296 Seiten
Diogenes
Erschienen am 28. August 2012
ISBN 978-3257068306
Klappentext:
Ist es verrückt, wenn einer glaubt, die Zeit
lasse sich "zurückdrehen"? Es ist verrückt, denkt Peter Taler
anfangs, als er das Vorhaben des alten Knupp begreift, der ihm gegenüber
wohnt. Denn der möchte etwas denkbar Unmögliches möglich machen.
Mein Umriss:
Als seine Frau Laura direkt vor der Haustüre
einem Mord zum Opfer fällt, bleibt die Zeit für Peter Taler scheinbar stehen.
Erst macht er sich Selbstvorwürfe und redet sich ein, dass er eine Mitverantwortung
am Tod seiner Frau trägt, weil er nicht sofort den Türöffner betätigte,
als sie klingelte. Dann quält er sich durch die Tage, Wochen und Monate.
Er schafft es nicht, sich aus dem Geschehen zu befreien und wiederholt
das am Mordtag begonnene immer wieder. Er geht mit wenig Lust seiner Arbeit
bei einem Bauunternehmen in der Buchhaltung nach, kommt abends nach hause,
kocht immer das gleiche Gericht, deckt den Esstisch immer für zwei und
stellt sich danach mit einer Flasche Bier ans Wohnzimmerfenster hinter
die Gardine und schaut auf die Nachbarhäuser. Nach dem dritten Bier wechselt
er zu Wein. Ebenso betritt er jeden Tag das Arbeitszimmer seiner Frau,
fährt den Computer hoch, zündet eine Zigarette an und legt diese auf den
Aschenbecher.
Plötzlich jedoch bemerkt er eine Veränderung,
die ihn total gefangen nimmt.
Auf der Suche nach der nicht klar ersichtlichen
Veränderung kommt er dahinter, dass sein Nachbar von gegenüber, der alte
Knupp, dessen Frau am 11. Oktober 1991 verstarb, mit ähnlichen Ritualen
seine Zeit verbringt.
Als er ein Buch über Zeitverweigerer, die
Kerbelianer an seine Frau adressiert bei ihm eintrifft, gerät er nicht
ganz unfreiwillig in deren Sog. Zumal der alte Knupp das Ziel verfolgt,
den Todestag seiner Frau noch mal erleben zu wollen, da er in dem Glauben
lebt, dass er somit der Zeit ein Schnippchen schlagen und ihren Tod verhindern
zu können.
Die Frage, ob es die Zeit gibt und wenn nicht,
warum Veränderungen entstehen und wie es so zur Illusion der Zeit kommt,
stellen sich die Protagonisten immer wieder.
Taler stellt sich dem alten Knupp zur Verfügung
und hilft ihm, den Todestag dessen Frau wieder herzustellen. Nicht zuletzt
in der Hoffnung, den Mord an seiner eigenen Frau damit aufklären zu können.
Mein Eindruck:
Über die Zeit zu philosophieren mag auf den
ersten Blick etwas müßig erscheinen Hier baute Martin Suter ein bisschen
Philosophie über die Zeit an sich ein, was faszinierend wirkt, da wir ja
alle in irgendeiner Weise von der Zeit abhängig sind. Diese irgendwie stoppen
oder zurückdrehen zu wollen, stellt Suter in diesem Buch neben den beiden
Todesfällen als oberste Priorität dar. Er stellt Peter Taler immer wieder
vor Rätsel, die für Knupp nur logische Schlussfolgerungen sind. Es ist
faszinierend, wie Suter die beiden Männer, die unterschiedlicher nicht
sein können, zusammen führt und sie am gleichen Ziel arbeiten lässt. Dass
beide unterschiedliche Motive und doch so ähnliche dafür haben, steht von
Anfang an ausser Frage. Hat es zwar erst den Anschein, dass Taler uneigennützig
dem alten Mann bei der Erfüllung seines größten Wunsches zu helfen, so
zeigt er dem Leser doch immer wieder, wie stark Taler mit der Aufklärung
des Mordes an seiner Frau beschäftigt ist. Wie der Mord letztendlich geklärt
wird, ist absolut unvorhersehbar und eine riesige Überraschung.
Suter hat mich von Anfang an mit der Geschichte
der beiden unterschiedlichen Männer gefangen genommen. Ich fieberte mit
ihnen zusammen einem schier unerreichbaren Ziel entgegen und fand immer
mehr Spaß an diesem ungewöhnlichen, leicht philosophisch angehauchtem Buch.
Mein Fazit:
Wecke Deine kindliche Neugierde, lass dich
fallen und dieses Buch wird Dich begeistern
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