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Freitag, 11. April 2014

Sechs Millionen Kekse im Jahr - Jessica Thom

220 Seiten
Verlag Hans Huber
Erschienen am 9. April 2014
ISBN 978-3456853680

Klappentext:

Jessica Thom hat das Tourette-Syndrom. Das bedeutet, dass sie Laute von sich gibt und Bewegungen macht, die sie nicht kontrollieren kann. Außerdem gehört sie zu den zehn Prozent der Tourette-Betroffenen, die unwillkürlich mit Schimpfwörtern und Obszönitäten herausplatzen. Sie sagt aber auch oft „Keks“, nämlich 16 Mal pro Minute – das macht sechs Millionen Mal pro Jahr!
Und dann sind da noch ihre mitunter lebensgefährlichen Arm- und Beintics.

Mit Tourette zu leben, kann sehr schwierig sein, nicht zuletzt deshalb, weil die Betroffenen oft auf Unverständnis und feindselige Reaktionen stoßen. Es kann aber auch inspirierend und ausgesprochen lustig sein. Jess gibt uns in ihrem Buch Einblick in ein Jahr ihres Lebens als Touretteshero und beleuchtet darin das ganze Spektrum ihrer Erfahrungen. Wir lernen ihr großartiges Unterstützerteam kennen – Fat Sister, Leftwing Idiot und King Russell – und begegnen zahlreichen Fremden, deren unberechenbare Reaktionen ermutigend, aber auch ungeheuer verletzend sein können.

Willkommen im Keksland!

Mein Eindruck:

Jessica Thom zeigt Monat für Monat innerhalb eines Jahres ihr Leben als Tourette-Betroffene. Sie erzählt über ihre Tagesabläufe, immer wieder sich ändernde Verbale Tics, die in ganze Gedichte ausarten. Diese Gedichte beinhalten teilweise obszöne Inhalte und beziehen auch prominente des aktuellen Zeitgeschehens mit ein. Sie stellt ihr Leben in ihrer „Höhle“ vor und wie sie dort von ihren Helfern einen weitestgehend sicheren Ablauf gewährleistet bekommt. Am alltäglichen Leben im Beruf und unterwegs teilzunehmen ist ihr wichtig, auch wenn sie oft ausgelacht und angefeindet wird, so erfährt sie auch oft, dass Menschen interessiert auf sie zugehen und fragen, warum sie schreit, quiekt und sich unkontrolliert bis hin zu gefährlichen Stürzen bewegt. Wenn sie sich irgendwo vorstellt, dann stellt sie zugleich ihr Tourette-Syndrom mit vor, das sie ja nicht abstellen kann. Gerne gibt sie über diese neurologische Störung Auskunft und erntet meist Verständnis für ihre für gesunde Menschen unvorstellbare Erkrankung.
In übersichtlichen, kurz gehaltenen Kapiteln erzählt sie z.B. über die Hochzeit von Fat Sister und King Russell, auf der sie eine Rede halten sollte, über ein Essen mit ihrer Mutter, die Tourette als ständigen Begleiter ihrer Tochter akzeptiert hat, über ihre berufliche Arbeit in einer sozialen Einrichtung und vor allem über das vorbildliche Gesundheits- und Sozialsystem in Großbritannien, das Tourette-Betroffene vorbildlich behandelt, fördert und unterstützt.
Ein Buch, das mit viel Humor, Ironie, Wortwitz und auch Nachdenklichkeit von Jessica Thom verfaßt wurde und durch eine einzigarte Art sich auszudrücken, den Leser von der ersten bis zur letzten Seite nicht mehr los läßt.

Mein Fazit:

Ein Buch, derb, lustig, schockierend, poetisch, kekshaft, surreal und immer wieder aufs Neue überraschend

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