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Mittwoch, 17. August 2016

Die Schwere des Blutes - Laura McHugh


Thriller

Vor sechzehn Jahren verschwand Lila, Lucys Mutter spurlos aus Henbane, einem verschlafenen Städtchen in Missoury.
Lila war wunderschön, aber bei den anderen Bewohnern Henbones als Hexe in Verruf. Daher kam es den meisten Einwohnern gerade recht, als Lila plötzlich spurlos verschwand. Als nun sechzehn Jahre später Cheri, Lucys Freundin spurlos verschwindet und bald darauf schrecklich verstümmel aufgefunden wird, möchte Lucy herausfinden, was geschah.
Sie stößt auf Zusammenhänge zwischen beiden Fällen, die sie ohne ihre intensiven Nachforschungen nie gesehen hätte. Als diverse Mitbürger und auch Verwandte Lucys merken, dass sie der Lösung des Rätsels nahe ist, beginnen diese zu mauern…

Laura McHugh verfaßte mit „Die Schwere des Blutes“ einen Roman über die Geschichte zweier mysteriöser Fälle, die ohne Lucy nie geklärt hätten werden können. Das Buch wurde dem Genre Thriller zugeordnet, wobei ich es eher als Kriminalroman oder als Roman einordnen würde, denn für einen Thriller fehlt mir hier der besondere Kick.
Mir fehlte über lange Strecken die in Thrillern übliche Spannung. Ebenso baute die Autorin sehr oft langatmige und somit ermüdende Passagen ein, die mich mehrmals in Versuchung brachten, das Lesen einfach abzubrechen und ein anderes Buch zur Hand zu nehmen. Letztendlich biss ich mich aber bis zur letzten Seite durch und stellte fest, dass ich meine Zeit hier total vergeudet habe.
Warum?
Das größte Rätsel blieb ungeklärt und einen richtigen Abschluss fand die Autorin leider auch nicht.

Verfasst ist dieses Buch in einfachen Sätzen sowie zahlreichen Zeitsprüngen, die teilweise überflüssig sind weil ohne sie die Geschichte zwar kürzer, aber vielleicht etwas spannender geworden wäre.

Angepriesen als scharfsinniges, abgründiges und eindringliches Lesevergnügen einer begnadeten Erzählerin, löste es bei mir nur gesteigertes Schlafbedürfnis aus.

Eine an sich gute Idee, einfach tot geschrieben. Schade, seit langem wieder ein Buch, dem ich keine Empfehlung aussprechen kann.

Buchinfo:

400 Seiten
Limes Verlag
Erschienen am 27. Juni 2016
ISBN 978-3809026433

Sonntag, 14. August 2016

Mascha, du darfst sterben - Wenn der Tod Erlösung ist - Antje May


Erfahrungen, Schicksale

Mascha ist 17 Jahre alt und hat ihr ganzes Leben noch vor sich, als ein schrecklicher Unfall aus diesem lebenslustigen Mädchen einen Pflegefall im Wachkoma macht.

Nach dem Tod des Teenagers reist ihre Mutter Antje May nach Finnland um dort Ruhe und zurück zu sich selbst zu finden. In diesen vier Wochen schreibt sie Maschas Geschichte vom Zeitpunkt des Unfalles bis zu ihrem Tod nieder.
Sie berichtet über die intensivmedizinische Versorgung, die Versuche der Rehabilitation, ihren Kämpfen mit Ärzten und Behörden um eine Lösung zu finden, ihre Tochter sterben und nicht zu einem lebenslang dahinvegetierenden Bündel Mensch werden zu lassen.

Antje May beschreibt ihren anfänglichen Kampf um Maschas Leben ebenso wie ihren Kampf, Mascha gehen lassen zu dürfen.
Ihre Tage und Nächte am Krankenbett ihrer Tochter und die teils menschenunwürdigen Behandlungsmethoden. Methoden, die Mascha am Ende nicht halfen, sondern sie nur unnötig quälten. Und schlussendlich den Kampf, Mascha in ein Hospiz bringen zu lassen, um ihr ein menschenwürdiges Sterben zu ermöglichen.

Teils sehr nüchtern, dann wieder überaus emotional verfasste Antje May die Geschichte ihrer Tochter vom Tag des Unfalles bis zu deren friedlichem Hinübergleiten in den gnädigen Tod.

Diese Geschichte entstand in der Zeit, in der die Autorin langsam mit Hilfe der Abgeschiedenheit an einem finnischen See zurück in ihr eigenes Leben fand.
Sie nimmt Bezug auf Vorgänge, OP- und Untersuchungsmethoden im Krankenhaus, die sie versuchte, in einfachen und für den Laien leicht verständlichen Worten zu erklären.

Im Nachwort geht sie speziell auf Ratgeber und Mitarbeiter zu diesem Buch ein und verweist auf diverse Anlaufstellen ebenfalls betroffener Eltern.

Die Geschichte Maschas ist keine leichtverdauliche Kost für den Zwischendurchleser. Sie bringt zum Nachdenken, ist teilweise brutal und schockierend, insbesondere wenn man selbst Kinder in diesem Alter hat.
Aber hinsichtlich des medizinischen Fortschrittes der letzten 30 Jahre und dessen Ausmaßes ist dieses Buch zu 100% empfehlenswert. Denn nicht alles was entwickelt und erforscht wird, ist unbedingt ein Segen für betroffene Patienten und dessen Angehörige.

Buchinfo:

192 Seiten
Gütersloher Verlagshaus
Erschienen am 25. April 2016
ISBN 978-3579086340

Sonntag, 7. August 2016

Gänseblümchen hat Gänsehaut - Silke Kasamas


Kurzgeschichten

Der Klappentext beginnt mit dem Satz „Humorvoll bis satirisch, manchmal nachdenklich oder auch romantisch“

Dieser Satz ist für dieses Buch über Frauen, die mitten im Leben stehen und doch so manche Katastrophe überstehen, perfekt gewählt.

Sei es die eine, die endlich mal wieder einen Wellnesstag einlegen möchte und dauernd dabei gestört wird und letztendlich ihrem Traummann mit ihrer Schokomaske im Gesicht gegenüber steht, oder diejenige, die den Garten ihrer Freundin auf Vordermann bringt und dabei den falschen Garten zu einer Traumoase macht, oder die gestresste Businessfrau, die sich mehr Ruhe gönnen sollte und im Yogakurs landet, sowie viele andere Frauen, die in dieser Sammlung aus Kurzgeschichten erscheinen.

Kurzgeschichten waren bisher nicht mein Ding. Ich liebe es, in „richtige“ Bücher einzutauchen und mich tagelang im Geschehen aufzuhalten. Dieses Buch von Silke Kasamas hat mich jedoch davon überzeugt, dass es mir auch richtig Spaß machen kann, Kurzgeschichten zu lesen. So manches Mal brach ich in schallendes Gelächter aus, schmunzelte und grinste über die Protagonistinnen, von denen mir jede einzelne auf ihre Weise ans Herz wuchs.

Die Autorin schafft es, auf wenigen Seiten Begeisterung zu wecken und gespannt auf die nächste Geschichte zu machen. Sie verfügt über eine herrlich lockere und freche Ausdrucksweise, sodass ich eine wahre Freude am Lesen hatte.

Sie wählte zum Einstieg in diese Kurzgeschichtensammlung Einsteins Satz
„Kreativität ist Intelligenz, die Spaß macht“
Ja, Kasamas ist kreativ und sie vermittelt Spaß am Lesen.

Der Aufbau ihrer Geschichten ist logisch nachvollziehbar und vor allem kann ich mir vorstellen, dass es bei manchen Frauen im Leben genau so abgeht. Traurige Szenen gibt es nicht, daher ist dieses Buch das perfekte Werk um abzuschalten und einfach nur mit einem kleinen Tick Schadenfreude das Leben anderer Revue passieren zu lassen.

Titel und Cover sind perfekt gewählt und zaubern dem Leser schon im Laden ein Lächeln ins Gesicht.


Guten Gewissens spreche ich „Gänseblümchen hat Gänsehaut“ meine 100%ige Empfehlung aus.

Samstag, 6. August 2016

Zwanzig Sekunden Ewigkeit - Siegfried Langer



Alex friert erbärmlich. Sie liegt auf einer Edelstahlfläche und ist nur mit einem grauen Hemd bekleidet. Als sie sich aufrichtet, sieht sie sich in einem Raum befindlich, der an den Kühlraum für Leichen erinnert.
An den Wänden große Schubladen, auf dem Boden ein Kärtchen an einer Drahtschlaufe mit ihrem Namen, dem nicht leserlichen Geburtsdatum und dem ebenfalls unleserlichen Sterbedatum. Sie findet einen Schrank mit Kleidung, die sie an ihre Kindheit erinnert, die jedoch ihre jetzige Größe hat.
Wie kam sie dorthin und warum ist sie eingeschlossen?
Sie schreit um Hilfe und wird nicht gehört und als sich die Tür wie von Geisterhand geöffnet hat, befindet sie sich in einem seltsamen Haus…

Dieses neue Buch von Siegfried Langer ist ganz anders als seine Vorgänger. Es hat nur ca. 150 Seiten und in einer Schreib- und Ausdrucksweise verfasst, die untypisch für diesen Autor macht. Das jedoch machte für mich den besonderen Reiz aus, mich in die Geschichte ziehen und fesseln zu lassen. Genau das passierte mit mir.
Zu Anfang war ich etwas verwirrt, denn wenn man von einem Autor alle Bücher gelesen hat, so hat man sich an seine Art zu schreiben und sich auszudrücken gewöhnt. Hier jedoch bricht Langer mit allem bisher von ihm Dagewesenem.
Teilweise in extrem kurzen und doch markanten Sätzen peitscht er den Leser durch das Geschehen. Lange wird ist nicht klar, worum es sich hier handelt. Ich stellte diverse Mutmaßungen während der Lektüre an, verwarf diese wieder und kam doch immer wieder zurück, um Neue anzustellen. Erst spät führt der Autor den Leser in die Richtung, die er selber beim Schreiben anstrebte, sodass man dieses Buch einfach in einem Rutsch lesen muss. Langsam beginnt man zu lesen, aber je weiter man ins Geschehen um Alex eintaucht, umso schneller will man wissen, was mit Alex wirklich los ist.
Dass Siegfried Langer nur drei Hauptprotagonisten hat, zeigt sein Talent, aus wenig viel zu machen. Die anderen Protagonisten spielen eine untergeordnete, wenn auch wichtige Rolle, der Focus bezieht sich jedoch nur auf Alex, Alexander und Dominik.

Den Spannungslevel setzt Langer bereits auf den ersten Seiten sehr hoch an, hält diesen lange Zeit auf diesem Level, um ihn dann am Ende nochmals steil ansteigen zu lassen.

Den einzigen Minuspunkt, den ich diesem Buch geben möchte, ist das etwas ungünstig gewählte Cover. Warum möchte ich nicht erwähnen, denn das würde zu viel über den Inhalt verraten.

Unblutig und doch spannungsgeladen kommt dieses neueste Werk aus Siegfried Langers Feder daher und zeigt, dass dieser Autor in der Lage ist, aus seinem Schema auszubrechen und sich neu zu erfinden.
Immer wieder bestätigt sich mir, dass ich bei diesem Autor noch nie einen Fehlgriff landete und immer wieder froh bin, nicht auf das Neueste von ihm zu verzichten.

Mit Zwanzig Sekunden Ewigkeit vollführte er bei mir eine zu 100% zu empfehlende Punktlandung.

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