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Dienstag, 28. Mai 2013

Die Stadt der träumenden Bücher - Walter Moers

464 Seiten
Piper
Erschienen 2007
ISBN 978-3492045490

Klappentext:

Walter Moers entführt uns in das Zauberreich der Literatur, wo Lesen ein letztes Abenteuer ist, wo einen Bücher nicht nur spannend unterhalten oder zum Lachen bringen, sondern auch in den Wahnsinn treiben oder sogar töten können. Nur wer bereit ist, für das Lesen derartige Risiken in Kauf zu nehmen, möge dem Autor folgen. Allen anderen wünschen wir ein gesundes, aber todlangweiliges Leben! Als der Pate des jungen Dichters Hildegunst von Mythenmetz stirbt, hinterlässt er seinem Schützling nur wenig mehr als ein Manuskript. Dieses aber ist so makellos, dass Mythenmetz sich gezwungen sieht, dem Geheimnis seiner Herkunft nachzugehen. Die Spur führt nach Buchhaim, der Stadt der Träumenden Bücher. Als der Held sie betritt, ist es, als würde er die Tür zu einer gigantischen Buchhandlung aufreißen. Er riecht den Anflug von Säure, der an den Duft von Zitronenbäumen erinnert, das anregende Aroma von altem Leder und das scharfe, intelligente Parfüm von Druckerschwärze. Einmal in den Klauen dieser buchverrückten Stadt, wird Mythenmetz immer tiefer hineingesogen in ihre labyrinthische Welt, in der Lesen noch eine wirkliche Gefahr ist, in der rücksichtslose Bücherjäger nach bibliophilen Schätzen gieren, Buchlinge ihren Schabernack treiben und der mysteriöse Schattenkönig herrscht.

Mein Umriss:

Hildegunst von Mythenmetz ist eine Großechse und lebt auf der uneinnehmbaren Lindwurmfeste, wo alle davon träumen, große Schriftsteller zu werden. Als Hildegunsts Dichtpate Danzelot von Silbendrechsler stirbt, hinterlässt er seinem Zögling ein 10 Seiten starkes Manuskript eines unbekannten Autoren. Dieses Manuskript löst bei Hildegunst die heftigsten Emotionen aus und führt ihn nach Buchhain, wo Buchgelehrte leben, die Licht ins Dunkel bringen sollen.
Buchhain die Stadt der träumenden Bücher ist voller Antiquariate, die Bücher führen, von denen Hildegunst sich niemals eine Vorstellung machte. Es sind Stotterbücher, wahre Dichtkunst, große Literatur darunter, sowie auch Bücher, die verletzen und sogar töten können. Das erfährt Hildegunst, nach einer Attacke eines Buchgelehrten, der helfen sollte, anhand des Manuskripts herauszufinden, wer der Autor desselben ist.
Als Hildegunst bemerkt, dass ihn der Gelehrte in eine Falle lockte, war es bereits zu spät. Tief in den Katakomben der Stadt überlebt er knapp ein Attentat eines bösen Buches und gerät immer tiefer in die Höhlen unter der Stadt. Er trifft auf eine Spinxxxe, die ihm nach dem Leben trachtet und wird von den einäugigen Buchlingen gerettet….

Mein Eindruck:

Walter Moers bedient sich ellenlanger Sätze, vollgepackt mit Wortspielereien, die im Laufe des Buches eher störend wirken. So stieg ich recht gespannt in die Welt Zamoniens und die Stadt der träumenden Bücher ein und freute mich auf Abenteuer, die nicht alltäglich sind. Leider wurden meine Erwartungen so gar nicht erfüllt. Viel eher ergeht sich Moers in langatmigen Aneinanderreihungen von Begebenheiten, die für die eigentliche Geschichte nicht wichtig sind und diese daher in nervtötende und anstrengende Langeweile abdriften lassen. Als Erfinder von Wortkreationen und Geschehnissen mag Moers wohl erfolgreich sein, auch seine Fantasie ist überdurchschnittlich. Dies alles zusammen mag interessant und unterhaltend sein, wenn er sich nicht immer wieder durch seine Detailverliebtheit dazu hinreissen ließe, zu umfangreich auf unwichtige Nebensächlichkeiten einzugehen.
Ich habe mich durch die wirklich ansprechende Optik des Buches dazu hinreissen lassen, es zu lesen. Stellte jedoch nach 2/3 fest, dass es mich immer mehr langweilt und brach es ab.
Kurz, weniger wäre mehr gewesen. Die eigentliche Geschichte auf 200 Seiten gekürzt mit weniger Worklaubereien und Schachtelsätzen, dafür mit einem rasanteren Spannungsaufbau hätte mich fesseln können. So werde ich es mir allerdings verkneifen, den in meinem Regal befindlichen zweiten Teil „Das Labyrinth der träumenden Bücher“ je zum Zwecke des Lesens zur Hand zu nehmen.

Mein Fazit:

Nicht zwischen allen schön gestalteten Buchdeckeln muss sich ein ebenso schönes Buch befinden.

Mittwoch, 22. Mai 2013

Open - Andre Agassi

608 Seiten 
Biografie
Droemer
Erschienen 2009
ISBN 978-342627491

Klappentext:

Sein Vater hatte ihn zum Tennis getrieben, und das Wunderkind aus der Einwandererfamilie wurde der rebellische Superstar auf dem Centre Court. »Ich hasse Tennis«, gestand Andre Agassi, als er auf der Weltrangliste ganz oben stand – und abstürzte. Sein spektakuläres Comeback und seine Liebe zu Steffi Graf machten ihn zu der großen Persönlichkeit, die er heute ist. Er fördert die Schulbildung benachteiligter Kinder und kann ihnen das zurückgeben, was sein Triumph ihn selbst gekostet hat. »Open erscheint weniger als ein Buch über den Tennissport und einen seiner erfolgreichsten Vertreter, sondern vielmehr wie ein Roman einer versuchten Selbstverwirklichung, die viele Jahre zum Scheitern verurteilt war.« Thomas Klemm, FAZ

Mein Umriss:

Schon früh wurde Andre Agassi von seinem Vater regelrecht gedrillt, um irgendwann im Profitennis ganz oben zu stehen. Was sein Vater als Boxer nicht erreichte, sollte sein Sohn verwirklichen. Andre mußte Bälle schlagen als andere Kinder seines Alters auf dem Fußballplatz tobten oder die Schule besuchten. Tennis war der Olymp, den er für seinen Vater besteigen sollte. Als sein Vater mit seinen Fähigkeiten als Trainer an seine Grenzen stieß, übergab er seinen Sohn an Nick Bolitieri und dessen Tennisakademie, über die er im TV eine Reportage sah. Hier rebellierte Andre zum erstenmal und fand im laufe der Zeit Gefallen daran. Begonnen mit einem Irokesen-Haarschnitt über an der Schule verbotene Ohrringe versuchte der Jugendliche Agassi immer wieder die Erwachsenen zu schockieren.
Als er dann seine ersten Turniere bestritt, fiel er durch sein unkonvetionelles Auftreten auf. Er verweigerte die strenge, weiße Kleidung und bestritt die US Open in einer Jeansshort. Er trug sein Haar lang und gefärbt und als es sich schon früh lichtete, trug er eben Toupet. Als ihn seine erste Freundin verließ, lernte er bald darauf Brooke Shields kennen und lieben.
Shields wollte eine Figur und Beine wie Steffi Graf haben und Agassi hatte schon früh ein Auge auf die deutsche Ausnahmespielerin geworfen. Da diese ihm jedoch einen Korb gab, als er sie zum erstenmal um ein Treffen bat, hatte er die Hoffnung auf ein Happy end mit ihr ad acta gelegt. Die Beziehung und die Ehe zwischen Agassi und Shields stand von Anfang an unter keinem guten Stern, denn sie zeigte zu wenig Interesse an seinem Beruf. Es war ihr einfach egal, ob er gewann oder verlor.
Lange Zeit war es ihm egal, an welcher Stelle in der Weltrangliste er stand. Sein einziges Ziel war es, die French Open zu gewinnen und darauf arbeitete er hin. Als er auf Platz eins stand, merkte er, wie unwichtig das für ihn war. Er wollte nie Tennisspieler werden, erhaßte seinen Sport sogar, aber nach seinen eigenen Worten mußte er ja spielen, weil er nach Abbruch der Schule nichts anderes konnte. Also reiste er von Turnier zu Turnier, in der Hoffnung, den Wünschen seines Vaters gerecht zu werden.
Irgendwann war es sein größtes Ziel, endlich Steffi Graf persönlich kennen zu lernen und sich mit ihr privat zu treffen. Dazu mussten er und seine Betreuer tricksen und als es endlich soweit war, schwebte er auf Wolke sieben. Zwar war er damit noch lange nicht am Ziel, aber diesem doch einen Schritt weiter entgegen getreten.
Von Brooke Shields ließ er sich scheiden. Mit Steffi Graf lebte er schon einige Zeit zusammen, als sie schwanger wurde und ihn endlich heiratete. Sie stand die letzten Jahre seiner Tenniskarriere voll hinter ihm. Egal ob er verlor oder gewann, sie stärkte ihm den Rücken und setzte ihn nie unter Druck….

Mein Eindruck:

Andre Agassi erzählt in seiner Biografie über seine Kindheit, die vom Drill durch seinen Vater geprägt war ebenso über sein angeborenes Rückenleiden, das ihn normal daran hindern sollte, seinen Sport auszuüben. Nach seinem Schulabbruch nach neun Jahren blieb ihm jedoch nichts anderes übrig, als die Sportlerlaufbahn einzuschlagen. Obwohl er Tennis immer haßte und von seinem Vater dazu gezwungen wurde, lässt er mit keinem Wort Vorwürfe gegen seinen Vater verlauten. Er erklärt die Trainingsverhältnisse auf dem Grundstück seiner Eltern so bildlich, dass man den Eindruck hat, selbst schon dort gewesen zu sein.
Seine Liebe zu seiner ersten Freundin, danach zu Brooke Shields und letztendlich zu Stefanie Graf erzählt er mit so viel Gefühl und Intensität, wie es nur ein Mann kann, der wirklich und uneingeschränkt liebt. Den Aufenthalt in der Nick Bolitieri Tennisschule bezeichnet er als Zeit seiner Rebellion und zu seinen späteren Trainern und Betreuern baute er eine Freundschaft auf, die auch nach Beendigung seiner Tennislaufbahn weiter aufrecht erhalten bleibt.
Eine durchwegs glaubwürdige Lebensgeschichte eines großen Sportlers, der nicht nur in der obersten Riege mitspielte, sondern auch Abstürze erlebte, durch die er aber immer wieder mit neuen Zielen und Plänen hervorging.

Mein Fazit:

Eine Biografie die einen bleibenden Eindruck hinterläßt

Donnerstag, 16. Mai 2013

Das Leben das uns bleibt - Susan Beth Pfeffer

272 Seiten
Carlsen Verlag GmbH
Erschienen im August 2012
ISBN 978-3551582751

Klappentext:

Wie das Leben vor der Katastrophe war, daran kann sich Miranda kaum noch erinnern. Eine vollständige Familie, genug zu essen, eine funktionierende Heizung - es scheint ewig her zu sein. Fast alle ihre Freunde und Verwandten haben den Ort verlassen oder sind gestorben. Nur wenn es ums Essen geht, sitzen plötzlich viel zu viele Leute am Tisch. Die Rationen sind winzig, nie ist genug da. Doch eines Tages steht Mirandas Vater vor der Tür. Mit seiner Freundin und einem Baby. Und einem Jungen, den Miranda noch nie gesehen hat. Plötzlich ist die Hoffnung zurück.

Mein Umriss:

Ein Jahr nach der Katastrophe hat sich für Miranda, ihre Brüder und ihre Mutter nicht viel geändert. Der Hunger ist immer noch allgegenwärtig, ebenso wie die Angst, plötzlich keine Lebensmittel mehr zu bekommen. Es ist jedoch wärmer geworden. So warm sogar, dass es regnet. Auch der Strom steht ihnen wieder stundenweise zur Verfügung. Es ist zwar mühsam, mit allen zur Verfügung stehenden Behältern das von der Asche graue Regenwasser aufzufangen, aber die Familie kommt sich trotzdem vor wie im Paradies, als sie ihre Wäsche endlich wieder in der Waschmaschine waschen, die Spülmaschine anwerfen und das Haus gründlich putzen können. Nach wie vor erhalten sie pro Familienmitglied und Woche eine Lebensmitteltüte von der Stadtverwaltung zugeteilt. Auch wenn es nie reicht um richtig satt zu werden, so müssen sie doch nicht verhungern.
Als es an der Tür klopft, hat die Familie erstmal ein schlechtes Gefühl, als sie draussen jedoch Lisa hören, war die Freude riesengroß, denn sie hatten Lisa und den Familienvater vor einem Jahr zuletzt gesehen, als sich diese auf den Weg machten, um Lisas Angehörige zu suchen. Nun ist die Familie zwar wieder vereint, aber zusätzlich mit einem Freund und einem Jungen und dessen Schwester. Zehn Leute satt zu bekommen, stellt sich nun als größtes Problem dar. Auch die Unterbringung in Wintergarten und Esszimmer ist alles andere als einfach. Zuerst sieht es danach aus, als wäre alles irgendwie zu regeln, wären da nicht diverse Differenzen der einzelnen Gruppenmitglieder….

Mein Eindruck:

Etwas irritiert blieb ich nach dem zweiten Band der Trilogie zurück, weil dort Miranda und ihre Familie mit keinem Wort erwähnt wurde. Im dritten Band jedoch führt Susan Beth Pfeffer alle zusammen. Mirandas Vater und dessen zweite Frau treffen unterwegs auf Alex und Julie, die auf der Suche nach einem Kloster waren und die sich Hal und Lisa anschließen. Somit fügt sich alles zu einer Einheit zusammen. Pfeffer bezieht sich hier auf die Zeit zwischen dem 25.04. und dem 13.07. ein Jahr nach dem Meteoriteneinschlag auf dem Mond, der katastrophale Folgen für die Erde und die Menschheit hatte. Sie zeigt den Kampf der Überlebenden gegen Hunger und Kälte und lässt die Erinnerungen der Menschen an bessere Zeiten auch nicht ausser acht. Anhand Mirandas zeigt sie die Anspruchshaltung vor der Katastrophe und die entstandene Bescheidenheit, die diese im Laufe eines Jahres entwickelt hat als Beispiel für alle Betroffenen. Auch diesen Band verfasste die Autorin im Tagebuchstil, der sehr gut und flüssig zu lesen ist. Schnell ist man wieder im Geschehen und lebt mit den Protagonisten. Zumal die wissenschaftliche Recherche in Bezug auf eine solche Katastrophe hervorragend durchgeführt wurde.

Mein Fazit:

Ein rundum gelungenes Endzeitdrama geschrieben für Jugendliche, das auch Erwachsene in seinen Bann zu ziehen vermag.

Dienstag, 14. Mai 2013

Die Verlorenen von New York - Susan Beth Pfeffer

352 Seiten
Carlsen Verlag GmbH
Erschienen im April 2011
ISBN 978-3551582195

Klappentext:

Ob es jemals wieder so wird wie früher? Täglich stellt sich Alex diese Frage. Denn seit der Mond aus seiner Umlaufbahn verschoben wurde, geht es im New Yorker Alltag ums nackte Überleben. In den Fenstern der Hochhäuser brennt kein Licht mehr; kaputte Autos verstopfen die Kreuzungen; Plünderer ziehen durch die Straßen auf der Suche nach den letzten Lebensmitteln. New York ist eine Insel der Armen geworden - wer konnte, hat die Stadt längst verlassen. Verzweifelt kümmert sich Alex um seine Schwestern Briana und Julie. Doch eine Frage wagt er nicht zu stellen: Was, wenn ihre Eltern nicht nur vermisst sind, sondern Schlimmeres passiert ist?

Mein Umriss:

New York, der 18. Mai.
Als ein Meteorit auf dem Mond einschlägt und ihn näher an die Erde schiebt, ändert sich das Leben der Menschen auf der Erde. Ebbe und Flut verstärken sich, es entstehen Zunamis in ungeahntem Ausmaß, die Millionen von Menschen auf Inseln und Küsten in den Tod reissen. Vulkane brechen aus und deren verheerende Aschewolken verdunkeln die Erde.
Alex lebt mit seinen Eltern und Geschwistern in New York. Als der Meteorit auf dem Mond einschlägt wird ihm schnell bewusst, dass sich ihr Leben drastisch ändern wird. Nur dass es so schlimm kommen würde, hätte er niemals gedacht. Teile New Yorks sind überflutet, es zählt nur noch der Gedanke daran, wie sie an Essen kommen. In den ersten Monaten bieten die Schulen noch eine Speisung zu Mittag, sodass Alex und seine Geschwister Brianna und Julie einigermaßen mit den in der Wohnung vorhandenen Vorräten über die Runden kommen.
Der Vater reiste zur Beerdigung der Großmutter und schnell wird klar, dass er auf der Insel nicht überlebt haben kann. Die Mutter wurde in der Einschlagsnacht zum Dienst im Krankenhaus gerufen und kehrte nicht zurück. Die Vermutung liegt nahe, dass sie bei der Überflutung der U-Bahnschächte wie Tausende andere ertrunken ist. Für Alex zählt nunmehr nur das Überleben seiner beiden Schwestern.
Für Brianna ergibt sich eine Unterkunft in einem Kloster auf dem Land, somit muss er sich nur noch um Julie kümmern, die ihm hilft, wo sie nur kann.
Immer mehr Mitschüler verschwinden aus der Stadt, nur die Morales-Kinder bleiben. Sie wollen die Hoffnung auf die Rückkehr von großem Bruder, Vater und Mutter nicht aufgeben. Auch dann nicht, als sich die Erde verdunkelt und im September der Winter mit ungeheuerer Wucht auf New York trifft….

Mein Eindruck:

Eigentlich erwartete ich mir mit diesem Buch die Fortsetzung des ersten Buches, in dem es um Miranda und deren Familie und die Ereignisse des Meteoriteneinschlages auf dem Mond ging. Hier jedoch schreibt Susan Beth Pfeffer über die Ereignisse in New York in den Monaten nach der Naturkatastrophe und wie sich die Familie Morales mit allen Kräften über Wasser hält. Dieses Buch umfasst die Geschehnisse vom 18. Mai bis zum 29. Dezember nicht weniger dramatisch wie im ersten Buch. Pfeffer beschreibt die Auswirkungen durch die Laufbahnverschiebung des Mondes realistisch nachvollziehbar, ohne den Blick auf die Menschen zu verlieren und wie diese ihr Leben nach so einer Katastrophe zu fristen versuchen. Wissenschaftlich sehr gut recherchiert, sind die Vorgänge logisch nachvollziehbar, auch wenn sich bestimmt keiner vorstellen mag, dass so was tatsächlich passieren könnte.
Leicht verständlich und nie langweilig geschrieben, zieht auch dieser Band der Trilogie den Leser schnell in seinen Bann.

Mein Fazit:

Ein Jugendbuch, das nicht nur für Jugendliche eine fesselnde Lektüre ist.


Mittwoch, 8. Mai 2013

Die Zeit, die Zeit - Martin Suter

296 Seiten
Diogenes
Erschienen am 28. August 2012
ISBN 978-3257068306

Klappentext:

Ist es verrückt, wenn einer glaubt, die Zeit lasse sich "zurückdrehen"? Es ist verrückt, denkt Peter Taler anfangs, als er das Vorhaben des alten Knupp begreift, der ihm gegenüber wohnt. Denn der möchte etwas denkbar Unmögliches möglich machen.

Mein Umriss:

Als seine Frau Laura direkt vor der Haustüre einem Mord zum Opfer fällt, bleibt die Zeit für Peter Taler scheinbar stehen. Erst macht er sich Selbstvorwürfe und redet sich ein, dass er eine Mitverantwortung am Tod seiner Frau trägt, weil er nicht sofort den Türöffner betätigte, als sie klingelte. Dann quält er sich durch die Tage, Wochen und Monate. Er schafft es nicht, sich aus dem Geschehen zu befreien und wiederholt das am Mordtag begonnene immer wieder. Er geht mit wenig Lust seiner Arbeit bei einem Bauunternehmen in der Buchhaltung nach, kommt abends nach hause, kocht immer das gleiche Gericht, deckt den Esstisch immer für zwei und stellt sich danach mit einer Flasche Bier ans Wohnzimmerfenster hinter die Gardine und schaut auf die Nachbarhäuser. Nach dem dritten Bier wechselt er zu Wein. Ebenso betritt er jeden Tag das Arbeitszimmer seiner Frau, fährt den Computer hoch, zündet eine Zigarette an und legt diese auf den Aschenbecher.
Plötzlich jedoch bemerkt er eine Veränderung, die ihn total gefangen nimmt.
Auf der Suche nach der nicht klar ersichtlichen Veränderung kommt er dahinter, dass sein Nachbar von gegenüber, der alte Knupp, dessen Frau am 11. Oktober 1991 verstarb, mit ähnlichen Ritualen seine Zeit verbringt.
Als er ein Buch über Zeitverweigerer, die Kerbelianer an seine Frau adressiert bei ihm eintrifft, gerät er nicht ganz unfreiwillig in deren Sog. Zumal der alte Knupp das Ziel verfolgt, den Todestag seiner Frau noch mal erleben zu wollen, da er in dem Glauben lebt, dass er somit der Zeit ein Schnippchen schlagen und ihren Tod verhindern zu können.
Die Frage, ob es die Zeit gibt und wenn nicht, warum Veränderungen entstehen und wie es so zur Illusion der Zeit kommt, stellen sich die Protagonisten immer wieder.
Taler stellt sich dem alten Knupp zur Verfügung und hilft ihm, den Todestag dessen Frau wieder herzustellen. Nicht zuletzt in der Hoffnung, den Mord an seiner eigenen Frau damit aufklären zu können.

Mein Eindruck:

Über die Zeit zu philosophieren mag auf den ersten Blick etwas müßig erscheinen Hier baute Martin Suter ein bisschen Philosophie über die Zeit an sich ein, was faszinierend wirkt, da wir ja alle in irgendeiner Weise von der Zeit abhängig sind. Diese irgendwie stoppen oder zurückdrehen zu wollen, stellt Suter in diesem Buch neben den beiden Todesfällen als oberste Priorität dar. Er stellt Peter Taler immer wieder vor Rätsel, die für Knupp nur logische Schlussfolgerungen sind. Es ist faszinierend, wie Suter die beiden Männer, die unterschiedlicher nicht sein können, zusammen führt und sie am gleichen Ziel arbeiten lässt. Dass beide unterschiedliche Motive und doch so ähnliche dafür haben, steht von Anfang an ausser Frage. Hat es zwar erst den Anschein, dass Taler uneigennützig dem alten Mann bei der Erfüllung seines größten Wunsches zu helfen, so zeigt er dem Leser doch immer wieder, wie stark Taler mit der Aufklärung des Mordes an seiner Frau beschäftigt ist. Wie der Mord letztendlich geklärt wird, ist absolut unvorhersehbar und eine riesige Überraschung.
Suter hat mich von Anfang an mit der Geschichte der beiden unterschiedlichen Männer gefangen genommen. Ich fieberte mit ihnen zusammen einem schier unerreichbaren Ziel entgegen und fand immer mehr Spaß an diesem ungewöhnlichen, leicht philosophisch angehauchtem Buch.

Mein Fazit:

Wecke Deine kindliche Neugierde, lass dich fallen und dieses Buch wird Dich begeistern

Samstag, 4. Mai 2013

Dein Totes Mädchen - Alex Berg



352 Seiten
Thriller
Knaur
Erschienen am 2. Mai 2013
ISBN 978-3426513453

Klappentext:

Caroline kann es immer noch nicht glauben, dass ihre Tochter Lianne tot ist. Ein tödlicher Verkehrsunfall hat die 26-Jährige aus dem Leben gerissen. Tage später stirbt auch der schuldige Autofahrer. Zerrissen von Trauer und Wut, flieht Caroline aus Hamburg in die Einsamkeit der schwedischen Wälder. Als sie das Haus ihrer Familie am See erreicht, wird sie von Erinnerungen überwältigt. Achtundzwanzig Jahre liegt ihr letzter Besuch zurück, doch es ist, als wäre sie nie fort gewesen. Und schnell wird klar, dass Caroline Schuldgefühle plagen, die über die Trauer weit hinausgehen. Umgeben von der tiefen Ruhe der schneebedeckten Wälder, entzieht sie sich immer mehr der Realität. Bis Kriminalkommissar Ulf Svensson, auftaucht, mit einem entsetzlichen Verdacht …

Mein Umriss:

Caroline, die in Hamburg ihre 27jährige Tochter durch einen tragischen Verkehrsunfall verloren hat, flieht nach 28 Jahren vor der Gegenwart in ihr Elternhaus nach Härjedalen in Schweden. Sie erwartet sich dort das, was sie nirgendwo anders zu finden glaubt. Ruhe und Frieden, um mit sich und ihrem Schicksal ins Reine zu kommen.
Vor 28 Jahren verließ sie fluchtartig Schweden und ihren damaligen Freund Ulf, den sie eigentlich heiraten wollte. Sie irrte um die Welt, wurde mit ihrer Tochter Lianne aber an keinem Ort so richtig sesshaft. Daran wird sie durch den Verlust ihrer Tochter schmerzlich erinnert. Nun landet sie wieder in dem Ort, der der Ausgangspunkt ihrer ruhelosen Reise war und die sie nie wieder zurück führen sollte. Das Schicksal spielt aber nicht so, wie Caroline es sich vorgestellt hatte.
Auf ihrer Fahrt nach Härjedalen wird sie von einer Radarkamera erfasst und geblitzt und durch eine Fehlleitung landete ihr Foto auf Ulfs Schreibtisch. Der erkennt sofort die Liebe seines Lebens wieder und beschließt ihr nachzureisen, um mit ihr zu sprechen und spielt sogar mit dem Gedanken, das Leben gemeinsam mit ihr weiter zu führen.
Als Caroline ankommt, wird sie von vielen sofort erkannt, auch von ihrer ehemals besten Freundin Maybrit, Ulfs Schwester. Diese zeigt sich jedoch sehr distanziert Caroline gegenüber. Nur Björn, der sowohl etwas für Maybrit und Caroline empfindet, nimmt sie mit offenen Armen auf und versucht ihr dabei zu helfen, in ihrem ehemaligen Elternhaus mit ihrem Hund wieder heimisch zu werden.
In Härjedalen angekommen, erhält Ulf eine weitere Nachricht. Diese wurde ihm gezielt durch seinen Kollegen Hakan weitergeleitet, der nicht genau weiß, warum Ulf so plötzlich in den Norden reiste. Diese Nachricht schockiert Ulf, zumal sie Caroline betrifft und damit auch seine Zukunftspläne.
Als Caroline und Ulf dann scheinbar zufällig aufeinandertreffen und sie in Carolines Haus durch einen Sturm festgehalten werden, spitzt sich die Lage dramatisch zu.

Mein Eindruck:

Mein Totes Mädchen, teilweise als Thriller und teilweise als Drama angekündigt, lässt sich schwer in ein bestimmtes Genre einordnen. Die Geschichte enthält von allem etwas. Vor allem sehr viel über das mächtige Gefühl der Liebe zweier Menschen, die auseinandergerissen nach fast 30 Jahren wieder zusammen treffen. Alex Berg zeigt in diesem Buch eine Flexibilität, wie ich sie noch nie erlebt habe. Sie springt vom Drama über die große Liebe zu Auswirkungen der Naturgewalten bis hin zur Gewalt zwischen zwei Menschen und immer wieder zum Pflichtgefühl zweier Polizisten. Schnell ist man im Geschehen und bleibt darin gefangen. Die Personen sind so gefühlvoll und intensiv beschrieben, dass man glauben mag, sie persönlich zu kennen. Man lebt und leidet mit ihnen.
Gerade die Tage in denen der Sturm um das einsame Haus fegt, stellt Berg so realistisch dar, dass man meint, selber mitten drin zu sein. Man spürt die Kälte es Windes, sieht das Glitzern des Schnees und spürt die Wärme des Kamins, als der Strom ausfällt. Ebenso ergreift einen die Angst um die Menschen, die eingeschneit ohne Strom und Telefon auf Wetterbesserung hoffen.
Ein Ende das so nicht von vornherein vorhersehbar ist, rundet das Buch perfekt ab. Insbesondere ab dem Punkt, als bekannt wird, warum Caroline ihre Heimat und ihren zukünftigen Ehemann damals fluchtartig verlassen hat und Ulf eine Entscheidung trifft, mit der nicht zu rechnen ist.

Mein Fazit:

Etwas Thriller, etwas Liebesdrama, etwas Kriminalroman. Die perfekte Mischung für ein entspanntes Lesewochenende.