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Mittwoch, 16. April 2014

Das Kind - Sebastian Fitzek

400 Seiten
Knaur
Erschienen am 10. März 2009
ISBN: 978-3426637937

Klappentext:

Mein Name ist Simon.
Ich bin zehn Jahre alt.
Ich bin ein Serienmörder.

Simon Sachs, ein todkranker zehnjähriger Junge, ist fest davon überzeugt, in einem früheren Leben ein Mörder gewesen zu sein. Und er kann es beweisen, indem er seinen Anwalt zu Fundstellen von Leichen führt – Menschen, die grausam ermordet wurden, exakt wie das Kind es zuvor beschrieben hat. Doch die Morde geschahen lange vor seiner Geburt…

Mein Umriss:

Simon Sachs ist zehn Jahre alt und schwer krank und braucht einen Anwalt. Einen guten Anwalt, denn er ist überzeugt, ein Serienmörder zu sein. Hierzu flieht er mit der Krankenschwester Carina in einem Krankenwagen aus dem Krankenhaus. Sie treffen sich mit Robert Stern, einem der erfolgreichsten Berliner Strafverteidiger auf einem stillgelegten Fabrikgelände. Hier erzählt ihm Simon von seiner Vergangenheit. Der Vergangenheit vor seiner Geburt, in der er gemordet hat. Davon ist er nach einer Rückführung jedenfalls überzeugt.
Als Stern sich den ersten Tatort ansieht, fällt ihm ein schrecklich zugerichteter Leichnam im wahrsten Sinne des Wortes in den Schoß. Das war Simons Beweis dafür, dass er seinen ersten Mord vor fünfzehn Jahren verübte. Nun geht die Suche weiter, denn dieser Tote war nicht das einzige Opfer in einer langen Reihe.
Langsam erhalten Stern und Carina immer tiefere Einblicke in eine Szene, die schrecklicher nicht sein könnte und bringen sich und Simon damit in höchste Lebensgefahr….

Mein Eindruck:

Mit diesem Buch hat Fitzek wieder einen Volltreffer gelandet. Die Protagonisten spartanisch beschrieben, geht er umso genauer auf die Handlung ein und peitscht den Leser von einer Spannungsspitze zur nächsten. Er tummelt sich mit seiner Fantasie in den für die meisten unvorstellbaren Verbrechen eines Pädophilenkreises und sorgt nicht nur für eine Überraschung. Keineswegs vorhersehbar führt er den Leser in Hochgeschwindigkeit auf die Jagd nach den Mitgliedern eines Verbrecherkreises, der so unsäglich verwoben ist, dass es fast unglaublich ist.
Seine Schreibweise ist wie immer leicht verständlich, aber keineswegs platt. Er versteht es, den Leser an Buch und Handlung zu fesseln, wie wenige andere Autoren, sowie den Spannungslevel schon am Anfang sehr hoch anzusetzen, ihn oben zu halten und immer wieder in Spitzen zu treiben, die immer wieder überraschen. Sehr gute Recherche betrieb er im medizinischen Bereich, ebenso im Bereich der Polizeiermittlungen, der Psychologie und Parapsychologie, deren Einzelheiten zu keinem Zeitpunkt übertrieben oder aufgesetzt wirken.
Seine Danksagungen am Ende des Buches sind ebenso humorig wie seine Lesungen, die er mit persönlichen Dingen spickt, sodass man mehr als einmal schmunzelt.
Das Cover zu diesem Buch ist perfekt gewählt. Geheimnisvoll und doch unheimlich.
Kurz: Wo Fitzek drauf steht ist Fitzek drin

Fazit:

Wer Spannung und schlaflose Nächte liebt, sollte dieses Buch nicht ungelesen im Buchladen stehen lassen

Freitag, 11. April 2014

Sechs Millionen Kekse im Jahr - Jessica Thom

220 Seiten
Verlag Hans Huber
Erschienen am 9. April 2014
ISBN 978-3456853680

Klappentext:

Jessica Thom hat das Tourette-Syndrom. Das bedeutet, dass sie Laute von sich gibt und Bewegungen macht, die sie nicht kontrollieren kann. Außerdem gehört sie zu den zehn Prozent der Tourette-Betroffenen, die unwillkürlich mit Schimpfwörtern und Obszönitäten herausplatzen. Sie sagt aber auch oft „Keks“, nämlich 16 Mal pro Minute – das macht sechs Millionen Mal pro Jahr!
Und dann sind da noch ihre mitunter lebensgefährlichen Arm- und Beintics.

Mit Tourette zu leben, kann sehr schwierig sein, nicht zuletzt deshalb, weil die Betroffenen oft auf Unverständnis und feindselige Reaktionen stoßen. Es kann aber auch inspirierend und ausgesprochen lustig sein. Jess gibt uns in ihrem Buch Einblick in ein Jahr ihres Lebens als Touretteshero und beleuchtet darin das ganze Spektrum ihrer Erfahrungen. Wir lernen ihr großartiges Unterstützerteam kennen – Fat Sister, Leftwing Idiot und King Russell – und begegnen zahlreichen Fremden, deren unberechenbare Reaktionen ermutigend, aber auch ungeheuer verletzend sein können.

Willkommen im Keksland!

Mein Eindruck:

Jessica Thom zeigt Monat für Monat innerhalb eines Jahres ihr Leben als Tourette-Betroffene. Sie erzählt über ihre Tagesabläufe, immer wieder sich ändernde Verbale Tics, die in ganze Gedichte ausarten. Diese Gedichte beinhalten teilweise obszöne Inhalte und beziehen auch prominente des aktuellen Zeitgeschehens mit ein. Sie stellt ihr Leben in ihrer „Höhle“ vor und wie sie dort von ihren Helfern einen weitestgehend sicheren Ablauf gewährleistet bekommt. Am alltäglichen Leben im Beruf und unterwegs teilzunehmen ist ihr wichtig, auch wenn sie oft ausgelacht und angefeindet wird, so erfährt sie auch oft, dass Menschen interessiert auf sie zugehen und fragen, warum sie schreit, quiekt und sich unkontrolliert bis hin zu gefährlichen Stürzen bewegt. Wenn sie sich irgendwo vorstellt, dann stellt sie zugleich ihr Tourette-Syndrom mit vor, das sie ja nicht abstellen kann. Gerne gibt sie über diese neurologische Störung Auskunft und erntet meist Verständnis für ihre für gesunde Menschen unvorstellbare Erkrankung.
In übersichtlichen, kurz gehaltenen Kapiteln erzählt sie z.B. über die Hochzeit von Fat Sister und King Russell, auf der sie eine Rede halten sollte, über ein Essen mit ihrer Mutter, die Tourette als ständigen Begleiter ihrer Tochter akzeptiert hat, über ihre berufliche Arbeit in einer sozialen Einrichtung und vor allem über das vorbildliche Gesundheits- und Sozialsystem in Großbritannien, das Tourette-Betroffene vorbildlich behandelt, fördert und unterstützt.
Ein Buch, das mit viel Humor, Ironie, Wortwitz und auch Nachdenklichkeit von Jessica Thom verfaßt wurde und durch eine einzigarte Art sich auszudrücken, den Leser von der ersten bis zur letzten Seite nicht mehr los läßt.

Mein Fazit:

Ein Buch, derb, lustig, schockierend, poetisch, kekshaft, surreal und immer wieder aufs Neue überraschend

Mittwoch, 9. April 2014

Grausam - Vanessa Steel

384 Seiten
Arkana
Erschienen am 20. April 2009
 ISBN 978-3442338375

Klappentext:

Eine traumatische Kindheit und die heilende Kraft der Seele

Vanessa Steel wurde von Geburt an von ihrer Mutter grausam gequält. Sie wäre daran fast zugrunde gegangen, hätte sie nicht eines Tages ein Geheimnis entdeckt, das ihr letztlich das Leben gerettet hat. Dies ist ihre aufwühlende Geschichte – ganz und gar unglaublich, dennoch wahr und tröstlich.

Mein Umriss:

Vanessa Steel wurde 1950 geboren und erlebte eine unvorstellbar qualvolle Kindheit. Schon im Alter von zwei Jahren wurde sie von ihrer Mutter brutal verprügelt und mußte sogar mit ansehen, wie die Mutter versuchte, ihren Bruder mit einem Kissen zu ersticken.
Als ihr Bruder an Epilepsie erkrankt, war er gerettet. Dafür überlegte sich die Mutter tagtäglich neue Grausamkeiten, um die kleine Vanessa physisch und psychisch zu misshandeln. Auf Hilfe vom Vater hofft das Mädchen vergeblich, denn er ist nur am Wochenende zuhause und glaubt ihr nichts von dem, was sie ihr über ihr Leid erzählt. Er will es nicht glauben, weil er sowas seiner Frau einfach nicht zutraut. Auch sexueller Missbrauch durch den Vater seiner Frau nimmt er nicht wahr. Erst als Vanessa sich ihrer Tante gegenüber öffnet, greift seine Mutter ein. Somit bleibt Vanessa zwar der brutale Missbrauch des Großvaters im weiteren Verlauf ihrer Kindheit erspart, aber sie ist weiterhin ihrer Mutter ausgeliefert……

Mein Eindruck:

Vanessa Steel erzählt über ihre Kindheit und Jugend als Adoptivtochter einer sadistischen Mutter, die sie bis aufs Blut quält und wie sehr sie darunter leidet, dass ihr der geliebte Vater nicht hilft, sondern die Mutter immer wieder in Schutz nimmt. Sie geht in ihren Erzählungen sehr tief in die Details, sodass man als Leser zwischen Wut und Trauer schwankt. Glaubhaft geht sie auf die Erscheinungen ein, die sie während ihrer Qualen und auch nachts hat. Es sind nach ihren Worten so etwas wie Geister, die sie schützen und ihr Ratschläge erteilen, wie sie ihr Leid zu ertragen lernt. Auch über Visionen, die sie Geschehnisse der Zukunft sehen lassen, hat das Mädchen immer wieder. Ihren Eltern ist das unheimlich, zumal sie auch den Mord an John F. Kennedy in einer Vision sieht , der kurz darauf wirklich geschieht. Steel hat eine starke, sehr ausführliche Ausdrucksweise und nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn sie über ihre Qualen und Verletzungen und die Ignoranz ihres Umfeldes schreibt.

Mein Fazit:

Die wahre Geschichte einer Jugend, die ans Herz geht und nichts für schwache Nerven ist

Montag, 7. April 2014

Sabine Sinjen Schauspielerin - Aufzeichnungen aus meinem Leben mit Christiane Landgrebe

351 Seiten
Bertelsmann Club GmbH
Erschienen 1995

Klappentext:

Sabine Sinjen war der unumstrittene Liebling des Kino- und Fernsehpublikums. Doch der Starkult der frühen Jahre war ihr nicht Erfüllung:
Sie wurde zur großen Bühnenschauspielerin und Charakterdarstellerin, denn dem Theater galt ihre wahre Liebe. An der Seite berühmter Kollegen und Regisseure setzte sie mit ihrer Bühnenarbeit Maßstäbe.
Doch plötzlich befällt Sabine Sinjen eine heimtückische Krankheit, und binnen kurzem ändert sich ihr Leben und das ihrer Familie dramatisch.
Alles spricht gegen sie, aber Sabine Sinjen trotzt dem Schicksal, sie zeigt Mut und Lebenswillen, arbeitet auch weiterhin am Theater. Sie kämpft bis zum letzten Augenblick….

Mein Umriss:

Zum Ende ihres viel zu kurzen Lebens erzählt Sabine Sinjen aus ihrer Kindheit und Jugend, wie sie beim Theater landete und sogar nach Hollywood und Frankreich sollte. Sie fühlte sich jedoch nur auf der Bühne richtig zuhause und lehnte internationale Angebote ab. Sie wirkte zwar immer wieder in deutschen Filmen der Nachkriegszeit an der Seite von Romy Schneider, Heidi Brühl, Peter Kraus und vielen anderen mit, aber ihr Herz hat sie ans Theater und die Bühne verloren.
Sie startete ihre erfolgreiche Bühnenkarriere am Berliner Schillertheater und führte sie kontinuierlich auch an anderen Häusern weiter. Zwischendurch wirkte sie immer wieder in Fernsehproduktionen wie in der Fernsehserie „Der Kommissar“ mit und spielte auch da noch in Filmen mit den Großen der damaligen Zeit mit. Ihr Weg jedoch führte sie immer wieder zurück auf die Theaterbühnen.
Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere schlug das Schicksal gnadenlos zu. Sie erkrankte an Tränendrüsenkrebs. Diese Krankheit schien nach der ersten Operation besiegt zu sein, kehrte jedoch mit voller Macht nach längerer Zeit wieder zurück. Nachdem sie von 1963 bis 1984 mit dem Regisseur Peter Beauvais verheiratet war, lebte sie zu diesem Zeitpunkt in einer glücklichen Beziehung mit dem Regisseur Günther Huber, von dem sie ihren Sohn Simon hatte. Kurz vor ihrer zweiten und auch dramatischsten Operation, bei der sie ihr Auge und Teile ihrer Gesichtsknochen verlor, heiratete sie Günther Huber.
Dieser begleitete sie mit viel Optimismus durch ihre Krankheit und auch die weitere Karriere auf der Bühne, die sie weiter mit Hochdruck vorantrieb. Irgendwann jedoch wußte sie, dass die Krankheit stärker sein wird……

Mein Eindruck:

Sabine Sinjen erzählt sehr lebhaft von ihrer Kindheit in München und Hamburg, von ihrer Entdeckung und ihre Lehrer und Förderer. Sie läßt den Leser fast spüren, wie sie sich auf der Bühne und beim Film fühlte und mit wie viel Eifer sie arbeitete, um ihrem Traum als Theaterschauspielerin immer näher zu kommen.
Mit viel Gefühl erzählt sie über die ersten Erfahrungen mit Männern und ihre lange Beziehung zu dem viel älteren Peter Beauvais, dem sie auch nach der Scheidung in freundschaftlicher Liebe verbunden war. Sehr intensiv geht sie auf die Zeit nach der Krebsdiagnose ein und hier insbesondere darauf, wie sie gegen diese Krankheit kämpfte und trotzdem weiter auf der Bühne stand.
Auch ihr zweiter Mann Günther Huber kommt in diesem Buch zu Wort. Gegen Ende, als Sabine Sinjen ihren Kampf verlor, trug er einen sehr liebevollen Beitrag zum Leben dieser wunderbaren, seiner Frau bei.

Fazit:

Ein Buch über den Beginn einer wunderbaren Karriere und das schreckliche Ende einer großen Mimin, das ich uneingeschränkt empfehlen kann.

Mittwoch, 2. April 2014

Der weiße Neger vom Hasenbergl - Günther Kaufmann

304 Seiten
Diana Verlag
Erschienen am 10. Februar 2005
ISBN 978-3453265066

Klappentext:

Um seine Frau zu schützen, gesteht der Schauspieler Günther Kaufmann eine Mordtat, die er nicht begangen hat. 831 Tag sitzt er dafür im Gefängnis. Dann werden die mutmaßlichen Täter gefaßt. In seinem Buch erzählt er von seiner Kindheit in München als Sohn eines schwarzen Gis, wie er von Fassbinder zum Star gemacht wird und Jahrzehnte später die Tragödie seines Lebens erlebt.


Mein Umriss:

Günther Kaufmann wurde 1947 als Kind einer Münchnerin und einem Besatzungssoldaten geboren. Als der Mann seiner Mutter aus der Gefangenschaft zurück kehrte, nahm er den Jungen wie seinen eigenen an, ohne es ihn jemals spüren zu lassen, dass er nicht von ihm war. Kaufmann wuchs wohlbehütet auf und zog später mit seinen Eltern von Schwabing ins Hasenbergl. Er wollte unbedingt Trompeter werden, was ihm sein Vater aber nicht gestattete. Also erlernte er erst einen soliden Beruf, bevor er sich auf die Suche nach seiner Berufung machte. Aber erstmal stand die Pflicht an und zwar mußte er zur Bundeswehr. Sein Wunsch war als Zeitsoldat bei der Marine zu dienen, was ihm auch gelang. Dort machte er auch zum ersten mal Bekanntschaft mit homosexuellen Männern, die sich scheinbar zu ihm hingezogen fühlten. Es sollte nicht bei dem einen mal bleiben, dass er sich Annäherungsversuchen erwehren mußte. 1969 entdeckte ihn Rainer Werner Fassbinder, für den er immer wieder Nebenrollen besetzen durfte. Nun war er seinem gefaßten Ziel Schauspieler zu werden schon ganz nahe. Seine wilde Anfangszeit als Schauspieler wurde von Frauengeschichten, Saufgelagen und zwei zerbrochenen Ehen begleitet.
Als er dann seine dritte Frau Sandra kennenlernte, meinte er das große Glück endlich gefunden zu haben. Die ersten Jahre war dieses auch nahezu ungetrübt. Er leistete sich ein Anwesen in der Algarve und konnte sich weiterhin über zahlreiche Rollen in den Fassbinder-Filmen freuen. Es schien, als lebten er und Sandra auf der Sonnenseite des Lebens. Bis sie an Krebs erkrankte. Schnell waren die Ersparnisse aufgebraucht und ihm blieb nichts anderes übrig, als das Anwesen in Portugal zu verkaufen. Da machte ihm Sandra den Vorschlag, das für ihn in die Hand zu nehmen. Schnell war das gesamte Geld aufgebraucht und sie brauchten einen Geldgeber. Den fanden sie im Steuerberater Hartmut Hagen, den Sandra im Laufe der Zeit um ein stattliches Vermögen brachte. Als Hagen dann einem Mord zum Opfer fiel, gerät Kaufmann in dringenden Tatverdacht und beschließt als ohnehin Verdächtiger alles auf sich zu nehmen, um seine Frau zu schützen. Für sie ging er ins Gefängnis, wo ihm nach langer Zeit die Augen geöffnet wurden…..

Mein Eindruck:

Günther Kaufmann erzählt in dieser Biografie aus seiner Kindheit als Besatzungskind, die Hänseleien der Mitschüler, die sich über seine dunkle Hautfarbe lustig machten. Seine für ihn verwunderliche Entdeckung und die spätere Karriere als Schauspieler stellt er als wahrgewordenen Traum dar. Ebenso wie sein schlafwandlerisches Vertrauen in seine dritte Frau, die ihn nach Strich und Faden belog und betrog  und nicht einmal kurz vor ihrem Tod die Wahrheit sagte, weshalb er damit rechnen mußte, die 15 Jahre Gefängnis für eine nie von ihm durchgeführte Tat verbüßen zu müssen. Den Schmerz den er beschreibt, als sich sein Sohn von ihm abwandte spürt man als Leser fast körperlich.
Dieses Gefühlschaos das Günther Kaufmann durch seine Erzählung heraufbeschwört, kommt mit Sicherheit dadurch zustande, dass Kaufmann schrieb, wie ihm der Schnabel gewachsen war.
Hätte ihn seine Tochter nicht immer wieder dazu angehalten, wäre diese Biografie wohl nie zustande gekommen.

Mein Fazit:

Die aufregende Lebensbeichte eines Mannes, der immer wieder auf die Füße fiel, egal wie tief der Fall war

Samstag, 29. März 2014

Die chinesische Sängerin - Jamie Ford

368 Seiten
Bloomsbury Berlin
Erscheint am 31.09.2014
ISBN 978-3827011848
Erscheinungsdatum: 31.03.2014

Klappentext:

Seit dem Tag, an dem der leblose Körper seiner Mutter aus dem Haus getragen wurde, lebt William Eng im Waisenhaus. Als er im Kino die schöne Sängerin Willow Frost sieht, ist er überwältigt. Täuschend ähnlich sieht sie seiner Mutter. Entschlossen, den fernen Filmstar aufzuspüren, läuft er fort, schlägt sich auf den Straßen Seattles durch, sucht sie in Theatern und Lichtspielhäusern. Er muss Willow Frost finden. Er muss beweisen, dass sie seine Mutter ist, und endlich erfahren, was damals passierte.
Vor dem Hintergrund der Großen Depression im Seattle der dreißiger Jahre hat Jamie Ford einen berührenden Roman über einen Jungen geschrieben, der nicht aufhört, an die Liebe seiner Mutter zu glauben, der alles wagt, um sie wiederzufinden.

Mein Umriss:

Willam Eng lebt im Waisenhaus. Aus rationellen Gründen wird dort nicht jeder Geburtstag der Kinder gefeiert, sondern alle zusammen an einem einzigen Tag. An diesem Tag dürfen die Jungs auch eine einzige Frage stellen. Die Frage nach ihren Eltern. Selten jedoch erfahren sie die Wahrheit von den Nonnen, die das Sacred-Heart-Waisenhaus mit strenger Hand führen. Auch William will etwas über seine Herkunft erfahren, bekommt jedoch nur eine ausweichende Antwort. Wie an jedem Geburtstag bekommen die Jungen ein paar Cent in die Hand gedrückt und machen einen Ausflug nach Seattle.
Dort entdeckt William ein Plakat über den Auftritt einer Sängerin und ist von da an der festen Überzeugung, dass diese Sängerin seine Mutter ist.
Er flieht ein paar Tage später mit der blinden Waise Charlotte, um sich auf die Suche zu machen. Auf die Suche nach seiner Mutter, seiner Vergangenheit und seiner Geschichte. Allerdings werden die beiden Kinder aufgegriffen und wieder zurück ins Waisenhaus gebracht. Aber nicht bevor sie Liu Song, die chinesische Sängerin getroffen haben, die William aus ihrer Vergangenheit erzählt.
Eine bittere Vergangenheit im Amerika zur Zeit der Rezession, der spanischen Grippe und des Börsencrashes und der Rassentrennung nicht nur nach schwarz und weiß….

Mein Eindruck:

Jamie Ford beschreibt in diesem Roman über einen Waisenjungen auf der Suche nach seiner Mutter und dessen Vergangenheit das Amerika des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, in dem es die Menschen durch die Rezession, die Grippe-Pandemie und den Börsencrash nicht leicht hatten, sich aber durch ihre Ansichten und Vorurteile das Leben noch schwerer machten. Sehr gefühlvoll beschreibt er die Geschichte von Liu Song, deren Mutter in zweiter Ehe mit einem Geschäftsmann alles andere als glücklich ist. Wie sie den Verdacht hegte, dass er sie umgebracht hat, um sich an Liu Song, seiner Stieftochter zu vergehen. Vor allem wie Liu Song ihr Leben, nachdem sie den Stiefvater mit einem Trick aus der Wohnung vertrieben hat, versucht in den Griff zu bekommen. Eine alleinstehende Chinesin mit Kind war der größte Makel, der einer Chinesin damals anhaftete. Da war es noch eher erträglich, dass sie von den weißen Amerikanern wie Menschen zweiter Klasse behandelt wurden. Eindrucksvoll geht Ford auch auf die Entwicklung der Filmindustrie ein, die sich in dieser Zeit mit Riesenschritten entwickelte. Immer wieder beschreibt er, wie an Filmsets und Theatern gearbeitet wurde. Jedoch auch das daraus resultierende Sterben der Musikalienhandlungen, Theater und Stummfilmkinos und immer wieder die Not der Bürger, die keine Arbeit und mit Hunger, Geldmangel und Krankheit zu kämpfen hatten. Er zeigt Liu Songs Kampf gegen den Stiefvater, sowie gegen das Jugendamt und ihre steil ansteigende Karriere als Schauspielerin, die niemals ihren kleinen Sohn vergaß.
Zwei bestehende Handlungsstränge, einer davon bezieht sich auf das Jahr 1934, in dem William aus dem Waisenhaus flieht und seine Geschichte aufzeigt und der andere, der sich mit der Zeit ab 1921 und somit dem Schicksal seiner Mutter beschäftigt, laufen zum Ende hin geschickt ineinander.
Zu keinem Zeitpunkt ist dieses Buch langweilig. Der Autor hält permanent den roten Faden fest und verliert sich nicht in unnötigem Blabla, sodass am Ende eine völlig runde Geschichte daraus wurde, die ich nur als perfekt gelungen bezeichnen kann.

Mein Fazit:

Wer ruhige Töne liebt und auch gerne in vergangene Zeiten eintaucht, sollte sich dieses Buch auf jeden Fall gönnen

Dienstag, 25. März 2014

Noah - Sebastian Fitzek


560 Seiten
Bastei Lübbe
Erschienen am 20.12.2013
ISBN 978-3785724828

Klappentext:

Er weiß nicht, wie er heißt. Er hat keine Ahnung, wo er herkommt. Er kann sich nicht erinnern, wie er nach Berlin kam, und seit wann er hier auf der Straße lebt. Die Obdachlosen, mit denen er umherzieht, nennen ihn Noah, weil dieser Name tätowiert auf der Innenseite seiner Handfläche steht. Noahs Suche nach seiner Herkunft wird zu einer Tour de force. Für ihn und die gesamte Menschheit. Denn er ist das wesentliche Element in einer Verschwörung, die das Leben aller Menschen auf dem Planeten gefährdet und schon zehntausende Opfer gefunden hat.

Mein Umriss:

Als er zu sich kommt, befindet er sich in einem unterirdischen Bereich der Berliner U-Bahn und kann sich an nichts erinnern. Schmerzen in seiner Schulter lassen ihn erahnen, dass irgend etwas passiert ist das nicht alltäglich ist und woraus ihn der Obdachlose, der sich um ihn kümmerte, wohl gerettet haben mußte. Erschreckend für ihn ist jedoch, dass er sich an absolut nichts erinnern kann. Sogar sein Name ist aus dem Gedächtnis gelöscht. Daher nannte ihn der Obdachlose Noah, nach der Tätowierung die er auf der Handfläche trägt und über die er auch nichts weiß.
Noah belächelt die Marotten seines Retters, zu allem die Quersummen zu errechnen und daraus zu schließen, ob etwas gut oder schlecht für ihn ist. Auch die Begründung, warum er ausgerechnet im Untergrund lebt und nicht versucht, in einem Obdachlosenasyl unter zu kommen. Gewisse Dinge stellen sich im Laufe der Zeit als gar nicht so abwegig heraus. Insbesondere als die beiden nach Noahs Anruf bei einer Zeitung, in der er ein Bild wieder erkannte, ins Hotel Adlon kommen sollte. Dort wird er von den Angestellten erkannt und mit einem ihm unbekannten Namen angesprochen. Als er dann die für ihn reservierte Suite betritt, stürzen die heftigsten Erinnerungsbrocken auf ihn ein. Er glaubt, seinen eigenen Tod zu sehen. Als dann plötzlich Leute auftauchen, die ihn töten wollen beginnt die Flucht ins Ungewisse….

Mein Eindruck:

Mit diesem Thriller zeigt Sebastian Fitzek eine andere, nicht weniger interessante Seite von sich. Nämlich den kritischen Beobachter seiner Umwelt und was mit dieser geschieht. Er ersann zu diesem Roman ein erschreckend realistisches Szenario, das für Leser die ohne Scheuklappen durchs Leben gehen, keineswegs absurd erscheint. Er weist zwar darauf hin, dass das meiste frei erfunden ist, hat aber auch viele Dinge verwendet und eingebaut, wie sie für die zivilisierten Staaten und deren Bürger normal sind. Durch den Blick nach Manila auf eine der größten Müllhalden der jetzigen Zeit, auf der Kinder wie Erwachsene im Müll leben und sich vom Müll ernähren indem sie ihn verkaufen, zeigt er immer wieder, dass es nicht selbstverständlich ist im Wohlstand zu leben. Erschreckend stellt er die Gefahr der Überbevölkerung dar, die schon jetzt ein nicht zu verleugnendes Problem in Bezug auf das ist, was die Erde noch erträgt. In wenigen Jahren werden natürliche Ressourcen aufgebraucht sein, die dem Menschen heute noch das Überleben sichern. Darüber hinaus zeigt Fitzek, dass es unter Umständen ein Leichtes für gewisse Gruppen wäre, die Überbevölkerung mithilfe einer schrecklichen, im Reagenzglas gezüchteten Krankheit zu verhindern. Fitzek hat genau diese Problematik aufgenommen und einen Thriller daraus gemacht, der einen von der ersten bis zur letzten Seite in seinem Bann hält. Zu keinem Zeitpunkt hebt er mahnend den Zeigefinger, aber trotzdem geht dieses Werk so unter die Haut, dass man es nicht einfach als gelesen abhaken kann.

Mein Fazit:

Fitzeks bestes Werk, das einen auch nicht losläßt, wenn man es längst gelesen und zur Seite gelegt hat.

Dienstag, 18. März 2014

Teufelsgrinsen - Annelie Wendeberg

240 Seiten
KiWi-Paperback
Erschienen am 13.02.2014
ISBN 978-3462046434

Klappentext:

In einer Zeit, in der nur Männer an Universitäten zugelassen sind, schneidet sich Anna Kronberg die Haare ab, zieht Hosen an und studiert Medizin.
Als angesehener Arzt gerät sie in das Zentrum einer monströsen Verschwörung und selbst in tödliche Gefahr, der sie nur mithilfe ihres scharfen Verstandes – und dem Beistand von Sherlock Holmes – entkommen kann.

Mein Umriss:

Ende des 19. Jahrhunderts wird London immer wieder von schrecklichen Seuchen heimgesucht. Die Armut in dieser Stadt ist überall bemerkbar. Als ein Choleraopfer tot in der städtischen Wasserversorgung gefunden wird, wird Dr. Anton Kronberg, führender Bakteriologe in England, hinzu gezogen. Schnell wird klar, dass der Mann absichtlich mit den Cholerabakterien infiziert wurde.
Scotland Yard ist nicht sonderlich interessiert an diesem Fall, da begegnet Kronberg dem Detektiv Sherlock Holmes und ermittelt mit ihm zusammen.
Als Holmes hinter Kronbergs Geheimnis kommt, beginnt Anna Kronberg hinter dessen Fassade zu blicken. Zwei ebenbürtige Partner haben sich gefunden, die nun in den Ermittlungsfragen den gleichen Weg beschreiten und sich selber in höchste Gefahr bringen.

Mein Eindruck:

Nein, nie wollte ich ein Buch lesen, in dem Sherlock Holmes vorkommt. Irgendwie reizte es mich dann doch, als mir darüber erzählt wurde. Nein, es wird nicht das letzte Buch mit und über Sherlock Holmes sein. Auch wenn sich die Autorin Annelie Wendeberg hier an einer Figur bediente, die nicht ihrer eigenen Fantasie entsprungen ist, so nimmt man es ihr als Leser nicht übel, ihn ins Geschehen eingebaut zu haben. Das Fachwissen von Anton/Anna Kronberg in Verbindung mit der kriminellen Scharfsichtigkeit von Sherlock Holmes ist hier ein Garant für einen wirklich gelungenen Kriminalfall zum Ende des 19. Jahrhunderts. Wendeberg lässt einen tief in die Welt kurz vor der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert eintauchen. Durch ihre Detailverliebtheit in Bezug auf die Personen und auch deren Umfeld fühlt man sich dieser Zeit und den Geschehnissen zugehörig und es ist sehr schwer, dieses Buch wieder zur Seite zu legen.
Faszinierend an Autorin und Buch ist auch, dass das Werk ursprünglich in Englisch geschrieben wurde und erst zu einem späteren Zeitpunkt als Übersetzung auf den deutschen Markt kam.
Das Cover ist sehr geheimnisvoll gestaltet, ebenso lässt der Klappentext nicht zu tief blicken. Durch die Kombination aus beidem wird die Neugierde, die auf keinen Fall enttäuscht wird, aus der Reserve gelockt.

Mein Fazit:

Ein nicht alltäglicher Kriminalfall, der einen zu fesseln versteht.

Mittwoch, 12. März 2014

Sebastian Fitzek in der BMW Welt München

Krimifestival 2014 – München – BMW Welt

Sebastian Fitzek liest und erzählt zu seiner Karriere und zu seinem neuen Thriller Noah

09. März 2014, herrlichstes Wetter über der Landeshauptstadt Bayerns. Die BMW Welt wird von der Sonne verwöhnt.
Dieses Wetter begrüßte den Schriftsteller Sebastian Fitzek aufs Herzlichste.

Um 15 Uhr ging es los

Eine Mitarbeiterin der BMW Welt kündigte Sebastian Fitzek mit Lobeshymnen an. Dann betritt er die Bühne….
Von Anfang an bester Laune, gewinnt er bereits in den ersten Minuten die vollste Aufmerksamkeit des Publikums. Er verstand es durch seinen Humor und seine lebendige Ausdrucksweise alle in seinen Bann zu ziehen.
Zu Beginn ließ er das Publikum in seinen Start in sein Berufsleben blicken, den er schlagfertig und humorvoll Revue passieren läßt. Ja, auch ein Sebastian Fitzek kam nicht als Schriftsteller zur Welt und nein, er wollte nie einer werden. Wäre da nicht so manche Stolperschwelle in jungen Jahren gewesen, die ihn in diese Richtung laufen ließ.
Tennisspieler wollte er werden, was ihn jedoch schnell erkennen ließ, dass er keiner derjenigen sein würde, die davon leben könnten. Also strebte er ein Studium als Tierarzt an. Ja, das schaffte er nach seinen eigenen Worten…… 3 Monate. Als er dann ein totes Tier sezieren mußte, war auch das vorbei. Also gründete er eine Band und versteckte sich hinter dem Schlagzeug…. Ob es am Bandnamen lag, oder allgemein an der Kunst der Band, darüber schweigt er sich aus. Die Band trug übrigens den Namen Fitzekk. Das zweite k sollte wohl das Additiv im Super Plus sein. Sollte, war aber nicht.
Irgendwann kam er dahinter, dass er einen eher seltenen Namen trägt und wurde dahingehend auch noch unterstützt, indem ihm gesagt wurde, dass er mit so einem Namen nur Schriftsteller werden könnte.
Auch dieser Weg war nicht ganz ohne Hürden, aber von Anfang an vielversprechend. Die Erzählungen über die ersten Lesungen mit 5 Teilnehmern, niedrigen Auflagen und das Umsortieren in den Buchläden trieben den Zuhörern die Lachtränen in die Augen. Namen wollte er nicht nennen, aber wenn es alle machen, warum nicht auch Sebastian Fitzek?

Wie kommt er nur immer wieder auf die Ideen zu seinen Thrillern?
Auch das erzählt er mehr oder weniger ausführlich. Er beobachtet die Menschen und alltäglichen Begebenheiten und so könnte sogar ein bei ihm für Nachbarn hinterlegtes Paket Stoff für einen nervenzerreissenden Thriller werden. Ebenso der Baumpilz, der seinem Wirt alles Lebensnotwengige entzieht, das dieser zum Überleben benötigt und an diesem Pilz stirbt
.
Zu Noah trug er ein Jahr lang alles an Informationen zusammen, das er benötigte, um dieses Buch zu beginnen. Es ist das erste Buch, dessen Handlung auf internationaler Ebene spielt und die allgegenwärtigen Umweltprobleme, wie Überbevölkerung genauer unter die Lupe nimmt. Immer wieder stellt sich Fitzek die Frage, wie viel ist zu viel.
In seiner Lesung trägt er Passagen vor, die nicht zu viel vom Buch verraten, sodass man auf jeden Fall gespannt ist, was einem dieses Werk beschert.
Dass Fitzek der absolute Vater ist, damit hält er nicht hinter dem Berg, als er über die dramatische Geburt seines jüngsten Sohnes Felix erzählt, der 11 Wochen zu früh im Juni 2013 das Licht der Welt erblickte. Auch, dass er seinen Kindern abends, so oft es geht, eine „Schichte“ vorliest.
Dazu jedoch bittet ihn seine Frau irgendwann, doch bitte die Geschichten sorgfältiger auszuwählen, nachdem Tochter Lotte in der Küche zu ihrer Mutter sagte „Ich hab ein hartes Messer, Mama ich muss dich töten“. Dass die Kleine dies aus dem Zusammenhang aus „Die Schöne und das Biest“ gerissen hat, konnte Fitzeks Frau nicht ahnen.

Zwischen diesen Abschnitten aus seinem Leben findet er immer eine gelungene Überleitung, um in wunderbarer Art und Weise, diverse Kapitel seines Buches zum Leben zu erwecken.

Mein Fazit:

Trotz der Vielzahl der Geschichten und Anekdoten hat man immer noch das Gefühl, dass Sebastian Fitzek noch lange nicht fertig ist, aus seinem Leben zu erzählen. Daher war es für mich bestimmt nicht die letzte Veranstaltung mit diesem tollen Schriftsteller, die ich besuchte.

 Hervorragendes Bühnenbild
 Sebastian Fitzek in voller Fahrt
 Noah ist das erste Buch von Fitzek, dessen Handlung auf internationaler Ebene stattfindet
 Hat jemand das FB-Profil gehackt? Bööööse Kollegen
 Wie kommt er immer wieder auf seine Ideen?
 Felix im Juni 2013 - 11 Wochen zu früh
 Felix 3 Monate später
Ob Felix in die Fussstapfen seines Vaters tritt?
 Das kommt davon, wenn man „Die Schöne und das Biest“ zu sehr ausschmückt
 Auch nach dem Vortragsmarathon nach Stunden noch bester Laune

Vielen Dank für diesen tollen Nachmittag

Dornentöchter - Josephine Pennicott

416 Seiten
Weltbild Verlag
Erschienen 2013
ISBN 978-3863656744

Klappentext:

Ein verwunschenes Cottage.
Eine schicksalhafte Begegnung.
Ein lang gehütetes Familiengeheimnis.

Als Sadie in das alte Cottage ihrer Familie in Tasmanien zieht, hofft sie auf einen Neubeginn. Doch das schöne Haus hat ein Geheimnis. Vor Jahrzehnten starb dort Sadies Großmutter auf mysteriöse Weise. Ist die Zeit reif, das Rätsel zu lösen? Über Generationen hinweg hat die Familie geschwiegen, nun will Sadie die Wahrheit ans Licht bringen. Sie dringt tief in die Vergangenheit ein und kommt dabei auch ihrem Traum von einem Leben voller Liebe und Vertrauen näher.

Mein Umriss:

Nach der Trennung von ihrem Mann beschließt Sadie, mit ihrer an Magersucht erkrankten Tochter in das Cottage ihrer Großmutter Pearl, nach Tasmanien zu ziehen. Dort lernt sie gleich am ersten Tag ihre Tante Thomasina kennen, die eine Hütte auf dem Grundstück von Poet´s Cottage bewohnt.
Schon in den ersten Tagen nehmen Bewohner des Ortes Pencubitt Kontakt zu Sadie auf. Mitunter auch Birdie, eine frühere Freundin ihrer Großmutter, die ihr ein Manuskript überläßt, nachdem ihr Sadie erzählte, dass sie hinter das Geheimnis des Todes ihrer Großmutter kommen will. Diese wurde im Jahr 1936 im Keller von Poet´s Cottage ermordet aufgefunden.
Sadie liest sich nun in das Leben von Pearl ein und staunt nicht schlecht, wie unkonventionell diese Frau lebte. Auch wenn sie den Ruf einer Lebedame hatte, so scharte sie doch immer viele Leute um sich. Weniger schön ist sie darin als Rabenmutter dargestellt. Dass Thomasina nicht über ihre Kindheit sprechen will, ist Sadie unverständlich und macht sich somit auf eigene Faust auf die Suche nach dem Wie und Warum.

Mein Eindruck:

Eine Familiensaga? Ein Kriminalroman?
Irgendwie seh ich nichts von beiden in diesem Buch. Eher langweilig dahinplätschernd wird die Ankunft von Sadie und Betty in Tasmanien und im weiteren Verlauf die Lebensgeschichte ihrer Großmutter dargestellt. Stark werden deren schlechten Qualitäten als Mutter, die ihre Tochter Thomasina regelrecht mit ihren Launen qält, dargestellt. Auch die Eskapaden von Pearl, die schlussendlich dazu führten, dass ihr Mann die Flucht antrat und fortan sein Leben mit Birdie teilte, bleiben nicht außer acht. Recht nebensächlich geht Josephine Pennicott auf das eigentliche Thema, den Mord an Pearl und dessen Aufklärung, ein.  Recht langatmig geschrieben, herrscht beim Lesen gähnende Langeweile. Irgendwann war ich einfach nicht mehr bereit, dieses Buch an dem das Cover noch das schönste ist, weiter zu lesen.
Mag sein, dass es für manche eine schöne Familiensaga mit kriminellem Hintergrund ist, ich hab das Buch nach 170 Seiten abgebrochen, weil es einfach zu viele gibt, die erheblich besser, mitreissender und spannender sind.

Mein Fazit:

Dieses Buch zu Ende zu lesen wäre vergeudete Zeit gewesen