Donnerstag, 29. Dezember 2011
Lucy - Laurence Gonzales
432 Seiten
dtv premium
ISBN: 978-3-423-24890-7
Erschienen am 01. Dezember 2011
Klappentext:
Lucy wächst im afrikanischen Dschungel bei ihrem Vater, einem englischen Naturforscher, in völliger Abgeschiedenheit auf. Sie ist fünfzehn, als er stirbt. Durch Zufall findet die amerikanische Wissenschaftlerin Jenny sie und nimmt sie mit nach Amerika.
Lucy ist nicht nur hübsch, sondern auch äußerst begabt. Was niemand ahnt: Lucy ist kein normales Mädchen, sondern das Ergebnis eines unglaublichen Experiments: Sie ist halb Mensch und Menschenaffe. Irgendwann lässt sich das Rätsel um Lucys Erbgut nicht mehr geheim halten - und Medien, Militär und Wissenschaftler beginnen eine erbarmungslose Jagd auf das Mädchen ...
Ein Roman, der ein brisantes Thema aufgreift: die Manipulation menschlichen Erbguts durch Kreuzung mit anderen Lebewesen. Doch vor allem ist dies die Geschichte einer begabten Außenseiterin, die von der Gesellschaft nicht so akzeptiert wird, wie sie ist. Die Geschichte der Liebe zwischen Mutter und Tochter und die einer großen Freundschaft.
Mein Umriss:
Jenny die junge Wissenschaftlerin lebt im kongolesischen Urwald um dort die Bonobos, eine Schimpansenart die den Menschen vom Genom her sehr ähnlich ist, zu erforschen.
Als sie in ihrer Forschungsstation in Gefahr gerät, in die Kriegswirren des Landes zu geraten, entschließ sie sich zur Flucht. Zuerst jedoch will sie zu dem englischen Wissenschaftler gelangen, den sie vor längerer Zeit im Kongo kennenlernte und der sich wie sie mit den Bonobos beschäftigt, um ihn und seine Tochter Lucy mit ins Ausland zu nehmen.
Als sie dort ankommt, findet sie Lucys Vater erschossen in seiner Hütte und hinter einer Tür entdeckt sie Lucy. Die zwar unverletzt, aber schwer geschockt um das Bonoboweibchen Leda trauert.
Jenny schafft es durch ihre Kontakte, mit Lucy den Kongo zu verlassen um in ihre Heimatstadt Chicago zu fliehen.
Dort stellt sie sehr schnell fest, dass Lucy über eine überdurchschnittliche Intelligenz verfügt, aber auch sonst nicht so ist wie andere Mädchen in ihrem Alter. Lucy riecht anders, sie verhält sich teilweise anders und sie reagiert auf ihr unbekannte Ereignisse eher wie ein Tier, als wie ein Mensch.
Als sie am Tag nach ihrer Ankunft etwas zur Ruhe kommt, denkt sie an ihren Rucksack und dessen Inhalt. Sie nahm auf ihrer Flucht mit Lucy die Tagebücher und ein gerahmtes Bild aus deren Vaters Hütte mit. Als sie in den kleinen Büchern zu lesen beginnt, ist Jenny erstmal geschockt. Aber als Lucy ihr erzählt, dass sie ihre Geschichte kennt und nur nicht wusste, wie sie sie Jenny erklären sollte, entschied sich Jenny, das Mädchen so anzunehmen wie es ist.
Lucy wurde von einem Bonoboweibchen ausgetragen, das ihr Vater mit seinem Sperma befruchtete. Somit entstand ein Hybridwesen, an dem schon bald Zeitungen, das Militär, die Regierung und die kirchlichen Organisationen Interesse haben. Es beginnt eine Jagd auf das Mädchen und als die Regierung ein Gesetz verabschiedet, das besagt, dass solche Hybridwesen wie Lucy Tiere sind, schwebt sie in höchster Lebensgefahr.
Mein Eindruck:
Laurence Gonzales hat mit dieser Geschichte ein wissenschaftlich und gesellschaftlich heisses Eisen angefasst und es zu einem großartigen Roman gemacht. Seine gefühlvolle und doch mitreissende Art zu schreiben, zieht einen so in den Bann, dass man am liebsten ohne Pause vom Anfang bis zum Ende lesen möchte.
Er versetzt sich so in die Personen hinein, dass man als Leser das Gefühl bekommt, sie persönlich zu kennen und mit ihnen zu leben, zu leiden, zu lachen und vor allem zu lieben. Denn das Hauptthema in diesem Buch ist die große Liebe von Jenny zu Lucy, deren Leben sie rettete und die sie weiterhin beschützen möchte.
Ich möchte mir nicht vorstellen, was geschähe, wenn ein Wissenschaftler wirklich so weit ginge wie Lucys Vater und das Ganze dann noch an die Öffentlichkeit käme. Genau das hat Gonzales sehr bildlich und realitätsnah dargestellt. Die Spaltung der Menschen, wenn es um das Beurteilen eines Lebewesens geht, das nicht der Norm entspricht.
Mein Fazit:
Ein keineswegs utopisches Thema sehr gefühlvoll und mitreissend in eine für jeden nachvollziehbare Geschichte verpackt. Wer sich nur ein klein wenig für wissenschaftliche Themen und Experimente interessiert, sollte sich dieses Buch gönnen, ich fand es grandios.
Freitag, 23. Dezember 2011
Einsteins Versprechen - Alex Rovira/Francesc Miralles
Erschienen am 10. Oktober 2011
Kurz vor seinem Tod machte Albert Einstein eine revolutionäre Entdeckung. Er fand heraus, was die Welt im Innersten zusammenhält. Doch er behielt diese Wahrheit für sich.
Einsteins junge Biographin Sarah und Drehbuchautor Javier suchen nach dem Geheimnis des Genies. Ihre magische Reise in die Vergangenheit führt sie um die halbe Welt. Sie stoßen auf ein Mädchen, das Einstein viel bedeutete und seinem Leben eine neue Wendung gab. Wer war die Unbekannte?
Mein Umriss:
Mysteriöser Einstieg, eine ebenso mysteriöse Reise zweier Personen um die halbe Welt und eine wunderbare Klärung eines Rätsels.
Das wäre die Kurzfassung.
Javier, ein Textschreiber bei einem Radiosender springt in einer Talkshow ein, an deren Ende er eine mysteriöse Botschaft erhält. Er soll verreisen und das Ticket liegt der Nachricht gleich bei.
Am Ziel angekommen, lernt er noch 3 weitere Personen kennen, die die gleiche Botschaft erhalten haben.
Alle sollen sich auf die Suche nach Einsteins Vermächtnis machen, auf der 2 von ihnen und ihr Gastgeber den Tod finden....
Mein Eindruck:
Von diesem Buch sollte der Leser keinen harten Thriller erwarten, sondern ein wunderbar geschriebenes Buch um das Leben und Wirken Einsteins, sein Verhältnis zu seiner Familie und seine wissenschaftlichen Erkenntnisse.
Herrlich verpackt in die Jagd nach seinem letzten Geheimnis, für das die Menschheit bisher noch nicht reif war.
Ein flüssig geschriebener, in kurze Kapitel gefaßter Roman, der für jeden Leser leicht zu verfolgen ist. Die Handlung führt ohne Irrungen und Verwirrungen geradewegs ans Ziel, das ich so nicht erwartet hätte.
Die Erkenntnisse Einsteins und deren Auswirkungen wurden von den Autoren hervorragend recherchiert und perfekt in die Handlung eingefügt.
Mein Fazit:
Wer ein ruhig und ausgeglichen geschriebenes Buch zur Entspannung im gemütlichen Sessel sucht, ist mit Einsteins Versprechen bestens bedient.
Mittwoch, 7. Dezember 2011
Im Wald der stummen Schreie - Jean-Christophe Grangé
545 Seiten
ISBN 3431038158
Bastei Luebbe
Erschienen am 19. August 2011
Klappentext:
Jeanne Korowa, eine erfolgreiche Untersuchungsrichterin in Paris, wird mit ihrem Kollegen François Taine auf eine besonders grausame Mordserie angesetzt: Drei Frauen wurden brutal ausgeweidet, ihre Leichen makaber in Szene gesetzt und Teileihrer Körper offenbar vom Täter verspeist. Im Zuge der Ermittlungen stößt Jeanne auf einen besorgten Vater, der von den unverständlichen Taten seines autistischen Sohnes berichtet. Er ahnt, dass dieser zu unglaublichen Verbrechen in derLage ist. Könnte der junge Mann der Täter sein? Die Suche nach der Wahrheit führt Jeanne bis in den Dschungel Argentiniens. Was sie dort entdeckt, hätte sie sich in ihren schlimmsten Albträumen nicht vorstellen können.
Mein Umriss:
Die Pariser Ermittlungsrichterin Jeanne Korowa wird mit ihrem Kollegen Taine auf eine kannibalistische Mordserie an drei Frauen angesetzt. Als ihr Kollege dem Mörder auch noch zum Opfer fällt, wird ihr der Fall entzogen. Das lässt sie jedoch nicht auf sich sitzen und recherchiert auf eigene Faust.
Ihre Recherche führt sie nach Südamerika, wo sie die Spuren mit dem früheren Militärregime in Zusammenhang bringt und diese verfolgt.
Mein Eindruck:
Stark angefangen, tiefer Sturz, kleines Aufbäumen bis zum schwachen Ende.
Das wäre es kurz und bündig…
Am Anfang erfährt man als Leser die Geschichte der sehr auf sich bezogenen Ermittlerin, die mit sich selber, ihrem Liebesleben und ihrem Umfeld auf Kriegsfuss steht. Schnell wird klar, dass sie mit dem Mord an ihrer Schwester vor vielen Jahren nicht klar kommt.
Dafür hatte ich ja noch Verständnis, aber dass der Autor sie als unbefriedigte, zickige Tussi darstellt hat mir nicht gefallen. Er hätte ihr mehr Pep auf den Leib schreiben können.
Nach der Darstellung des Mordes an der Schwester schweift der Autor bereits ab und lässt Todesfälle einfließen, die er danach schlicht zu vergessen scheint. Seltsam muten auch die Ermittlungen der örtlichen Polizei an, ebenso die Schritte die die Ermittlungsrichterin auf eigene Faust unternimmt. Als ermittlungstechnischer Laie kam ich einige Male nicht drumherum, genervt die Augen zu verdrehen und den Kopf zu schütteln.
Jeder normale Bürger, der einigermaßen informiert ist, braucht keine detailgetreue Darstellung südamerikanischer Foltermethoden zu Zeiten des Militärregimes. Daher beinhaltet dieses Buch leider sehr langatmige Phasen. Spannung kommt erst nach ca. 150 Seiten auf, diese lässt aber sehr schnell wieder nach und den Vogel schoß der Autor mit dem Finale im Argentinischen Dschungel ab, als Ungeborene die Ermittlungsrichterin verfolgen und sie fast zur Strecke bringen.
Will uns der Autor sagen, dass er zwar einen Auftrag hatte das Buch zu schreiben, aber ihm die Lust dazu fehlte? Oder versuchte er hier einen Schnellschuß unter die Leserschaft zu bringen? Bei mir ging der Schuß leider nach hinten los und es wird mein erster und wohl auch letzter Grange sein, den ich gelesen habe.
Mein Fazit:
Ein Buch, das man nicht gelesen haben muss.
Donnerstag, 1. Dezember 2011
Mein Leben, meine Filme, die Autobiografie - Bud Spencer
256 Seiten
Schwarzkopf & Schwarzkopf (14. April 2011)
ISBN: 3862650413
Klappentext:
Mein Leben, meine Filme - Die Autobiografie ist Bud Spencers spannender Rückblick auf sein Leben. An seinem 80. Geburtstag begibt sich der Schauspieler nach einem Anruf in das Hallenbad seiner Jugend, wo ein gutaussehender, unerlaubt rauchender und leicht überheblicher Schwimmsportler Anfang 20 auf ihn wartet - er selbst. Erzählerisch lässt Bud Spencer die Stationen seines Lebens für sein jüngeres Ich Revue passieren: Carlo als Kind in Neapel, die prägenden Jahre in Rom, die Zeit in Südamerika, seine Schwimmerfolge, das Studium, die Familie, die Geburt von "Bud Spencer", die Zusammenarbeit mit Terence Hill, seine Solokarriere und die vielen Unternehmungen, mit denen er sich immer wieder selbst herausforderte. In seiner humorvoll geschriebenen und mit vielen Anekdoten gespickten Autobiografie zeigt sich Bud Spencer von seiner ganz persönlichen Seite. Der Autor Carlo Pedersoli ist dabei so imposant und warmherzig wie die Helden seiner Filme.
Zu diesem Klappentext weiteres hinzuzufügen fällt mir etwas schwer, denn weder der Klappentext noch mein Umriss soll interessierte Leser davon abhalten, dieses Buch zu kaufen. Also versuche ich es, ohne zu viel zu verraten:
Carlo Pedersoli, Industriellensohn, dessen Eltern nach dem zweiten Weltkrieg nichts mehr besaßen, verschlug es mit seiner Familie nach Südamerika. Dort fühlte er sich zwar wohl, aber nicht sein Vater. Wieder nach Italien zurückgekehrt versucht er sich mit nicht allzu großer Ausdauer an einem Studium, dann als Schwimmsportler mit beachtlichen Erfolgen. Er ist der Meinung, diese Erfolge hätten noch größer sein können, wenn er nicht geraucht und etwas mehr trainiert hätte.
So war und so ist er nun mal. Er geht nach eigenen Angaben mit einer „Scheiß-drauf-Haltung“ durchs Leben. Darauf begründet er sein nicht abgeschlossenes Studium und dass er sich in keinem seiner Berufe zu hause fühlte. Nie bezeichnete er sich als Schauspieler, obwohl er große Erfolge zu verzeichnen hatte, ebenso sah er sich nicht als Komponist. Auch nicht als Handwerker…. Er fühlte sich lange Zeit von seiner wohlhabenden Frau abhängig. Diese ließ es ihn aber nie spüren, dass sie gesellschaftlich eine Stufe höher stand.
Mein Eindruck:
Carlo Pedersoli alias Bud Spencer gibt uns Einblick in die großen und kleinen Stationen seines Lebens und seiner Karriere. Offen und ehrlich lässt er sein Leben Revue passieren, ohne wie in seinen Filmen mit Terence Hill dick aufzutragen. Er gesteht viele Fehler ein, auch solche, die andere lieber für sich behalten um sich keine Blöße zu geben. In dieser Biografie ist er so offen und ehrlich wie in seinen Spaghetti-Western, auch wenn das nicht die einzigen Filme waren, aber wohl diejenigen, die am meisten in den Köpfen der Kinogänger haften blieben. In dieser Biografie hält sich Bud Spencer an die zeitlichen Abläufe, sodass der Leser leicht am Ball bleibt. Etwas ablenkend wirken die zahlreichen Fußnoten, die mit Sicherheit auch in den Text mit eingearbeitet werden hätten können. Dass er mehrfacher Vater und Großvater ist, scheint für ihn etwas nebensächlich zu sein, denn er erwähnt zwar seine Frau, aber auf den Rest der Familie geht er erst recht spät ein. Aus welchem Grund auch immer. Oder sieht er sich als Ehemann, Vater und Großvater wie in seinen ausgeübten Berufen? Dort nicht zu hause? Nicht perfekt?
Das Buch ist leicht zu lesen, die Stationen seines Lebens leicht nachvollziehbar und es birgt auch ein paar kleine Geheimnisse, die bisher nicht bekannt waren.
Mein Fazit:
Ein rundum gelungenes Werk über ein langes Berufs- und Familienleben eines aussergewöhnlichen Menschen und Schauspielers. Sehr empfehlenswert
Montag, 28. November 2011
Stirb - Hanna Winter
352 Seiten
Ullstein Taschenbuch Verlag
ISBN: 9783548283449
Erschienen am 12. August 2011
Klappentext:
Gerade hat sich Lara Simons ihren großen Traum vom eigenen Café erfüllt, da wird sie in einer dunklen Nacht brutal überfallen. Sie entkommt in letzter Sekunde. Was Lara nicht weiß: Der Täter kennt sie. Von früher. Und er kannte ihre Mutter.
Lara flüchtet mit ihrer kleinen Tochter von Berlin auf die Insel Rügen. Aber der Killer holt sie ein, und dieses Mal hat er kein Erbarmen ...
Mein Umriss:
Lara Simons ist glücklich. Sie ist geschieden, hat einen Freund, eröffnet ihr eigenes Cafe in Berlin. Am Eröffnungsabend hat sie eine Autopanne und hält ein Taxi an. Der Fahrer will sie aber nicht nach hause fahren, sondern überfällt sie brutal.
Zu ihrer Cafeeröffnung bekam sie einen Elektroschocker geschenkt, mit dessen Hilfe sie ihrem Peiniger entkommen kann. Er verfolgt sie aber weiter, daher läßt sie sich auf das ihr angebotene Zeugenschutzprogramm ein und zieht nach Rügen. Dort lebt sie ruhig und zufrieden mit ihrer Tochter. Bis ihr Verfolger wieder auftaucht.
Mein Eindruck:
Hanna Winter hat hier wieder einen rasanten Thriller geschaffen, der einen von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann zieht. Schon der Anfang ist so spannungsgeladen, dass man sich wünscht, das Buch in einem Rutsch lesen zu können. Immer wieder führt die Autorin den Leser in die Irre, sodass man jedesmal staunt, dass man wieder nicht recht hatte, weil man den falschen verdächtigte. Hanna Winter hat eine fesselnde und flüssige Schreibweise, bei der man den roten Faden nicht verlieren kann. Trotz der Rückblicke ins frühere Jahre und mehreren Handlungssträngen ist der Thriller vorbildlich strukturiert.
Mein Fazit:
Ein perfekter Thriller aus deutscher Feder, den ich uneingeschränkt empfehlen kann. Ich freue mich auf weitere Bücher von Hanna Winter.
Donnerstag, 24. November 2011
"Ich" - Geschichten meines Lebens - Katherine Hepburn
Wilhelm Heyne Verlag München
510 Seiten, Hardcover
Erschienen 1991
Klappentext:
Unverwechselbar und eigenwillig wie in ihren legendären Filmrollen offenbart sich die vierfache Oscar-Preisträgerin Katharine Hepburn auch in ihren Memoiren: der konsequente Weg einer bedingungslosen Individualistin, die zu ihren mutigen Entscheidungen stand und sich dabei als beeindruckende Persönlichkeit präsentierte.
Mein Umriss:
Beginnend in ihrer Kindheit erzählt Katherine Hepburn über ihre Eltern und Geschwister. Wie sich ihre Eltern für das Frauenwahlrecht in USA einsetzten und entgegen aller Konventionen ihre Kinder erzogen. Für sie war es oberste Priorität, dass alle ihre Kinder, auch die Töchter eine solide Ausbildung genossen. Das war im Amerika des beginnenden 20. Jahrhunderts nicht üblich. Katharine wollte die Laufbahn einer Schauspielerin beschreiten, wobei sie zu Anfang auf heftigen Widerstand durch ihre Eltern stieß.
Sie war von sich durchaus überzeugt und setzte sich in den Kopf, es schaffen zu müssen. Was in den ersten Jahren eher fehlzuschlagen drohte. Durch ihr großes Selbstbewusstsein und teilweise auch die richtigen Freunde und dann auch durch ihren Ehemann Luddy gelang ihr kurzfristig der erwünschte Erfolg, aber leider entwickelte sie sich danach recht schnell zum gefürchteten Kassengift. Aber auch aus diesem Tief holte sie sich selber wieder raus und wurde dann zur gefragten und vielbewunderten Schauspielerin.
Nach ihrer Scheidung von Luddy schwor sie sich, nie wieder zu heiraten und an diesen Schwur hielt sie sich bis zu ihrem Tod am 29.06.2003 im Alter von 94 Jahren.
Auch Spencer Tracy, mit dem sie 27 Jahre lang ihr Leben teilte und für den sie in seinen letzten Jahren sogar ihren geliebten Beruf aufgab, brachte sie von ihrem Leitsatz nicht ab. Dies war auch schwer möglich, da er nie von seiner Frau Louise geschieden wurde.
Nachdem Tracy im Alter von 67 Jahren am 10.06.67 für sie unerwartet starb, kam sie mit seiner Familie in Kontakt. Seine Frau konnte es nie verwinden, dass er mit Hepburn glücklich war. Seine Tochter schloss mit ihr Freundschaft.
Mein Eindruck:
Katherine Hepburn schrieb die Stationen ihres Lebens in ihren Worten nieder. Als Leser hat man nicht den Eindruck, dass hier Lektoren groß eingegriffen haben und das macht den Erzählstil dieses Buches einfach lebendig. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Das erfährt man, wenn man liest wie hartnäckig sie die Schauspielerkarriere anstrebte. Mit etwas übersteigertem Selbstbewusstsein, das ihr zeitweise sehr im Wege stand und sie immer wieder ins Straucheln brachte. Diese Erkenntnis hätte sie wohl so niemals zu Papier bringen können, wenn sie dieses Buch in jüngeren Jahren geschrieben hätte. Sie musste wohl erst ihre Erfahrungen sammeln, diese für sich verarbeiten und eben erst dann zu Papier bringen.
Ein faszinierendes Buch, die faszinierende Geschichte einer faszinierenden Frau.
Mein Fazit:
Ein rundum gelungenes Buch zum Lebenswerk einer tollen Frau. Ein Muss für Fans von Katherine Hepburn.
Dienstag, 22. November 2011
Vor dem Regen kommt der Tod - Lienecke Dijkzeul
336 Seiten
Klappentext:
Es ist das schaurige Ende eines schwülheißen Sommertages: Eine junge Polizistin wird an ihrer Wohnungstür überfallen und brutal niedergestochen. Die Stichwunden auf ihrem Bauch ergeben die römische Ziffer I. Sie überlebt mit knapper Not.
Ein paar Tage später findet man eine tote Studentin in einem Keller, ermordet. Ihr wurde eine römische II in die Haut geritzt. Die Frauen scheinen wenig gemeinsam zu haben – doch beide sind rothaarig, und das zweite Opfer wurde skalpiert… Inspecteur Paul Vegter ist persönlich von diesem Fall betroffen, denn bei dem ersten Opfer handelt es sich um seine Kollegin Renée, für die er mehr empfindet, als er sich selbst eingestehen mag. Bald ahnt er, dass ihm nicht viel Zeit bleiben wird, bis der Mörder wieder zuschlägt… Auch die Galeristin Vivienne hat rote Haare – und sie ertappt ihren Mann dabei, ihr ständig Lügen zu erzählen. Sie wird von quälendem Misstrauen erfasst. Und von Angst. Ist sie das nächste Opfer?
Mein Umriss:
Die Polizistin Renée wird bei ihrer Heimkehr brutal niedergestochen und fast skalpiert. In ihren Bauch ritzt der Mörder die römische Ziffer I. Sie überlebt, kann aber zu wenig Angaben machen, um ihren Kollegen eine Spur aufzuzeigen.
Wenig später wird eine Studentin niedergestochen und skalpiert. Ihr ritze der Täter die römische Ziffer II in den Bauch. Die junge Frau überlebt den Anschlag nicht.
Die beiden Frauen haben keinerlei Gemeinsamkeiten ausser ihrer auffallenden roten Haare, was die Polizei im Dunkeln tappen lässt.
Da wäre noch die Galeristin Vivienne, ebenfalls rothaarig. Vivienne ist wohlhabend, jedoch leicht gehbehindert. Sie verfolgt die beiden Fälle in der Presse und hegt einen schrecklichen Verdacht, nachdem sie von ihrem Mann aufgefordert wurde, ihm einen großen Geldbetrag zu überlassen….
Mein Eindruck:
Schon zu Anfang ist klar, wer der Täter ist. In diesem Thriller geht es vordergründig darum, die Anschläge auf die rothaarigen Frauen zu klären. Warum der Täter die Frauen attackierte und was der Auslöser für seine Taten war. Lieneke Dijkzeul lässt die Polizei lange im Trüben fischen. Allerdings driftet sie zu keinem Zeitpunkt in Langeweile ab. Sie zieht den Spannungsbogen gleich zu Anfang des Buches schnell und stetig hoch und hält ihn während der ganzen Zeit oben. Dies macht es dem Leser schwer, Lesepausen einzulegen. Immer wieder erreicht sie Spannungsspitzen, die einen neugierig auf das weitere Geschehen machen.
Ihre klar strukturierte Schreibweise hält einen am Geschehen, ohne den roten Faden zu verlieren.
In zwei Handlungssträngen geht die Autorin einerseits auf die Polizeiarbeit und die Opfer ein und andererseits stellt sie die Sicht des Täters heraus. Diese Handlungsstränge führt sie im zweiten Drittel zusammen und es wird eigentlich klar, dass die Fälle geklärt werden. Allerdings birgt diese Klärung eine Überraschung, mit der man als Leser eigentlich nicht rechnet.
Mein Fazit:
Sehr empfehlenswert für Einsteiger in das Metier der Thriller. Eingefleischte Thrillerfans werden mit diesem Buch wenig anfangen können. Lesenswert ist es auf jeden Fall.
Mittwoch, 16. November 2011
Donnerstag, 10. November 2011
Der Stalker - Tania Carver
Thriller
Erschienen am 12. August 2011
Mein Umriss:
Suzanne Perry, Logopädin im städtischen Krankenhaus wo sie sich mit traumatisierten Menschen beschäftigt, führt ein ruhiges Leben. Bis sie nach einem Alptraum erwacht und schnell feststellen muss, dass es sich nicht um einen Traum, sondern wahres Geschehen handelt. Jemand drang in ihre Wohnung ein, berührte sie im Schlaf und fotografierte sie. Auf der Rückseite des Fotos findet sie die Nachricht „Ich wache über Dich“. Trotz der erstatteten Anzeige fühlt sich Suzanne nicht mehr wohl in ihrer Wohnung und bittet ihre beste Freundin, ein paar Tage zu ihr zu kommen. Dann spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu. Zoe wird ermordet und Suzanne entführt.
Nun ist es die Aufgabe der Polizei zu klären inwiefern der Mord und die Entführung mit der im Hafen auf einem Schiff gefundenen, schrecklich zugerichteten, zu Tode gefolterten Leiche in Zusammenhang steht.
Da bietet eine äußerst dubiose Profilerin ihre Dienste an.
Mein Eindruck:
Der Titel „Der Stalker“ passt auf keinen Fall zu diesem Thriller, da die Handlungen eines oder des Stalkers nur nebensächlich dargestellt werden. Eher handelt es sich hier um einen Psychothriller um eine Gruppe Personen, deren Biografien sie zusammengeführt hat. Auf der einen Seite die narzisstisch veranlagte Psychologin und auf der anderen Seite der schwer verbrannte Kriegsveteran und der der Psychologin verfallene Student. Jeder nutzt hier die Fähigkeiten des anderen und merkt nicht, dass er nur ausgenutzt wird, damit die Psychologin ihre einzigartige Doktorarbeit schreiben kann. Um es kurz zu machen, eine kleine Gruppe, die einen Serienmord zu begehen versucht.
Tanja Carver hat eine gut strukturierte, leicht nachvollziehbare Schreibweise bei der man als Leser den roten Faden nicht verliert. Sie geht auf die einzelnen Charaktere ein, indem sie auch über deren Schwächen wie Partnerschaftsprobleme schreibt, dies aber nicht auf Kosten der Handlung übertreibt.
Vorsichtig steigt sie in das Buch ein, um dann im zweiten Kapitel richtig Gas zu geben. Sie steigert die Spannung kontinuierlich bis zum großen Showdown.
Mein Fazit:
Ein temporeicher Thriller, der die Psyche des Lesers kitzelt und für Gänsehaut sorgt. Ich kann dieses Buch guten Gewissens empfehlen.
Mittwoch, 2. November 2011
Die Autobiografie der Queen - Emma Tennant
160 Seiten
Deutscher Taschenbuch Verlag
Erschienen im Dezember 2008
ISBN 978-3423211055
Klappentext:
Die englische Queen ist des Repräsentierens müde und will nur noch weg. Sie wendet sich an ihren Angestellten Brno, der ihr Geld, ein Flugticket und die Reservierung in einer Hotelanlage organisiert. Im Gegenzug erhält Brno von ihr Geld, um sich nach ihrer Abreise in sein Heimatland zurückziehen zu können.
Kofferpacken ist absolutes Neuland für die Queen, entsprechend verworren sortiert sie ihre Sachen in den Trolley. Eine Handtasche hat sie auch noch nie in ihrem Leben gepackt. Wird ihr doch immer die passende Tasche zu ihrem Outfit durch eine Bedienstete gereicht. Um den Inhalt machte sie sich nie Gedanken, sind diese Taschen doch nur schickes Zubehör zu ihrer restlichen Kleidung. Also packt sie da ein Bündel Geldscheine, ein Smaragdcollier und ihren Pass rein.
Schon im Flugzeug ist die Queen sehr verwundert über ihre Untertanen. Keiner erkennt sie und als sie sich von ihrem Sitzplatz in der ersten Klasse erhebt, bleiben alle anderen sitzen.
Aber das ist nicht alles. In St. Lucia angekommen stürzt sie in ein wahres Chaos. Nur hier ist sie fast auf sich allein gestellt, zumal Brno wieder zurück in seine Heimat ging und sonst auch keine der üblichen Bediensteten zur Verfügung stehen. Ein Taxifahrer nimmt sich ihrer an und wundert sich immer wieder über die seltsame alte Dame….
Mein Eindruck:
Humorvoll lässt sie die Autorin Emma Tennant auf die Gegebenheiten im und um das englische Königshaus ein und stellt Queen Elizabeth als lebensuntüchtige alte Dame dar, der immer alles gerichtet und zugetragen wird. Somit ist die Autorin in der Lage sich vorzustellen, wie es der Queen tatsächlich im Falle einer Flucht aus dem Palast ergehen kann.
Emma Tennant schreibt flüssig, bleibt am Geschehen. Durch die lebhafte Schreibweise bleibt man auch als Nichtroyalist gerne am Geschehen, denn die Erlebnisse, die sie der alten Dame auf den Leib schreibt sind einfach nur als köstlich zu bezeichnen.
Mit typisch englischem Humor konnte ich bisher recht wenig anfangen, aber dieser hintergründige Humor der Autorin ist fast nicht zu überbieten.
Mein Fazit:
Ein durchaus auch für Nichtroyalisten lesbares Buch, das einen das Schmunzeln nicht mehr vergehen lässt. Rundum empfehlenswert.
Freitag, 28. Oktober 2011
Als ich vom Himmel fiel - Juliane Koepcke
304 Seiten
Malik
Auflage: 8 (März 2011)
ISBN: 978-3890293899
Klappentext:
»Für mich war der Dschungel nie eine grüne Hölle, sondern der Ort, der mich am Leben hielt.« Es sollte der Beginn der Weihnachtsferien sein – und endete für 91 Menschen mit dem Tod: Flug 508, der am 24. Dezember 1971 über dem peruanischen Regenwald abstürzte. Nur die damals 17-jährige Juliane, die neben ihrer Mutter in der Maschine saß, überlebte. Zwei Jahre hatte Juliane mit ihren Eltern im Dschungel gelebt und alles über den Urwald gelernt. Mitreißend erzählt sie jetzt erstmals ihre eigene Geschichte: von dem Paradies ihrer Kindheit unter lauter Tieren. Davon, wie der tropische Regenwald für sie zur Schule des Überlebens wurde. Und wie sie heute als Biologin und engagierte Umweltschützerin hilft, dieses Wildreservat zu bewahren.
Mein Umriss:
Juliane Koepcke, geboren in Peru, verlebt eine glückliche Kindheit an der Seite ihrer Eltern in Lima und Miraflores. In Miraflores lebten sie im Humboldt-Haus, einem Haus für durchreisende Wissenschaftler, das leider nicht bis in die heutige Zeit erhalten werden konnte. Als Juliane mit 14 Jahren mit ihren Eltern in den Regenwald nach Panguana ziehen soll, ist sie erstmal nicht begeistert, ihre Freundinnen und die Schule und vor allem ihre gewohnte Umgebung zu verlassen.
In Panguana angekommen, lebt sie sich jedoch schnell ein und ist begeistert von den Forschungsarbeiten ihrer Eltern. Am Anfang wird das Mädchen im Urwald von ihren Eltern privat unterrichtet, aber um ihren Abschluss machen zu können, soll sie mit 15 wieder zurück nach Lima. Dort bei Freunden untergebracht schafft sie ihren Abschluß und beschließt daraufhin, auch ihr Abitur machen zu wollen um später studieren zu können.
Am 23.12.71 wollte sie unbedingt noch an der Schulabschlußfeier teilnehmen und überredet ihre Mutter, einen Tag später nach Panguana aufzubrechen. Die Fluggesellschaft LANSA genoss einen sehr schlechten Ruf aufgrund zurückliegender Flugzeugabstürze. Aber Mutter und Tochter bekommen keinen Flug mit einer anderen Gesellschaft. Das Flugzeug stürzt im Gewitter ab. Juliane erlangt schwer verletzt ihr Bewusstsein und kann sich nur bruchstückhaft erinnern, was geschehen sein muss. Auf der Suche nach ihrer Mutter stößt sie auf keine weiteren Überlebenden und macht sich zunutze, was ihr ihre Eltern von Kindesbeinen an beigebracht hatten. Nur so entkommt sie dem Dschungel und wird nach 11 Tagen von Holzfällern gefunden….
Mein Eindruck:
Die Biografie einer Frau, wie sie bewegter nicht sein kann. Die beschwerliche Reise des Vaters nach Peru, die Ankunft der Mutter, die aus Liebe zu diesem Mann bis ans Ende der Welt gelaufen wäre und sich in diesem fernen Land ein Leben mit ihrer großen Liebe aufbaut. Beide Zoologen, beide der Umwelt verschrieben, leben sie ihren Traum.
Juliane Koepcke erzählt ihre Geschichte sehr genau und äußerst lebhaft, sodass sich jeder Leser in diese Frau und deren Erlebnisse hineinversetzen kann. Sie erzählt über ihre Freundschaften, ihre Eltern, ihre Tiere, über das was ihr ihre Eltern beibrachten und über ihre Gefühle. Sie erzählt keineswegs mitleidheischend oder reisserisch. Das schaffte sie wohl, weil sie dieses Buch erst Jahrzehnte nach ihrem einschneidendsten Erlebnis schrieb.
Etwas störend auf mich wirkte nur der spannungsgeladene Klappentext, der erstmal darauf schließen lässt, dass es hier rein um den Absturz und ihre 11tägige Odyssee durch den Regenwald geht. Aber es geht um mehr…. Und zwar um den Traum ihrer Eltern, den Juliane bis zum heutigen Tag weiterlebt und realisiert.
Mein Fazit:
Eine rundum interessante und tiefgreifende Biografie einer Frau, die niemals aufgab.
Über diese Frau wurde schon viel geschrieben, aber das ist wohl die ehrlichste und offenste Biografie von Juliane Koepcke und die kann ich im Gegensatz zu den anderen Dingen die über die beschriebene Flugzeugkatastrophe geschrieben wurden, jederzeit guten Gewissens empfehlen.
Mittwoch, 26. Oktober 2011
Der Frauenjäger - Petra Hammesfahr
Klappentext:
Kurz darauf erwacht Marlene in totaler Schwärze und erinnert sich nicht, wie sie in diese Finsternis geraten ist.
Mein Umriss:
Im Prolog versucht der Frauenjäger sich und seine Taten zu erklären und vielleicht sogar zu entschuldigen. Er sucht den Grund für seinen Frauenhass bei seinen Eltern. Seiner Mutter, die sich immer wieder fremde Männer ins Bett holte, seinem Vater, der seiner Meinung nach zu schwach war, dem ganzen Einhalt zu gebieten. Jedoch gibt er sich selber nicht zu erkennen.
Zwei vierblättrige Kleeblätter. Eines bestehend aus vier Freundinnen und das andere bestehend aus vier Freunden lernen sich kennen und lieben. Sie heiraten, gründen Familien und führen Ehen wie Millionen andere auch.
Andreas, Karolas Mann sucht sich seine Verwirklichung darin, dass er aus dem Leben seiner Frau verschwindet, um sich in den Wüsten dieser Welt den Wind um die Nase wehen zu lassen. Der Rest dieser Clique verliert sich aber die ganzen Jahre nicht aus den Augen.
Annette, die einen kleinen Buchladen führt, lädt zur Lesung einer Autorin ein. Marlene ist ihr bei den Vorbereitungen behilflich und ist auch bei der Veranstaltung anwesend. In dieser Lesung erfährt sie die Biografie einer Frau, die spontan verschwand und nie wieder auftauchte. Diese Frau war die Schwester der Autorin.
Kurze Zeit nach diesem Abend verschwindet Marlene.
Am Tag ihres Verschwindens bringt sie Andreas, Karolas Mann in ein Krankenhaus, da dieser über Magenschmerzen klagte. Als sie während der Wartezeit spazieren gehen will empfiehlt ihr Andreas ein Cafe in der Innenstadt Euskirchens.
Als sie wieder zu sich kommt, kann sie sich an nichts erinnern und das Unvorstellbare nimmt seinen Lauf….
Mein Eindruck:
Schon der Prolog fesselt einen an dieses Buch. Auch wenn es danach erstmal sehr verwirrend ist, da die Autorin zwischen ein paar Tagen hin und her springt, kommt man schnell ins Geschehen. Zwei Handlungsstränge gut aneinanderfügt, sodass sich die Verwirrung recht schnell in Luft auflöst. Ein paar mal stellte ich mir die Frage, ob ein Buch übel riechen kann, ob ein Buch Kälte abstrahlt, ob mir ein Buch eine Gänsehaut über den Rücken laufen lassen kann. Nein, das Buch an sich kann es nicht, aber Petra Hammesfahr hat es geschafft, mir den ekligen Geruch verwesenden Fleisches in die Nase steigen zu lassen, mich bei der Vorstellung des Aufenthaltsortes von Marlene frösteln zu lassen und mir bei der Vorstellung des Gesehenen von Marlene eine Gänsehaut über den Rücken laufen zu lassen.
Die Zusammenführung der beiden Handlungsstränge findet erst im vorletzten Kapitel statt, aber dort klärt sich auch alles um den Frauenjäger auf. Die Autorin fand hier genau den richtigen Punkt, um den Fall zur Klärung zu bringen.
Mein Fazit:
Kein lahmer Krimi, aber auch kein blutiger, schreiender Thriller, eher ein auf die Urängste der Menschen zielender Psychothriller der besonderen Art. Es muss nicht immer knallen, zischen und rappeln, nein kleine Spitzen an die Psyche des Lesers und das Buch ist perfekt. Das schaffte Petra Hammesfahr und daher kann ich dieses Buch auch jedem Thrillerfan wärmstens empfehlen.
Montag, 17. Oktober 2011
Das Grab - Richard Laymon
528 Seiten
Heyne Verlag
Erschienen am 13.09.2010
ISBN 345367555X
Klappentext:
Melvin Dobbs hat sich für die Wissenschaftsausstellung seines letzten Schuljahrs an der Ellsworth High School einen ganz besonderen Beitrag einfallen lassen. Der von seinen Mitschülern misstrauisch beäugte Sonderling schockt sein Publikum mit einer selbst konstruierten Wiederbelebungsmaschine. Als Testobjekt dient ihm die Leiche einer kürzlich bei einem Autounfall verschiedenen Schülerin, die er eigens für das Experiment auf dem Friedhof ausgebuddelt hat und nun mittels einer Autobatterie wieder zum Leben zu erwecken versucht. Wenig überraschend schlägt der Versuch fehl, und Melvin landet für seine durchgeknallte Aktion in einer Nervenheilanstalt.
Die Jahre vergehen. Vicki Chandler, eine einst von Melvin umschwärmte und immer noch unter den traumatischen Vorgängen der Vergangenheit leidende Klassenkameradin, kehrt aus beruflichen Gründen nach Ellsworth zurück. Hier trifft sie auf den mittlerweile aus der psychiatrischen Unterbringung entlassenen Melvin, der weiterhin seinen Forschungen auf dem Gebiet der Totenerweckung unbemerkt von der Öffentlichkeit nachgeht. Dabei erzielt er schon bald erschreckende Fortschritte, die den guten alten Dr. Frankenstein dagegen wie einen Waisenknaben aussehen lassen. Melvin möchte die von ihm angebetete Vicki nur zu gerne zu einer weiteren Versuchsperson machen, um ihre unsterbliche Liebe zu gewinnen. Doch die hat aus erfindlichen Gründen etwas dagegen …
Mein Umriss:
Ein tödlich verunglücktes Pärchen kommt Melvin dem Aussenseiter an der High School gerade recht. Kurz vor einem Wissenschaftswettbewerb gräbt er das Mädchen, eine ehemalige Mitschülerin wieder aus und versucht sie vor dem Publikum mit Hilfe einer Autobatterie wieder zum Leben zu erwecken.
Das brachte ihm mehrere Jahre in der Psychiatrie ein.
Wieder entlassen führt er die Tankstelle seines Vaters weiter. Jedoch lässt er sein Ziel, tote Menschen wiederzubeleben, nicht aus den Augen.
Vicki, seine damalige Mitschülerin hat inzwischen Medizin studiert und kommt zurück in ihre Heimatstadt, um dort bei ihrem Förderer und Freund Charlie Gains in dessen Arztpraxis zu arbeiten.
Die Alpträume haben sie jedoch nie wieder in Frieden schlafen lassen und sie ahnt das Schlimmste, als sie Melvin wieder über den Weg läuft.
Ihr Vermieter, ein richtiges Scheusal, kommt auf grausamste Weise ums Leben, Dr. Gaines verhält sich plötzlich komisch und schenkt ihr das Geld, das er ihr für das Studium geliehen hat und trägt sie in einen Partnervertrag und spätere Erbin der Praxis in die Papiere ein. Ihre Freundin Ace wird nachts überfallen und lebensgefährlich verletzt und der Anwalt, in den sich Vicki verliebt, verhält sich urplötzlich auch nicht mehr so, wie sie es kennt.
Mein Eindruck:
Richard Laymon beherrscht sein Genre wirklich aus dem FF. Er steigt mit einem Feuerwerk an Spannung in die Handlung ein und hält diese bis zur letzten Seite aufrecht bzw. schafft es trotz des hoch angesetzten Spannungslevels doch noch, die Spannung noch höher zu treiben. Es kommt in keiner Sekunde Langeweile auf. Sein Schreibstil ist eher einfach gehalten und er zieht den roten Faden so geradlinig durch die Geschichte, dass es unmöglich ist diesen zu verlieren.
Laymon zeigt hier die etwas härtere Gangart des Thrillers, was zartbesaitete Gemüter wohl eher schockieren mag, aber richtige Thrillerfans sicherlich in den Bann zieht.
Mein Fazit:
Ein Leckerbissen für den Thrillerfan, für den das Unvorstellbare vorstellbar ist und der nachts keine Beklemmungen bekommt, auch wenn er allein zu hause ist. Genau den Lesern kann ich dieses Buch mit bestem Gewissen empfehlen. Denn wie sagte schon Jack Ketchum? „Ich habe jedes Buch von Richard Laymon verschlungen – schlaflos, atemlos“
Donnerstag, 13. Oktober 2011
Der Mann, der kein Mörder war - Hjordh & Rosenfeldt
Erscheint am 01. November 2011
Klappentext:
Mein Umriss:
Drei Jugendliche Pfadfinder, die sich den Polizeimannschaften anschlossen fanden die Leiche des vermissten Roger Erikkson, welcher mit 22 Messerstichen ermordet wurde. Der Leiche wurde das Herz entfernt, was die Ermittler vor ein weiteres Rätsel stellt.
Roger wurde an seiner alten Schule gemobbt und besuchte daher in letzter Zeit eine Privatschule. Allem Anschein nach ist er ein ganz normaler Teenager, der eine Freundin hat, mit der er sich trifft.
Plötzlich verschwindet Roger aus heiterem Himmel und niemand scheint etwas zu wissen. Die Ermittlungen, die zu Anfang schleppend beginnen, drehen sich im Kreis. Warum lügt seine Freundin? Was verheimlicht seine Mutter? Und was bezweckt der Mörder, der immer wieder von seiner Tat erzählt, sich aber im ersten Drittel nicht zu erkennen gibt?
Mein Eindruck:
Wie ich oben schon schrieb, war dieses Buch für mich einen weiteren Versuch wert, denn eigentlich mag ich keine Skandinavienkrimis. Es gab bisher erst einen nordischen Krimi, der mir gefiel.
Mir persönlich sind die Polizeiermittlungen zu klischeehaft dargestellt, bei den einzelnen Personen stört es mich, dass zu viel aus deren Privatbereich erzählt wird, so wie die Sache, dass die Frau eines Polizisten alles erdenklich Mögliche tut, um schwanger zu werden, die schlechte Beziehung des ehemaligen Polizeipsychologen zu seinen Eltern usw.
Ich brach das Buch auf Seite 240 ab, weil es mir schlicht zu langweilig war. Von einem guten Krimi erwarte ich einen sich langsam aufbauenden Spannungsbogen, der zum Ende hin in einen Showdown führt, mit dem ich nicht gerechnet habe.
Dieser Spannungsbogen fehlt mir hier gänzlich.
Der Schreibstil ist zwar klar, jedoch unnötig langatmig und ich hatte den Eindruck, dass die Autoren ein Problem hatten, auf den Punkt zu kommen und nachdem ich das Buch abgebrochen habe, werde ich mir den Film ganz sicher auch nicht antun.
Mein Fazit:
Mag für Fans von Skandinavienkrimis schön und gut sein, für mich war es nicht mal nett. Eigentlich schade, ich hätte mich gerne davon überzeugen lassen, dass es auch gute Krimis aus dieser Region gibt. Allerdings werde ich wohl nicht in deren Genuss kommen, da ich mich nach diesem Versuch nach unzähligen vorangegangenen, wahrscheinlich nicht mehr dazu hinreissen lassen werde, es mit einem weiteren Skandinavienkrimi zu versuchen.
Montag, 10. Oktober 2011
Der Augenjäger - Sebastian Fitzek
432 Seiten
Droemer
ISBN: 978-3-426-19881-0
Erschienen am 27. September 2011
Klappentext:
Dr. Suker ist einer der besten Augenchirurgen der Welt. Und Psychopath. Tagsüber führt er die kompliziertesten Operationen am menschlichen Auge durch. Nachts widmet er sich besonderen Patientinnen: Frauen, denen er im wahrsten Sinne des Wortes die Augen öffnet. Denn bevor er sie vergewaltigt, entfernt er ihnen sorgfältig die Augenlider.
Bisher haben alle Opfer kurz danach Selbstmord begangen.Aus Mangel an Zeugen und Beweisen bittet die Polizei Alina Gregoriev um Mithilfe. Die blinde Physiotherapeutin, die seit dem Fall des Augensammlers als Medium gilt, soll Hinweise auf Sukers nächste „Patientin“ geben. Zögernd lässt sich Alina darauf ein - und wird von dieser Sekunde an in einen Strudel aus Wahn und Gewalt gerissen ...
Mein Umriss:
Nach der Ermordung seiner Frau und der Entführung seines Sohnes sinnt Alexander Zorbach weiterhin nach der Lösung des Falles des Augensammlers und seiner persönlichen Rache an ihm. Das Blatt wendet sich jedoch nun erstmal gegen ihn und kostet ihn fast das Leben.
Alina Gregoriev, die ihm bei der Klärung des Falles über den Augensammler hilfreich zur Seite stand, soll nun Licht in das Dunkel im Fall des Augenjägers bringen.
Dieser soll der Augenarzt und –chirurg Zarin Suker sein. Die Behörden kommen jedoch ohne Alinas Hilfe nicht weiter. Nach anfänglichem Zögern erklärt sie sich bereit zu helfen, dann überschlagen sich die Ereignisse.
Mein Eindruck:
Perfekter Nachschlag zum Augensammler. Sebastian Fitzek verspricht in seiner Einleitung zum Augenjäger nicht zu viel. Von Anfang an lässt er die Spannung stetig ansteigen, bis er in einem großartigen Showdown ein wahres Feuerwerk an Nervenkitzel und Verwunderung abbrennt. Verwunderung, weil man sich beim Lesen so intensiv auf die unterschiedlichen Charaktere einstellt, dass man sich am Ende über einiges wundert.
Fitzek schreibt zwar in mehreren Handlungssträngen, die jedoch immer wieder zueinander führen, sodass keine Verwirrung aufkommen kann. Er versteht es wunderbar, den Leser am Geschehen zu halten zu ihn perfekt von seinen sonstigen Pflichten abzuhalten. Frauen vergessen den Haushalt, Männer schon mal, dass sie Hunger haben.
Mein Fazit:
Wer vom Augensammler begeistert war wird auch dieses Buch verschlingen und auch wer ihn nicht gelesen hat wird nicht enttäuscht sein. Ein super spannender Psychothriller, den man nicht aus der Hand legen mag.