinen Eltern als kubanischer Flüchtling nach Amerika kam, beherrschte er nicht mal die Sprache seiner neuen Heimat. Bald jedoch war für ihn klar, dass er Polizist werden will, um das Verbrechen zu bekämpfen. Und zwar kein normaler Polizist, nein Jack wollte zum FBI und dort gegen das organisierte Verbrechen ermitteln und die ganz großen der Unterwelt zur Strecke bringen.
Sein Start in diesem Beruf war alles andere als leicht, denn er erfüllte in den Augen seines Chefs bestimmte Voraussetzungen so gar nicht. Ein besonderer Dorn im Auge seines Chefs war Garcias Übergewicht, gegen das er anzukämpfen versucht. Was wohl der einzige Kampf in seinem Leben ist, den er nie gewinnen wird.
Er durchlief seine Ausbildung in Quantico und wurde dann nach Philadelphia geschickt. Wo  er seine ersten Schritte als verdeckter Ermittler in den Badlands macht. Und vor allem machte er dort erste Erfahrungen mit Ganoven, Drogenhandel und Geldwäsche. Schnell gewann er das Vertrauen der Kriminellen und machte sich einen Namen in dieser zwielichtigen Gesellschaft. Nach längerer Zeit nach New York versetzt sieht er seine Zeit gekommen, um sich in die Cosa Nostra und dort in den Clan der Gambinos einzuschleichen. Schnell fassten die Mitglieder zu ihm Vertrauen und bezogen ihn in die unterschiedlichsten Aktionen ein. Nun erzählt Jack von seinen Coups, von durchgeknallten Mafiosi, von verängstigten Lokalbetreibern und natürlich von Drogenhandel, Mord und Geldwäsche.
Am Ende stellt man sich verwundert die Frage, wie ausgerechnet ein Kubaner bei der Mafia als Italiener durchgehen kann. Dies war neben der endgültigen Verurteilung von 32 Clanmitgliedern die wohl größte Blamage der Cosa Nostra.
Von vielen ehemaligen Kollegen als Held angesehen, sieht er eher seine Frau als Heldin und fragt sich auch heute noch, nachdem ein Kopfgeld in Höhe von 250.000 $ auf ihn ausgesetzt wurde, wie sie es die ganzen Jahre mit ihm ausgehalten hat.

Mein Eindruck:

Joaquin Garcia bietet einen interessanten Einblick in seine Tätigkeit als FBI Agent und da in besonderem in die Machenschaften der Mafiaclans. Nicht selten sah er sich auffliegen, trug er ja schließlich immer eine Wanze am Körper, um alle Gespräche und Aktionen in seiner Funktion als Mafiamitglied aufzuzeichnen. Garcia zeigt die harte Ausbildung und die hohen Anforderungen an angehende FBI Agenten und dazu auch diverse Abläufe innerhalb des FBI.
Seinen Kampf um Anerkennung und vor allem seinen Kampf um „seinen“ Fall. Nämlich seinen Plan, sich in einen Mafiaclan als Undercoveragent einzuschleichen, um genügend Beweise für die Verurteilung einiger Mitglieder zu sammeln. Unverblümt erfährt der Leser, wie mit ihm umgesprungen wurde, wie er sich seinen Platz im FBI und in der Mafia erkämpfen mußte. Ein Kampf, aus dem er hinsichtlich der Verurteilungen als Sieger hervorging, den er im FBI aufgrund der Vorurteile der Führungsriege nicht gewinnen konnte.
Manchmal hat man als Leser das Gefühl, dass Garcia zwischen Mafia und FBI schwankte. Dies widerlegt er aber immer wieder äußerst glaubhaft, was er zum Ende des Buches hin auch in der Beschreibung seines Lebens als Pensionär erläutert.

Mein Fazit:

Eine Biografie geschrieben wie ein spannender Krimi. Sehr empfehlenswert

Donnerstag, 21. Februar 2013

Lämmerweid - Joachim Rangnick

368 Seiten
List
Erschienen am 15.02.2013
ISBN 9783548611228

Klappentext:

Wo die Toten keine Ruhe finden, ist Journalist Robert Walcher oft nicht weit: Als ein Informant tot am Rande einer Schafweide aufgefunden wird, gerät Walcher unter Mordverdacht. Wusste das Opfer zu viel über die Machenschaften eines Agrarkonzerns? In einer Situation, in der Walcher dringend Freunde bräuchte, kämpft er allein – gegen maßlose Gier und tödliche Skrupellosigkeit. Wem kann Walcher noch trauen?

Mein Umriss:

Auf einer Schafweide wird ein Toter gefunden. Es ist Julian König, der Pressesprecher eines weltweit operierenden Konzerns, mit dem sich Robert Walcher treffen wollte. In Königs Jacke wird die Visitenkarte Walchers gefunden und Hundehaare an seiner Kleidung als die von Walchers Hund identifiziert. Damit ist Robert Walcher für seinen Freund Kommissar Brunner der Tatverdächtige. Als dann noch ein Biobauer, der auf rein natürlichem Weg gezogene Kräuter züchtet und verkauft, von seiner Alpe eine Steilwand hinabstürzt und kurz darauf auf seinem Hof an einen Steinkreis angebunden aufgefunden wird, zieht sich die Schlinge um Walcher immer enger, zumal er die Leiche aufgefunden hat. Und nicht nur der Biobauer, auch dessen Mitarbeiter wurde getötet. Diesen findet Walcher auf dem laufenden Trecker hinter der Scheune.
Nun beginnt Walcher auf eigene Faust zu recherchieren und sticht somit in ein Hornissennest.
Schon bald kommt er dahinter, dass der Konzern für den König tätig war, sich auf die Genmanipulation an Pflanzen spezialisiert hat und somit die Macht über die wichtigsten Lebensmittel weltweit an sich reissen will. Wie weitreichend der Konzern operiert erfährt Walcher recht schnell und ist seines Lebens nicht mehr sicher. Auch seine Familie ist bedroht. Diese jedoch hilft ihm bei seinen Nachforschungen und fördert schon bald Informationen ans Licht, die bisher vor der Öffentlichkeit verborgen blieben. Damit befindet er sich mitsamt seiner Familie in akuter Lebensgefahr….

Mein Eindruck:

Mit Lämmerweid trifft Joachim Rangnick wieder mal voll ins Schwarze. Ein aktuelles Thema in einen vor Spannung vibrierenden Allgäukrimi verwoben und trotzdem nicht an Humor sparend, packt der Autor den Leser an seiner Neugierde und peitscht ihn von Kapitel zu Kapitel. Diese Kapitel sind relativ kurz gehalten und jedes einzelne macht neugierig auf das nächste. Rangnick versteht es, den Spannungsbogen bereits am Anfang recht hoch anzusetzen und ihn permanent oben zu halten. Er vergisst aber nicht, immer wieder Spannungsspitzen zu setzen, sodass man als Leser das Buch einfach nicht mehr weglegen kann. Klasse in der Welt der Pharmazie und Forschung recherchiert und ein aktuelles Thema in eine rasante Krimihandlung verpackt.

Mein Fazit:
Spannung von der ersten bis zur letzten Seite. Ein Muss für jeden Krimifan.

Dienstag, 12. Februar 2013

Höllenritt - Ulrich Detrois


272 Seiten
Ullstein
Erschienen am 12. August 2011
ISBN 978-3548374055

Klappentext:

Mein Name ist Bad Boy Uli.
Ich war Vize-Präsident in der gefährlichsten Rockerbande der Welt.
Ich war ein Hells Angel.
Ich erzähle euch meine Lebensgeschichte – eine Geschichte voller Gewalt, Erpressung und Lügen. Mit diesem Buch werdet ihr in eine euch völlig fremde Welt eintauchen: eine Welt, in der Drogen, Sex und Waffen die Hauptrolle spielen.
Ich habe jahrelang in dieser Welt gelebt.

Mein Umriss:

Ein Urlaub in einem Tropenparadies. Drogen und Alkohol stehen ganz oben auf der Tagesordnung. Hier ist Uli um sich mit anderen Mitgliedern der Hells Angels zu treffen.
Was er nicht weiß, es ist seine letzte Reise als Hells Angel.
In seiner Abwesenheit wird er aus der Gemeinschaft von seinen Brüdern ausgeschlossen.
Wieder zurück in Deutschland wird er zum Gejagten. Es wurde ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt und die Polizei stellte ihn und seine Schwester unter Personenschutz. Er sollte als Zeuge gegen seine ehemaligen Brüder der Hells Angels aussagen.
Das ist sein Todesurteil.
Seine Kindheit war eine behütete in einem durchschnittlichen Elternhaus. Nichts ließ damals darauf schließen, dass Uli irgendwann ein Mitglied einer Motorradgang wird, die als solche die Motorräder nur als Showbestandteil besitzt. Uli ging den Weg der Aufnahme in den Club auf relativ einfachem Weg und schon bald gründete er sein eigenes Charter, in das er einen weiteren Club komplett aufnahm.
Er beteiligte sich ohne schlechtes Gewissen an den Gesetzesbrüchen der Hells Angels, wurde bewundert und bewunderte selber seine Kumpane.
Bis sie ihn klammheimlich aus ihrer Mitte bugsierten.

Mein Eindruck:

Ulrich Detrois erzählt seine Kindheit und Jugend, wie seine Zeit als Hells Angel mit einfachen, aber nicht weniger eindringlichen Worten. Er zeigt auf, dass diese Rockerbande nicht mehr ist, als eine ganze Menge Krimineller, die mit Drogen und Frauen handeln und auch vor Morden nicht zurückschrecken. Er sieht seine Vergangenheit als Hells Angel als ein Kapitel seines Lebens, über das er hier sehr offen spricht und das einfach zu seinem Leben gehört. Reue zeigt er hier eher nicht. Vielmehr das Unverständnis, dass es so gelaufen ist, wie es lief. Allerdings sieht er wohl, dass er jetzt in einem Alter ist, in dem er etwas ruhiger werden sollte und ist sicher auch froh, nicht mehr dem Stress ausgesetzt zu sein, sich vor der Justiz verstecken zu müssen. Allerdings zeigt er seinen Stress auf unter dem er steht, seit das Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wurde. Denn seine ehemaligen Brüder schreckten nicht davor zurück, sich Hilfe in der russischen Szene zu holen.
Er erzählt in diesem Buch seine Biografie und zeigt keine Regung, etwas falsch gemacht zu haben.

Mein Fazit:
Ein Einblick in die Welt der Hells Angels, der auf jeden Fall zu empfehlen ist.

Donnerstag, 7. Februar 2013

Der Rache Engel - Thomas P.


208 Seiten
Riva
Erschienen am 1. Oktober 2010
ISBN 978-3868830903

Klappentext:

Das Leben von Thomas P. ist nicht mehr viel wert.
Die deutschen Hells Angels haben ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt: 500.000 Euro. Der ehemalige Höllenengel hat das eherne Gesetz des Schweigens gebrochen und als Kronzeuge der Justiz dreizehn seiner Brüder vor Gericht gebracht. Thomas P. wurde zum Racheengel. Nun führt er ein anonymes Leben in der beklemmenden Furcht vor Entdeckung und vor der Rache der berüchtigsten Motorradgang der Welt.

Thomas P. hat für dieses Buch ein weiteres Mal sein Schweigen gebrochen. Er beschreibt schonungslos die entwürdigenden Aufnahmerituale des Clubs, die kriminellen Machenschaften und offenbart die brutalen Vorgänge, die zum ersten Rockermord zwischen den Hells Angels und den Bandidos in Deutschland geführt haben. Eine erschütternde Enthüllungsgeschichte über das wahre Gesicht der Hells Angels.

Mein Umriss:

Thomas P., aufgewachsen in Norddeutschland, Mutter Trinkerin, Vater ebenso.
Ein Kind, das keine Wurzeln hat…..
Thomas P. ist ein eher ruhiges Kind, das sich selber versorgt und nach seinen eigenen Worten auch nicht erzogen wurde. Seine Erziehung fand in den Kneipen statt, in denen seine Mutter verkehrte. Aber irgendwie schaffte er sich trotz allem eine Kindheit, die ihn nicht verzweifeln und verwahrlosen ließ.
Mit siebzehn entschied er sich zum freiwilligen Wehrdienst bei der Bundeswehr und erhoffte sich dadurch das was er in der Kindheit und Jugend vermisste: Freundschaften, Brüderlichkeit, Zusammenhalt. Er zog seine Grundausbildung durch, wurde schnell befördert und war bei den Vorgesetzten gut angesehen. Als er die Grundausbildung der jungen Soldaten durchführte, unterlief ihm ein Fehler. In einer Gefechtsübung stellte er Kampfszenen zu realistisch dar, was nicht gewünscht war. Kurz darauf endete seine Karriere beim Bund und er wurde ehrenhaft entlassen. Nun stand er wieder allein da und hatte weder Familie noch Freunde.
Er ließ sich zum Personenschützer und zum Werkschützer ausbilden und hoffte in diesem Bereich zu finden, was er vermisste: Freundschaften, Brüderlichkeit, Zusammenhalt.
Er arbeitete in diversen Clubs als Türsteher, als er auf die sagenumwobenen Hells Angels stieß.
Da wollte er hin. Die boten ihm Freiheit, Individualität, Brüderlichkeit, Männerfreundschaften, Selbstverwirklichung. Schon bald merkt er aber, dass es dort anders lief, als nach aussen demonstriert. Nach aussen lautet das Motto „Einer für alle – alle für einen“ die Wahrheit ist jedoch „Einer für alle – jeder für sich“. Schnell wird Thomas P. klar, dass die Hells Angels zwar alles boten, wonach er immer auf der Suche war, aber nichts davon hielten. Als Hells Angel mußte er feststellen, dass es dort nur um Macht, illegale Geschäfte, Unterdrückung und Gewalt geht. Diese Gewalt und Unterdrückung richtet sich nicht nur auf Personen, die nicht den Hells Angels angehören, sondern auch auf die „neuen“ im erlauchten Kreis. Zwei Jahre müssen neue Mitglieder den Members zu jeder Minute zu jeder Tätigkeit und sei sie noch so eklig, zur Verfügung stehen. Das alles ließ Thomas P. über sich ergehen. Sogar ein einem feigen Überfall auf die Bandidos nahm er Teil.
Doch irgendwann sah er ein, dass das nicht sein Welt war und stieg aus. Da wurde es erst richtig hart für ihn, seine Freundin und deren Tochter…….

Mein Eindruck:

Thomas P. beschreibt hier seine Kindheit, Jugend und seine Zeit als Höllenengel. Knallhart rechnet er mit seinen Eltern, Geschwistern und auch den Hells Angels ab. Er bietet Einblick in einen Motorradclub, der keiner ist und der nur von Kriminalität geleitet ist. Sein Idealismus und seine Sehnsucht nach Familie, Freundschaft, Zusammenhalt und Gemeinsamkeit wurde ihm damit fast zum Verhängnis. Als ehemaliger Kronzeuge gegen die Hells Angels lebt er heute unter neuer Identität und an geheimem Ort weitestgehend unerkannt und hofft, dass ihn die Hells Angels niemals finden und ihre Drohung wahr machen. Er zeigt, dass dieser Motorradclub nichts mit Biken, Feiern und gute Laune zu tun hat. Diesen Idealismus hat Thomas P. längst ad acta gelegt.

Mein Fazit:

Ein Buch, das die Augen öffnet und schockiert. Auf jeden Fall empfehlenswert.

Dienstag, 5. Februar 2013

Der Wolf - John Katzenbach


508 Seiten
Droemer
Erschienen am 1. Oktober 2012
ISBN 978-3426198254

Klappentext:

Er ist ein Mörder und erfolgloser Schriftsteller – und will mit einem spektakulären Verbrechen unsterblich werden. Seine Inspiration: das Märchen vom “Rotkäppchen”. Seine Opfer: drei rothaarige Frauen. In einem anonymen Brief kündigt ihnen der „böse Wolf“ an, dass er sie jagen und zur Strecke bringen wird Die Opfer wissen nichts voneinander. Und sie haben keine Ahnung, wann und wie der Täter Jagd auf sie machen wird. Zermürbt von ihrer Angst versuchen sie, ihr Leben zu retten ...

Mein Umriss:

Erfolgloser, alternder Schriftsteller will sich mit DEM Thriller ein Denkmal setzen. Als Vorlage dient ihm das Märchen „Rotkäppchen“. Und eben dieses Rotkäppchen soll in seinem Thriller dreifach vorhanden sein. Nach langer Recherche in seinem Umfeld und dem seiner Frau entscheidet er sich für Sarah, eine ehemalige Lehrerin, die durch einen tragischen Unfall ihren Mann und ihre kleine Tochter verlor und seitdem ihr Leben nicht mehr in den Griff bekommt. Der Schriftsteller, der den bösen Wolf verkörpert nennt Sarah die Rote 2. Jordan ist Schülerin an der Schule, an der Mrs. böser Wolf als Sekretärin beschäftigt ist und leidet unter der Situation, in der ihre Familie gerade steckt. Ihre Eltern wollen sich scheiden lassen und sie steht zwischen den Stühlen. In der Schule zusätzlich gemobbt, wiegt ihr sportlicher Erfolg die negativen Aspekte in ihrem Leben nicht auf. Sie ist die Rote 3. Und da wäre noch Karen, die Ärztin, bei der Mrs. böser Wolf regelmäßig wegen einer Herzerkrankung in Behandlung ist. Der böse Wolf nennt sie die Rote 1.
Alle drei Frauen haben eines Gemeinsam. Ihre leuchtend roten Haare.
Der böse Wolf schreibt jeder dieser Frauen einen Brief und kündigt darin an, sie zu ermorden. Sie schaffen es, zueinander Kontakt aufzunehmen und ergeben sich erstmal ihrer Angst. Doch schon bald schmieden sie den Plan, den Wolf mit seinen eigenen Methoden zur Strecke zu bringen….

Mein Eindruck:

John Katzenbach schuf mit diesem Buch einen unblutigen, aber trotzdem äußerst spannenden Thriller. Er setzt nicht auf Ekelgefühle des Lesers, sondern spielt mit den Nerven und der Psyche des Lesers wie ein virtuoser Musiker auf seinem Saiteninstrument. Streckenweise fühlt sich der Leser schlicht als Beobachter, dann wieder taucht er ins Geschehen und hetzt atemlos durchs Geschehen. Der Autor fand in diesem Buch das perfekte Auf und Ab zwischen den Spannungsspitzen, sodass man zu keinem Zeitpunkt darüber nachdenkt, das Buch zur Seite zu legen. Für viele Leser ist dann das Ende relativ leicht vorhersehbar. Insbesondere, wenn sie die Charaktere der drei Frauen näher betrachten. Andere hingegen werden überrascht, oder vielleicht sogar enttäuscht vom Finale sein. Das jedoch ist wiederum abhängig von der Einstellung des Lesers zum bösen Wolf und seinen Opfern.
Ein rundum gelungener Psychothriller.

Mein Fazit:

Perfekt für jeden Thrillerfan, der auch mal auf fliessendes Blut verzichten kann.